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CL-Aus: Wie Thomas Tuchel den FC Bayern jetzt umkrempeln muss

19.04.2023, Bayern, M
Joshua Kimmich (hinten) und Kingsley Coman waren nach dem Viertelfinal-Aus in der Champions League enttäuschtBild: dpa / Sven Hoppe
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CL-Aus: Wie Thomas Tuchel den FC Bayern jetzt umkrempeln muss

20.04.2023, 07:31
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Der FC Bayern München ist aus der Champions League ausgeschieden. Nach dem 0:3 im Hinspiel gegen Manchester City ist das keine große Überraschung mehr. Im Rückspiel kam das Team von Trainer Thomas Tuchel nicht über ein 1:1 hinaus. Das Aus war daher schon früh klar.

Die ganz großen Emotionen gab es deshalb nicht. Zu klar und absehbar war das Ausscheiden des deutschen Rekordmeisters in der Königsklasse. Gerade deshalb müssen sich nun besonders die Bayern-Bosse die Frage gefallen lassen: Sind die Triple-Träume der Münchner trotz oder wegen des Trainerwechsels geplatzt?

Unter Tuchel kam Pokal- und Champions-League-Aus der Bayern

Vor rund einem Monat wurde Julian Nagelsmann beurlaubt. Thomas Tuchel ersetzte ihn und sollte die strauchelnde Bayern-Mannschaft stabilisieren. Gelungen ist ihm das in den ersten vier Wochen nicht. Nach einem 4:2-Sieg im ersten Spiel gegen Dortmund folgte zuerst das Pokal-Aus gegen Freiburg (1:2), jetzt das Champions-League-Aus gegen Manchester City.

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Klar ist nun: Sollte Tuchel auch die Meisterschaft verspielen, würde nicht nur er unter Druck geraten, sondern auch Vorstandsboss Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidžić. Der Saisonendspurt muss daher sitzen. Andererseits hat Tuchel nun genug Argumente, um den Bayern-Kader nach seinen Wünschen von Kahn und Salihamidžić im Sommer umbauen zu lassen. Das Team wird sicherlich optimal auf die Vorstellungen des 49-Jährigen angepasst werden, damit die Münchner in der kommenden Saison wieder vom Triple träumen können.

Um auch wieder im internationalen Fußball um Titel spielen zu können, sind dabei einige Änderungen im Vergleich zu dieser Saison unabdingbar. Eine könnte sich relativ einfach und schnell auf dem Transfermarkt lösen.

Klarer Stürmer ist benötigt

Zu Beginn der Saison und gerade in der heißen Phase im März und April ist klar geworden: Bayern braucht einen klaren Stürmer. Nach dem Abgang von Robert Lewandowski im vergangenen Sommer zum FC Barcelona für rund 45 Millionen Euro herrschte zunächst ein Loch im Bayern-Angriff.

Erst die Umstellung im Oktober auf Eric Maxim Choupo-Moting brachte den deutschen Rekordmeister in die Erfolgsspur. Gerade aber in den letzten Wochen fehlte der kamerunische Nationalstürmer angeschlagen. Noch dazu ist zu bezweifeln, dass er die Weltklasse eines Robert Lewandowski je noch erreicht – immerhin ist er bereits 34 Jahre alt.

Mathys Tel gilt mit seinen 17 Jahren zwar als Talent, aber scheint wiederum noch nicht stark genug, um im obersten Level des europäischen Fußballs anzugreifen. Deshalb schauen sich die Bayern nach neuen Stürmern um.

Randal Kolo Muani, Harry Kane, Victor Osimhen sind die Namen, die am häufigsten in der Gerüchteküche kursieren. Der Nachteil bei diesem Trio: Der Rekordmeister müsste ordentlich zahlen. Frankfurt fordert über 100 Millionen Euro für Kolo Muani, genauso wie Neapel für Osimhen. Auch die Ablösesumme für Kane könnte in dieser Größenordnung liegen. Zwar hat er nur noch bis 2024 Vertrag, allerdings liegt sein Marktwert laut der Online-Plattform "Transfermarkt" bei rund 90 Millionen Euro.

"Grundsätzlich schließe ich im Leben nichts aus. Aber ich wäre immer der Mahner"
Bayern-Finanzboss Michael Diederich über einen möglichen 100-Millionen-Transfer des Rekordmeisters.

Ein Transfer mit einer Ablöse von 100 Millionen Euro galt beim FC Bayern lange als unvorstellbar. Das könnte sich durch die aktuelle Saison allerdings ändern. Vor wenigen Wochen sagte Finanzboss Michael Diederich im Bayern Vereinsmagazin "51" bereits: "Grundsätzlich schließe ich im Leben nichts aus. Aber ich wäre immer der Mahner, der sagt: 'Freunde, Achtung! Wir müssen auch den zweiten Teil der Waage, unsere Wirtschaftlichkeit, im Blick behalten'."

