Wenn an diesem Samstagabend die Allianz-Arena in München noch einmal bebt, wenn das Flutlicht brennt und die Hymne läuft, dann wird eine Ära beim deutschen Rekordmeister zu Ende gehen: die Ära Thomas Müller.
Nachdem bekannt wurde, dass der FC Bayern Müller nicht mit einem neuen Vertrag ausstatten wird, hat er seinen Abschied eingeleitet. Heute, einen Tag vor seinem letzten Heimspiel, wendet sich das Bayern-Urgestein an seine Fans.
Nicht mit einem großen Auftritt, sondern mit einem Video. Keine PR-Kampagne, kein orchestrierter Abschied, sondern drei Minuten voller Dankbarkeit. Ein letztes "Schee war's!" – das sagt fast alles. In dem Clip, veröffentlicht auf Müllers Youtube-Kanal, spricht der 35-Jährige über das, was war: 25 Jahre FC Bayern, 15 Jahre in der ersten Mannschaft, 750 Pflichtspiele.
Er blickt zurück auf seinen Weg vom Kind aus Pähl mit der Bayern-Bettwäsche bis zum Rekordspieler des größten deutschen Klubs. Die Musik ist leise, die Worte ebenso. "Es war eine unglaubliche Zeit", sagt Müller. Und man glaubt ihm jedes Wort.
Der Film ist keine Heldengeschichte, sondern ein persönlicher Rückblick. Er spricht über Tore und Titel, über Mitspieler, Gegner, Schiedsrichter – aber vor allem über die Menschen. "Wenn du in die strahlenden Gesichter schaust, das macht was mit dir. Das werde ich vermissen."
Am Samstag wolle er es noch ein letztes Mal genießen. Aber auch als Teil der Startelf? Dass Thomas Müller in seinem letzten Heimspiel in der Allianz-Arena von Beginn an auflaufen wird, galt nicht unbedingt als gesetzt, wurde nun aber vom Trainer bestätigt.
Auf die Frage nach einer Startelf-Garantie antwortete Vincent Kompany mit einem Schmunzeln und sagte auf der Pressekonferenz am Freitag: "Ich bin ja nicht doof." "Lass uns morgen abwarten, aber ich möchte die Party auch nicht selbst zerstören."
Auch Joachim Löw, unter dem Müller 2010 zur WM-Entdeckung wurde, hat sich gemeldet. In der "Süddeutschen Zeitung" spricht der frühere Bundestrainer über den Spieler – und über den Menschen. "Ich bin mir sicher, wir werden ihn im Fußball wiedersehen", sagt Löw.
Für ihn war Müller "nicht nur ein großer Spieler (...), auch als Typ war und ist er einzigartig." Löw hebt vor allem Müllers Rolle abseits des Platzes hervor. "Wenn Thomas in der Kabine war, dann änderte sich die Temperatur", sagt er und meint das im besten Sinne: Müller konnte motivieren, beruhigen, aufrütteln.
Einer, der mehr war als seine Tore. Einer, den man in jeder Mannschaft gebraucht hätte und nun schwer ersetzen kann.
(Mit Material von SID, dpa)