Für die ersten 39 Minuten gegen Union Berlin fanden die Verantwortlichen des VfB Stuttgart am Freitagabend noch deutliche Worte. Es sei "schwere Kost" gewesen und das Spiel "mutlos", sagte Trainer Sebastian Hoeneß.
"Die erste Halbzeit war zum Vergessen. Wir haben es verpasst, die Initiative zu ergreifen und Überzeugungskraft zu entwickeln", fügte VfB-Sportchef Fabian Wohlgemuth hinzu. In der zweiten Halbzeit wurde es zunächst nicht besser, kurz nach dem Seitenwechsel erhöhten die Gäste auf 2:0.
Dann folgte der große Joker-Auftritt von Nick Woltemade. Dass der Stürmer nach seiner Auswechslung mit zwei Toren und vielen gefährlichen Aktionen glänzen konnte, hatte auch mit einem taktischen Kniff von Sebastian Hoeneß zu tun, den er im Nachhinein erklärte.
Mit der Einwechslung von Stürmer Nick Woltemade zur Halbzeit für Rechtsverteidiger Leonidas Stergiou krempelte der VfB sein Spiel komplett um.
Denn in der ersten Halbzeit hätte sein Team zu viel nach hinten gespielt und "zu wenig Personal vorne gehabt." Das änderte sich durch den 22-Jährigen.
"Wir haben ein bisschen was umgestellt. Wir haben Enzo Millot zwischen die Linien gepackt und zwei Stürmer auf die letzte Linie", erklärt Hoeneß. "Wir wollten mehr Personal haben, wenn wir nach vorne spielen." Denn in der Halbzeit habe man sich vorgenommen, die Angriffe mit mehr Dynamik auszuspielen.
Den schnellen Anschlusstreffer von Woltemade nur drei Minuten nach dem 0:2 bezeichnet Hoeneß als "das entscheidende Tor" des Abends.
Zudem ging die taktische Umstellung bei diesem Tor direkt auf. Millot kann sich vor der gegnerischen Abwehr mit dem Ball drehen, sucht Demirovic am Strafraumrand und der steckte den Ball zu Woltemade durch.
"Er war brutal wichtig, als der reingekommen ist, er hatte eine brutale Präsenz, so brauchen wir ihn", sagte Kapitän Atakan Karazor bei Dazn über den fast zwei Meter großen Angreifer.
Für Coach Hoeneß war Woltemade "natürlich der entscheidende Mann", dennoch lobte er den Comeback-Auftritt seiner ganzen Mannschaft im vierten Spiel in zehn Tagen. Dort stimmte auch der Doppeltorschütze mit ein: "Das war sehr wichtig nach den harten Wochen. Man hat uns angesehen, dass wir viele Spiele in den Knochen haben." Seine Einwechslung habe "gut funktioniert".
Doch viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt den Schwaben nicht. Bereits am Mittwoch geht es in der Champions League zu Hause gegen die Young Boys Bern. Dort steht der VfB gewissermaßen unter Zugzwang, will er weiterhin noch eine Chance auf die K.o.-Phase haben.
Auf eine Einwechslung von Nick Woltemade kann Sebastian Hoeneß dann aber nicht vertrauen. Der Jungstar ist nicht für den Champions-League-Kader gemeldet. "Die Zeiten in der Champions League werden für mich noch kommen", gab er sich jedoch schon im September selbstbewusst.