Oliver Kahn war zwei Jahre Vorstandsvorsitzender beim FC Bayern, ehe seine Amtszeit am letzten Spieltag der vergangenen Saison ein jähes Ende nahm. Obwohl die Münchner sich noch in der letzten Minute die Deutsche Meisterschaft sicherten, musste der heute 54-Jährige seinen Platz räumen.
Das lief nicht ohne Hintergrundgeräusche ab. Die Bayern sollen Kahn verboten haben, mit zum letzten Spiel zu fahren, gleiches gilt für die Meisterfeier. Das ist noch nicht ganz ein Jahr her, dennoch hat Oliver Kahn lange geschwiegen und sich im Hintergrund gehalten. Das hat sich nun geändert.
Im Interview mit der "Sport Bild" sprach der ehemalige Welttorhüter nun ausführlich über das Ende in München, Vorwürfe von Uli Hoeneß und seine persönliche Zukunftsplanung. Dabei stimmt Kahn gerade zur Beziehung zu Uli Hoeneß versöhnliche Töne an. Dem langjährigen Klub-Boss habe Kahn noch in der schweren sportlichen Phase seiner Vorstands-Zeit beim FC Bayern klargemacht, dass er Hoeneß nie vergessen werde, ihn 1994 aus Karlsruhe nach München geholt zu haben.
"Die vielen positiven Momente und große Emotionen, die ich mit dem FC Bayern in 18 Jahren erlebt habe, überwiegen bei Weitem die negativen", stellte Kahn klar. Er enthüllt aber auch, dass er seit seinem Aus in München nicht mehr mit Hoeneß gesprochen habe. Der wiederum hatte Kahn öffentlich mehrfach kritisiert und ihm mangelndes Engagement als Vorstand vorgeworfen. Der Grund war eine angebliche Aussage Kahns, dass er als Klub-Verantwortlicher nicht 24 Stunden am Tag arbeiten müsse.
Im "Sport Bild"-Interview lacht Kahn über den Hoeneß-Vorwurf und bestritt sogar, dass er den Satz so nie gesagt habe: "Er würde auch nicht zu mir passen, da alles, was ich in meinem Leben erreicht habe, auf hohem Engagement beruht."
Besonders interessant wird es aber, als Kahn auf seine Zukunft angesprochen wird. Dabei wird deutlich, dass er ein erneutes Engagement als Vorstand eines Klubs als unwahrscheinlich ansieht: "Grundsätzlich sollte man im Fußball nichts ausschließen, aber das ist für mich aktuell kein Thema."
Vielmehr sei es für ihn besonders herausfordernd, als Klub-Besitzer im Fußballgeschäft aktiv zu werden. Darauf angesprochen zählt Kahn seine Erfahrung als Spieler, TV-Experte, Unternehmer und Vorstandsvorsitzender auf. Für ihn sei es daher ein "logischer nächster Schritt und ein sehr spannendes Thema, das wir nicht nur anderen überlassen sollten."
Als Beispiel führt er David Beckham an. Der ehemalige englische Nationalspieler besitzt den amerikanischen Klub Inter Miami. Kahn erklärt, was er am Engagement des Engländers positiv findet: "Der Fußball der Zukunft sollte nicht nur von Leuten dominiert werden, die noch nie auf einem Platz gestanden haben und keine echte Beziehung zu diesem Spiel haben."
Dabei betont Kahn, dass er nicht nur als Aushängeschild eines Klubs in Erscheinung treten möchte, "sondern sportliche und wirtschaftliche Expertise optimal zusammenzubringen" will. Kahn kritisiert im Anschluss, dass aktuell im Fußball die meisten Investoren aus den USA oder dem Mittleren Osten kommen würde. Eine Tatsache, die Kahn gerne ändern würde.