Eigentlich hatte Jonas Urbig in den letzten Wochen ein Highlight nach dem anderen durchleben dürfen. Ende Januar wechselte der 21-Jährige vom Zweitligisten Köln zum deutschen Rekordmeister nach München. Der Traum von wohl ziemlich vielen fußballspielenden Kindern.
Dort sollte Urbig langsam aufgebaut werden und in Zukunft möglicher Nachfolger von Manuel Neuer sein. Doch der Torhüter wurde schneller gefragt, als jeder es erwartet hat. Nachdem sich Neuer in der Champions League beim Jubeln verletzt hatte, ersetzte Urbig ihn bereits im Achtelfinalhinspiel gegen Leverkusen.
Insgesamt drei weitere Einsätze gegen Bochum (2:3), wieder Leverkusen (2:0) und Union Berlin (1:1) folgten. Bis zum Spiel gegen die Köpenicker konnte er mit seiner Leistung zufrieden sein, gegen die Eisernen unterlief ihm jedoch ein folgenschwerer Fehler.
Er wehrte eine Hereingabe von der rechten Seite von Josip Juranović direkt vor die Füße von Benedict Hollerbach ab. Der Union-Stürmer schob den Ball aus sechs Metern über die Linie. Der Sieg der Münchner war dahin, Urbig machte sich selbst Vorwürfe, wie Bayern-Verteidiger Josip Stanišić am Sky-Mikrofon verriet.
Trotz des Fehlers halten die Bayern-Verantwortlichen und Mitspieler zu ihm. Auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus nahm den Torhüter in Schutz. Bei "Sky90" betonte er, dass der Fehler kein Maßstab für Urbig sei: "Durch den Fehler würde ich jetzt nicht sagen, dass er es sportlich nicht bringt. Er hat in Leverkusen ein gutes Spiel gemacht in der Champions League, wo der Druck ja noch größer war."
Matthäus unterstrich, dass Bayern mit solchen Rückschlägen umgehen könne: "Er ist ein junger Torwart und muss mit Fehlern lernen und dann lieber Samstag als vielleicht in einem anderen wichtigeren Spiel, weil das können die Bayern verkraften."
Der 63-Jährige hob aber den verbalen, mahnenden Zeigefinger, stellte klar: "Natürlich wird darüber diskutiert, bei Bayern München darfst du dir nichts erlauben, ob du 19 Jahre alt bist oder ein alter Hase, da wird alles mit der Lupe betrachtet." Auch bei dieser Aussage schloss Matthäus positiv: "Mit der Kritik muss er umgehen und kann er umgehen, aber ich weiß, dass er im Verein Rückhalt bekommt."
Unter anderem durch Mitspieler wie Stanišić, aber auch durch die Vereinsführung. Nach Abpfiff hatte Sportvorstand Max Eberl hervorgehoben, dass Urbig "ein junger Spieler" sei, um den er sich "keine Sorgen" mache.
Gleichzeitig betonte Eberl, dass der Gegentreffer nicht ausschließlich die Schuld von Urbig sei: "In diesem Tor hängen ein paar Spieler mit drin und das ist ärgerlich." Ärgerlich für Urbig ist besonders, dass der Auftritt gegen Union auf absehbare Zeit dennoch sein letzter sein wird und so das Bild des Fehlers präsent bleibt. Zum nächsten Spiel nach der Länderspielpause gegen den FC St. Pauli soll Manuel Neuer planmäßig wieder zurückkehren.