
In der ersten Runde des DFB-Pokals feierte Borussia Mönchengladbach einen 3:1-Sieg über Erzgebirge Aue.Bild: IMAGO images / Kruczynski
Analyse
Die Bundesliga-Saison 2024/25 steht in den Startlöchern. Anders als in den vergangenen elf Jahren ist dies nicht gleichbedeutend mit einem Spiel des FC Bayern, denn der amtierende Meister heißt nun Bayer Leverkusen. Die Werkself muss zum Auftakt bei Borussia Mönchengladbach ran.
In Anbetracht der Dominanz aus der Vorsaison, als Leverkusen ohne eine einzige Niederlage durch die nationalen Wettbewerbe marschiert ist, scheinen die Rollen klar verteilt. Zumal die Fohlen auf der anderen Seite eine enttäuschende Spielzeit absolviert haben, am Ende auf Platz 14 liegend nur einen Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz hatten.
Erwartet die Zuschauer:innen zum Start in die neue Saison also eine klare Angelegenheit? Mitnichten! Denn vor allem in Mönchengladbach hat sich so einiges getan.
Gladbach hat clevere Transfers getätigt
"Ich glaube, dass wir wettbewerbsfähiger sind als zu Beginn der vergangenen Saison. Wir haben jetzt eine robustere Mannschaft, und ich erkenne in einigen Bereichen eine positive Entwicklung", erklärte VfL-Trainer Gerardo Seoane im "Kicker", wie gut er sein Team aufgestellt sieht.
Dass die Gladbacher Elf momentan weitaus erfolgversprechender dasteht, hat vor allem mit den Sommertransfers zu tun.
In Ex-Bochumer Kevin Stöger und Ex-Heidenheimer Tim Kleindienst hat die Borussia zwei Spieler geholt, die in der Vorsaison bei ihrem jeweiligen Bundesliga-Klub herausragten. Selbiges gilt auch für Philipp Sander, einer der Schlüsselspieler beim Aufstieg von Holstein Kiel.

Torjäger und Arbeitstier: Tim Kleindienst spielt ab dieser Saison für Borussia Mönchengladbach.Bild: dpa / Robert Michael
Kleindienst traf in der Vorsaison 14 Mal, bereitete fünf weitere Tore vor. Stöger lieferte 13 Assists, acht Treffer und zahlreiche brandgefährliche Standards. Und doch steht über allem die Qualität, die die Neuen in der Arbeit gegen den Ball einbringen. Der Stürmer ist bekannt für seine enorme Arbeitsrate, Stöger und Sander stehen für Balleroberungen.
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"Wir spielen und verteidigen aktiver, das haben die Tests schon gezeigt. Tim Kleindienst, Kevin Stöger und Philipp Sander, unsere Neuen, unterstützen uns dabei mit ihrer Spielweise", ordnete Seoane zufrieden ein. "Ich erkenne Fortschritte bei der Spielkontrolle, bei der Balance, bei der Schnelligkeit im Angriffsspiel."
Seoane setzt in Gladbach auf Variabilität
In Gladbach entwickelt sich etwas, wenngleich noch nicht ganz klar scheint, welche Spielidee der pragmatische Trainer dabei anstrebt: Wollen die Fohlen ihre Gegner mit Ballbesitz dominieren oder doch eher schnell umschalten? Elemente für beide Ansätze waren diesen Sommer über schon zu erkennen, für beide Ideen finden sich passende Spielertypen im Kader.
Neben dem flachen Aufbau durchs Zentrum sind so etwa auch lange Bälle kein Tabu. In Kleindienst gibt es einen hervorragenden Zielspieler, der auf schnelle Nebenleute wie Franck Honorat oder Nathan Ngoumou ablegen kann.
Gerade zum Start sind die Fohlen also schwer ausrechenbar. Die Ergebnisse aus den Testspielen (sechs Siege in sechs Spielen) sowie der 3:1-Erfolg in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Aue geben Seoane jedenfalls recht, wenn er die Entwicklung lobt. Diese hat nicht erst in dieser Vorbereitung begonnen, sondern schon beim Kaderumbruch vor einem Jahr.

Gerardo Seoane hat Borussia Mönchengladbach im Sommer 2023 übernommen.Bild: dpa / Robert Michael
"Die Mannschaft befindet sich nicht erst seit gestern im Wandel", betonte der Trainer selbst, gestand aber auch ein: "Wir haben noch ein paar Schritte zu gehen in dem gesamten Entwicklungsprozess."
Gladbach weiß, wie man den Meister ärgert
Als Gladbach im Januar das letzte Mal auf Leverkusen getroffen ist, war der VfL in seiner Entwicklung gewiss noch nicht so weit wie jetzt. Und doch mauerte sich der Underdog damals zu einem 0:0. Die Borussia war damit in der Vorsaison neben Atalanta Bergamo das einzige Team, das gegen die Werkself die Null halten konnte.
Für die Wiederholung eines vergleichbaren Ergebnisses spricht nicht nur die Entwicklung der Fohlen, sondern auch die Form der Leverkusener. Am Wochenende gewannen diese zwar den Supercup, benötigten dafür aber das Elfmeterschießen. Schon die drei Testspiele davor konnte der Double-Sieger nicht siegreich gestalten, gegen Arsenal setzte es gar eine deftige 1:4-Schlappe.
Die Chancen, etwas gegen Bayer zu holen, dürften für Gladbach nun also besser stehen als bei einem Duell am fünften Spieltag, wenn die Werkself womöglich wieder richtig ins Rollen gekommen ist.
"Dazu ein voller Borussia-Park, da kann schon eine Atmosphäre entstehen, in der für uns etwas zu holen ist", verwies Seoane im "Kicker" auch noch auf einen weichen Faktor. Das Stadion wird ausverkauft sein, kann sich während der 90 Minuten also in einen Hexenkessel verwandeln.
Und wie man gegen einen Meister antritt, wissen sie in Mönchengladbach sowieso. 2001 war die Borussia das bis dato letzte Team, das am ersten Spieltag den amtierenden Meister schlagen konnte, damals feierten die Fohlen einen 1:0-Erfolg gegen den FC Bayern. 2021 war der VfL beim 1:1 gegen die Bayern zudem das letzte Team, das zum Auftakt gegen den Meister punkten konnte.
Es ist nicht die einzige Statistik, die am Freitag für die Gastgeber spricht. Schiedsrichter der Partie ist nämlich Oliver Schröder. Als der im Februar 2023 letztmals eine Partie mit Leverkusener Beteiligung geleitet hat, ging die Werkself gegen Mainz tatsächlich als Verlierer vom Feld (2:3).
Die Vorzeichen kehren sich zum Bundesliga-Auftakt zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen also zwar nicht gänzlich um, der Meister aber sollte gewarnt sein. Ein leichter Aufgalopp in die neue Saison wird das Duell mit den Fohlen nicht.
Harry Kane ist auch in dieser Saison wieder die personifizierte Torgefahr beim FC Bayern. Obwohl der Engländer rund um den Jahreswechsel eine kleine Torflaute durchlebte, steht er wettbewerbsübergreifend nach 27 Spielen bei stolzen 26 Treffern, zehn weitere hat er vorbereitet.