Zuletzt kam auch eine kostengünstigere Variante auf: der Däne Rasmus Højlund. Der 20-Jährige spielt seit vergangenem Sommer für Bergamo, ist 20 Millionen Euro wert und steht laut "Sportbild" im Fokus der Bayern-Verantwortlichen. Er wäre wohl günstiger als die bisher genannten Kandidaten.

Ruhe im Torwart-Team

Ein Unruheherd könnte sich ab der kommenden Saison auch im Tor der Münchner ergeben. Der eigentliche Stammtorhüter Manuel Neuer wird nach seinem Unterschenkelbruch wieder zurückkehren. Offen ist nur, wann genau. Der deutsche Nationalspieler hat noch einen Vertrag bis 2024, genauso wie Ersatzmann Sven Ulreich.

Dazu steht Yann Sommer noch bis 2025 unter Vertrag. Er wurde nach der Verletzung von Neuer verpflichtet, um als Vertreter den Kasten sauber zu halten. Als wäre das nicht schon genug, kommt mit Alexander Nübel ein weiterer Torhüter mit Stammplatz-Ambitionen nach München zurück. Der 26-Jährige war zuletzt zwei Jahre nach Monaco ausgeliehen.

ARCHIV - 16.02.2023, Nordrhein-Westfalen, Leverkusen: Fußball: Europa League, Bayer Leverkusen - AS Monaco, K.o.-Runde, Zwischenrunde, Hinspiele, in der BayArena. Monacos Torwart Alexander Nübel spiel ...
Nach zwei Jahren in Monaco kehrt Alexander Nübel zum FC Bayern zurück.Bild: dpa / Federico Gambarini

Ihm können vermutlich die geringsten Chancen zugerechnet werden, in der kommenden Saison als Stammtorwart im Münchner Tor zu stehen. Wahrscheinlicher ist, dass der Kampf zwischen Sommer und Neuer ausgetragen wird. Bislang hielt sich Tuchel dahingehend neutral, sagte zuletzt: "Ich glaube, dass der Manu – da bin ich mir 100 Prozent sicher – es noch mal wissen will." Der 37-Jährige sei schließlich "unser Kapitän und der, der deutschen Nationalmannschaft. Das darf man nicht vergessen. Das zeugt von einer großen Persönlichkeit im deutschen Sport. Er kriegt jede Unterstützung und Yann auch."

Sportlich gesehen, wird der FC Bayern also in jedem Fall einen Top-Torhüter in der nächsten Saison zwischen den Pfosten haben. Wichtiger wird, wie der ausgebootete Schlussmann reagiert. Nachdem sich die Münchner im Januar von Torwarttrainer und Neuer-Vertrauten Toni Tapalović getrennt hatten, wurde offensichtlich, wozu ein unzufriedener Manuel Neuer bereit ist.

Er gab ein Interview in der "Süddeutschen Zeitung", das ohne Rücksprache mit dem Verein geführt wurde und in den kommenden Tagen für medialen Rummel und Unruhe im Bayern-Team führte.

Ein ähnliches Szenario muss Tuchel in der kommenden Saison unterbinden. Sommer, Neuer oder Nübel könnten sich bei einer Verbannung auf die Bank gekränkt fühlen. Hier gilt es für Tuchel gute Moderationsarbeit zu leisten unter den Torwart-Stars des Rekordmeisters.

Weniger FC Hollywood

Neben der sportlichen Inkonstanz, die Thomas Tuchel in den Griff bekommen soll, muss er in der kommenden Spielzeit auch für mehr Ruhe bei Themen außerhalb des Platzes sorgen. Für viele Medien sind Fashion-Week-Ausflüge, kleinere Auseinandersetzungen der Stars oder Veröffentlichungen von Taktiken ein Segen. Für den FC Bayern und den sportlichen Erfolg wohl aber nicht.

Natürlich muss nicht jedes abseitiges Thema unweigerlich zu einer Ablenkung der Spieler führen. Aber es kann. Gerade im internationalen Top-Fußball hat jede minimale Ablenkung von der eigenen sportlichen Leistung das Potenzial zum Misserfolg zu führen.

Dabei ist völlig klar, dass auch Fußball-Profis ein Recht auf ein Privatleben haben und dort machen sollen, worauf sie Lust haben. Es muss allerdings klar sein, dass jede öffentliche Inszenierung eines Ausflugs vom Sportlichen ablenken und dadurch die Ziele der Bayern gefährdet sein könnten.

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