Borussia Mönchengladbach hat in den vergangenen Jahren einige Hochs und Tiefs erlebt. Nach einer schwierigen letzten Saison, in der der Klub auf Platz 14 abrutschte, scheint sich das Team nun wieder gefestigt zu haben. Eine zentrale Figur in diesem Wandel ist Tim Kleindienst, der im Sommer für sieben Millionen Euro vom 1. FC Heidenheim kam.
Mit seiner Präsenz und seinem unermüdlichen Einsatz hat er nicht nur sportlich, sondern auch innerhalb der Mannschaft deutliche Spuren hinterlassen.
Roland Virkus erinnert sich noch genau an das erste Gespräch mit Kleindienst. "Als wir hinterher abgeklatscht haben, dachte ich, meine Hand ist gebrochen. Seine Energie und mitreißende Art spürt man nicht nur in der Interaktion, sondern auch körperlich", wird der Sportdirektor in der aktuellen Ausgabe der "Sport Bild" zitiert.
Diese Intensität zeigt sich auch auf dem Platz und in der Kabine. Kleindienst hat sich innerhalb kürzester Zeit als Führungspersönlichkeit etabliert und damit eine Lücke gefüllt, die durch den Abgang langjähriger Leitfiguren wie Patrick Herrmann, Tony Jantschke und Christoph Kramer entstanden war.
Der 29-jährige Stürmer führt nicht nur durch Leistung – mit 14 Toren und sieben Vorlagen in 23 Pflichtspielen hat er wesentlichen Anteil an Gladbachs Aufschwung – sondern auch durch sein Auftreten. Vom ersten Training an erarbeitete er sich Respekt, indem er stets voranging.
Seine Anweisungen in der Kabine haben dem Bericht zufolge Gewicht, seine Worte werden sofort umgesetzt. Auch in anderen Bereichen des Klubs macht sich seine Einstellung bemerkbar.
"Tim agiert authentisch, nimmt kein Blatt vor den Mund, sagt klar seine Meinung und taktiert nicht. Das mögen die Leute, und damit hat er sich auch in der Mannschaftskabine Vertrauen verschafft", betont Virkus.
Ein Vergleich mit Vereinslegende Stefan Effenberg liegt nahe. Als dieser 1994 zur Borussia zurückkehrte, zog er sofort die Aufmerksamkeit auf sich und wurde schnell zur prägenden Figur des Teams. Sein Wort hatte Gewicht, ein Jahr später wurde er Kapitän.
Auch wenn Kleindienst keine auffällige Symbolik wie Effenbergs legendären Tigerkopf in den Haaren mitbringt, so ist sein Einfluss auf das Team doch ähnlich. Seine Einstellung und sein Ehrgeiz haben das Mannschaftsgefüge nachhaltig verändert.
Dass Kleindienst diese Rolle übernehmen konnte, war kein Zufall. Bereits in Heidenheim hatte er sich als Führungsspieler etabliert, auch in Gent musste er sich seinen Platz hart erarbeiten. "Jeden Tag an seinen Schwächen zu arbeiten, widerstandsfähig und mutig zu sein, hart zu arbeiten – diese Einstellung lebt er in unserer Kabine vor", erklärt Virkus.
Seine Vorbildfunktion zeigt sich auch in kleinen Ritualen: So versucht er im Kraftraum regelmäßig, einen Basketball rückwärts aus großer Entfernung in den Korb zu werfen. Dieses spielerische Kräftemessen mit seinen Mitspielern spiegelt den neuen, wachsenden Konkurrenzgedanken im Team wider. Von diesem Trick hinter verschlossenen Türen profitiert schlussendlich das ganze Team auf dem Rasen.
Die Entwicklung der Borussia ist also eng mit Kleindiensts Einfluss verknüpft. Während der Klub in der vergangenen Saison noch um den Klassenerhalt kämpfte, hat sich die Mannschaft inzwischen stabilisiert. Aktuell liegt sie mit nur einem Punkt Rückstand auf den Europapokalplätzen.
Sollte Gladbach tatsächlich die Rückkehr nach Europa schaffen, wäre das ein kleiner Meilenstein. Ganz an die Bedeutung von Effenbergs Pokalsieg 1995 würde es aber wohl noch nicht heranreichen.