Es gab bereits einige Brandreden im deutschen Fußball. Die wohl bekanntesten kamen von Giovanni Trapattoni und Rudi Völler. Der Italiener prägte bei seinem verbalen Rundumschlag 1998 gegen seine damalige Bayern-Mannschaft die Ausdrücke wie "Was erlauben Strunz?", "schwach, wie eine Flasche leer" oder "Ich habe fertig".
Rudi Völler hingegen reagierte gereizt, als er von Waldemar Hartmann, seinerzeit ARD-Reporter, nach einem 0:0 gegen Island als Nationaltrainer interviewt wurde. Der Begriff "Weißbier-Waldi" entstand, da Völler dem Journalisten vorgeworfen hatte, "drei Weizenbier getrunken" zu haben.
Ganz so öffentlichkeitswirksam wie die beiden genannten Beispiele ging es am Sonntag in Dortmund nicht her, dennoch kam nun heraus, dass BVB-Trainer Niko Kovač seine Mannschaft ordentlich in die Schranken gewiesen haben soll.
Zuvor hatten die Dortmunder am Samstag 0:1 im Heimspiel gegen Augsburg verloren. Die "Bild" berichtet nun, dass der Kroate am Folgetag seine Mannschaft 30 Minuten lang zusammengefaltet habe. Die Botschaft laut der Boulevardzeitung zufolge: "Schämt ihr euch eigentlich nicht?!".
Während dieser Standpauke sollen Sportvorstand Lars Ricken und Sportdirektor Sebastian Kehl anwesend gewesen sein. In seiner Wutrede soll der 53-Jährige auch klargemacht haben, dass er von nun an keine Rücksicht mehr auf große Namen nehmen werde.
Um die härtere Gangart zu untermauern, soll Kovač im Anschluss vor versammelter Mannschaft mehrere Geldstrafen verhängt haben.
Dass es für die Spieler ungemütlich wird, hätten die Profis bereits nach der Niederlage erahnen können. Da fasste Kovač den Auftritt seines Teams zusammen und kritisierte die BVB-Profis erstmals öffentlich: "Keine Chancen kreiert, keine Torgefahr, keine Aggressivität, keine Intensität, keine schnelle Ballzirkulation. Unterm Strich haben wir das bekommen, was wir gezeigt haben: nämlich nichts!"
Schon vorher hatte mit Lars Ricken einer der Klubbosse reagiert und der Mannschaft gegenüber "Bild" abgesprochen, im Bundesliga-Alltag "absolute Siegermentalität zu zeigen". Gleichzeitig bemängelte er, dass "die Mannschaft mental nicht da war".
Den Trainer nahm Ricken dabei ausdrücklich in Schutz: "Niko Kovač kann diese Unbeständigkeit, die leider auch unter Edin Terzić und Nuri Şahin schon da war, nicht innerhalb von ein paar Wochen verschwinden lassen. Unter Niko gab es bereits einen Aufwärtstrend. Das hat man beim 3:0 in Lissabon gesehen, beim 2:0 gegen Pauli und auch beim 6:0 gegen Union. Es liegt definitiv nicht am Trainer!"