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RTL übernimmt Sky: Für Dazn eine Gefahr, für Kunden ändert sich nichts

RECORD DATE NOT STATED Auf einem Smartphone wurde die Website der RTL Group aufgerufen. Dahinter wurde auf einem Laptop das Logo der Sendergruppe Sky Sport aufgerufen. Am Freitag wurde bekannt, dass R ...
Gehören künftig zusammen: Sky und RTL.Bild: IMAGO images / Hanno Bode
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RTL übernimmt Sky: Das ist vor allem für Dazn eine schlechte Nachricht

Das kommt überraschend und ist ein echter Hammer: RTL und Sky, die in den Vergangenheit bereits kooperiert haben, werden eins. Die RTL Group übernimmt den deutschen Ableger des Pay-TV-Senders.
27.06.2025, 18:0027.06.2025, 18:00
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RTL und Sky arbeiten schon seit längerer Zeit zusammen. Der Pay-TV-Sender hat in der Vergangenheit wiederholt seine Live-Übertragungen aus dem Sport auch bei RTL angeboten: Die Formel 1 oder auch die 2. Bundesliga stehen im Free-TV etwa immer wieder im Programm.

Nun gehen beide Medienpartner sogar noch einen Schritt weiter. Denn wie die RTL Group am Freitagmorgen überraschend verkündet hat, übernimmt sie Sky Deutschland mit seinem Streamingdienst Wow.

"Der Erwerb von Sky Deutschland ist für RTL eine einmalige Gelegenheit: Wir bringen zwei große europäische Medienmarken zusammen und schaffen eine führende Streaming- und TV-Plattform", kündigt Stephan Schmitter, CEO von RTL Deutschland, an.

RTL und Sky: Für die Kunden ändert sich wohl erstmal nichts

Gemeinsam wolle man "ein in Europa einzigartiges Angebot" entwickeln, "das wir gemeinsam weiterentwickeln werden – von Free bis Premium, von linearem TV bis Streaming. Für unser Publikum bedeutet das: noch mehr Content-Auswahl – auf allen Kanälen und Endgeräten".

In der Pressemitteilung ist in Folge der Übernahme von insgesamt "11,5 Millionen zahlenden Abonnenten" die Rede. Vor allem die Sky-Kund:innen darunter, ob sie nun Bundesliga, Formel 1 oder Golf schauen, dürfte vor allem interessieren, was sich für sie ändert.

Eine klare Antwort darauf findet sich in der Mitteilung nicht, aus einem Interview von Schmitter mit der "Bild" lässt sich aber ableiten: Erstmal dürfte sich nichts ändern.

"Alle drei Marken sind stark, haben unterschiedliche Zielgruppen und bleiben natürlich bestehen", erklärt der CEO, dass die Plattformen RTL+, Sky und Wow für sich bleiben. Auch an den Standorten – RTL sitzt in Köln, Sky in München – werde sich vorerst nichts verändern.

RTL übernimmt Sky: Das ist vor allem eine Ansage an Dazn

Florian Plettenberg wird (vorerst) also wohl auch keine Neuzugänge im Dschungelcamp verkünden und Sonja Zietlow wird die Bayern nicht durch den Bundesliga-Dschungel begleiten. Perspektivisch aber könnte mehr Sport im Free-TV laufen:

"Das haben wir fest vor, müssen aber zunächst in Ruhe mit allen Partnern sprechen. Es könnte zum Beispiel sein, dass wir zwei Partien des DFB-Pokals live bei RTL übertragen. Oder unser Angebot von bisher sieben Formel-1-Rennen im Free-TV ausweiten."

Das ist folglich vor allem eine Ansage an Dazn. Mit dem Streamingdienst konkurriert Sky in Deutschland seit Jahren um die Vorherrschaft in der Welt der Sportübertragungen. Zur neuen Bundesliga-Saison verliert der Pay-TV-Sender die Konferenz, präsentierte für die Samstagsspiele aber bereits eine kreative Konkurrenzlösung.

Mit der Möglichkeit, einzelne Spiele oder Events ins Free-TV zu verschieben und sich dort leichter Einschaltquoten zu verschaffen, erarbeitet sich Sky in Zusammenarbeit mit RTL einen klaren Vorteil.

In der Pressemitteilung fällt der Name des Sportkonkurrenten nicht. Stattdessen scheint das Gespann sogar noch nach Höherem zu streben. Man sei nun "auf Augenhöhe mit den größten US-amerikanischen Streamingdiensten", heißt es.

Netflix und Prime Video sind für RTL und Sky eine Nummer zu groß

Tatsächlich haben in Deutschland nur Prime Video und Netflix mehr Abonnenten, an Disney+ sind RTL und Sky laut "Digital Fernsehen" gemeinsam vorbeigezogen. Dazn wiederum kommuniziert für Deutschland keine Kundenzahlen, gab 2024 aber laut "Sport Bild" an, weltweit über 60 Millionen Premium-Nutzer zu haben.

Dass RTL und Sky künftig aber in große Konkurrenz mit Netflix und Prime Video treten, erscheint dann doch eher abwegig. Synergien etwa wären für die App-Bedienung wünschenswert, fraglich aber ist, wo der Funke überhaupt herkommen kann. Sowohl RTL als auch Sky stellen mit die schwächsten Streaming-Apps, die US-Anbieter haben die Nase hier ganz klar vorne.

Das gilt auch mit Blick auf Eigenproduktionen abseits des Sports. Die Konkurrenz aus den Staaten liefert mit einer deutlich höheren Frequenz ab.

Sky hat den Wert von Florian Wirtz

Bemerkenswert ist an dem Deal vom Freitag aber auch noch etwas anderes. Denn so überraschend er auch kam, so stark das Beben in der Medienwelt auch war: So richtig teuer war er nicht. RTL zahlt eigenen Angaben zufolge 150 Millionen Euro für die Übernahme.

Das mag auf dem Fußballtransfermarkt eine Menge sein. Es entspricht immerhin ziemlich genau dem, was der FC Liverpool für Nationalspieler Florian Wirtz bezahlt hat. Bei der Übernahme eines Konzerns aber – sogar einer, der mit milliardenschweren TV-Rechten handelt – mutet dies wie Peanuts an.

Es zeigt, wie wenig die vorherigen Besitzer noch an das Produkt Sky geglaubt haben. Was wiederum ein klares Indiz dafür ist, wie sehr der Pay-TV-Sender im Entertainment den Anschluss verloren hat. Ob die Übernahme durch RTL die Wende einleitet, wird die Zeit zeigen.

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