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Lukas Kwasniok beim 1. FC Köln: ein Match mit Risiko

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Der Neue in Köln: Lukas Kwasniok.Bild: IMAGO/Jan Huebner
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Lukas Kwasniok beim 1. FC Köln: ein Match mit Risiko

Seine Sprüche sind "brutal", sein sportlicher Aufstieg auch. In Köln ist man gespaltener Meinung: Passt Lukas Kwasniok zum Effzeh?
24.08.2025, 13:1224.08.2025, 13:12
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Im Fan-Forum des 1. FC Köln wird diskutiert, ohne Rücksicht und ohne Filter. Es gibt keine Netiquette, kein Factchecking, kein Korrektiv. Manchmal herrscht ein rauer Ton. Wegen jeder noch so kleinen Äußerung, jeder Auftritt, der Anlass zur Debatte bietet. So auch am 10. Juni, als bekannt wurde, dass Lukas Kwasniok auf Friedhelm Funkel folgt. Die erste Reaktion im Forum?

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In Köln ist man jeck. Und nicht sicher, was man von dem Neuen halten soll. Manche glauben, er könne begeistern. Manche finden, er sei authentischer als seine Vorgänger – "gar nicht so neunmalklug wie Baumgart, nicht langweilig wie Schulz und schon gar nicht so unlustig und verkopft wie Struber", meint jemand aus dem Fan-Forum.

Andere dagegen fühlen sich an einen cholerischen Markus Anfang erinnert, finden seine Aussagen "brutal" oder nennen ihn eine "Rampensau". Einer, der aussieht wie "eine Mischung aus Gisdol und Baumgart, auf dem Nachhauseweg aus'm Megapark".

Lukas Kwasniok – nicht das Image eines Saubermannes

Hinzu kommt, dass Kwasniok eine Vergangenheit mitbringt. Über das, was 2023 auf Mallorca geschehen sein soll, möchte er nicht mehr sprechen. Eine junge Frau hatte ihn damals angezeigt, im Raum stand der Vorwurf der sexuellen Nötigung.

Kwasniok, verheiratet und Vater zweier Kinder, kam mit auf die Wache und durfte nach wenigen Stunden wieder gehen. Einige Monate später wurde das Verfahren eingestellt. Der Fall aber wabert bis heute durch Foren und Kommentarspalten.

Kwasniok gilt ohnehin nicht als Saubermann. Er ist bekannt dafür, über Schiedsrichter, Gegner oder auch die eigenen Spieler herzuziehen. Dass er seinem Team ein "Qualitätsproblem" attestiert, hat es schon gegeben. Es passt zum Image eines Trainers, der aneckt.

Kwasniok und der "Hallo-Wach-Effekt", der sein Leben veränderte

Sprüche klopfen, Meinung sagen – Kwasniok rechtfertigt sein aufbrausendes Wesen mit seiner Herkunft. Er ist in Polen aufgewachsen, sagt er dem "Express", mit strengen Eltern im Ostblock. "Lachen stand da jetzt nicht an allererster Stelle." Weil seine Eltern wenig später "das Gefühl hatten, nicht mehr frei zu sein", suchten sie sich eine neue Heimat. Da war er sieben Jahre alt.

Angekommen in Deutschland, erkannte Kwasniok den Wert von Freiheit. Er spricht rückblickend von einem "Hallo-Wach-Effekt". Seitdem, betont er, wolle er sich diese Freiheit nicht mehr nehmen lassen. Dazu gehöre auch, dass er sagt, was er denkt: "Der liebe Gott hat uns einen Mund gegeben und den sollte man auch nutzen."

Amateurfußball im Herzen, Bundesliga im Kopf

Von der Seitenlinie aufs Spielfeld gebrüllt hat Kwasniok zum ersten Mal beim OSV Rastatt. In der sechsten Liga, auf durchgetretenem Rasen, wo der Ton rau war und moderne Analysten noch weit entfernt schienen, da verbrachte Kwasniok seine ersten Lehrjahre. "Eine Bratwurst und ein Bierchen am Rande eines Amateurspiels", sagt er dem "Kicker" heute, das sei nach wie vor einfach Lebensqualität für ihn.

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Lukas Kwasniok fackelt nicht lang.Bild: IMAGO/Christian Schroedter

Diese Wurzeln prägen ihn. "Ich habe immer gesagt, dass ich versuchen werde, meine Mannschaften nach diesem Gusto zu führen und zu leiten." Heute macht er das in der Bundesliga – "glücklicherweise besser bezahlt", wie er bei seiner Vorstellung in Köln sagte.

Von Rastatt führte ihn der Weg zum KSC, dann nach Saarbrücken und schließlich nach Paderborn, wo er die 2. Liga aufmischte. Nun will er beim FC "für Furore sorgen". Erste Ergebnisse sprechen für ihn: ein 4:0 im Test gegen Champions-League-Teilnehmer Atalanta Bergamo, dazu der Sieg im DFB-Pokal gegen Regensburg, als Köln in der Nachspielzeit aus einem 0:1 noch ein 2:1 machte.

Lukas Kwasniok: Erst Klassenerhalt, dann eine Ära prägen

"Fußballerisch war das sicher nicht so gut", gestand er danach ein, "dafür mental umso beeindruckender". Sein Ziel sei es, "der Mannschaft eine Identität zu geben in Form von leidenschaftlichem Fußball und den Gegner vielleicht an der einen oder anderen Stelle überraschen zu können". Mit einem runderneuerten Kader von 15 Neuzugängen soll der Klassenerhalt gelingen.

Langfristig denkt er aber größer. "Ich hoffe, hier eine Ära prägen zu können – weil ich glaube, dass der Verein und meine Wenigkeit echt gut zusammenpassen", hatte der Coach jüngst im "Bild"-Podcast "Phrasenmäher" gesagt. Eine Wohnung mit Mindestmietdauer wollte er deshalb nicht annehmen, verriet er, auch wenn das die Suche erschwerte.

Mittlerweile ist Kwasniok angekommen. Köln, sagt er, habe die "Größe einer Stadt" und zugleich die "Freundlichkeit eines Dorfes". "Wenn du nicht ganz doof bist", so Kwasniok, "dann lässt du dich umarmen." Er selbst gibt sich zuversichtlich – doch ob auch die Fans für sich gewinnen kann, bleibt die offene Frage.

Kwasniok ist einer, der sich nicht verbiegen lässt. Rau, kantig, aber mit Herz. Damit fügt er sich in das Selbstverständnis eines Vereins und einer Stadt, die für Toleranz stehen und für das kölsche Credo: "Jeder Jeck ist anders."

Doch ob Kwasnioks Haltung und Werte wirklich zur Vereinscharta passen, ist fraglich. Seine Vorgeschichte, seine schroffen Sprüche – sie könnten zum Problem werden.

Zugleich formulieren Fans die Bedingung klar: Gewinnt er das Derby gegen Gladbach und "zieht den Pillen den Zahn", dann, so schreibt einer im Forum, "darf er auch ein kölscher Jung sein".

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