Eintracht Frankfurt steht vor dem letzten Spieltag in der Bundesliga auf einem Tabellenplatz, den man im Sommer mit Gewissheit unterschrieben hätte.
Rang drei, hinter Meister FC Bayern und Vorjahresmeister Bayer Leverkusen. Bereits am 33. Spieltag elf Punkte mehr auf dem Konto als noch in der Saison zuvor. Ein voller Erfolg. Und dennoch: Am Main herrscht ein Gefühl zwischen Gereiztheit und Nervosität.
Hinter der Eintracht liegen zwei denkwürdige Wochen, zwei Spiele und zwei verpasste Chancen. Auswärts gegen Mainz 05 ließ man ein fahriges 1:1 über sich ergehen. Aber was soll's? Haken dran, dachte man sich. Mit den Fans im Rücken, die das Waldstadion durchaus in einen Hexenkessel verwandeln können, wird es im nächsten Spiel schon werden. Oder?
Nicht so wirklich. Statt Partystimmung herrschte schon während der Partie Frust. Nach dem 2:1-Führungstreffer von St. Pauli war es zwischenzeitlich mucksmäuschenstill. Mit einem Pfeifkonzert schickten die Fans die verunsicherte Toppmöller-Elf in die Pause.
Ob sie mit breiter Brust aus der Kabine kamen? Fehlanzeige. Die Partie endete mit einer Punkteteilung, 2:2 gegen St. Pauli.
Das Team, das seit dem neunten Spieltag dauerhaft in den Top-Vier steht, hat den Matchball nicht verwandelt und die vorzeitige Qualifikation für die Champions League verpasst. Jetzt muss man es am letzten Spieltag gegen den Tabellennachbarn Freiburg richten.
Damit das gelingt, darf die Stimmung nicht kippen. Also versucht die Klubführung mit allen Mitteln gegenzusteuern. Und vermeldet die Vertragsverlängerung von Trainer Dino Toppmöller bis 2028 demonstrativ vor dem Saisonendspurt – ein Zeichen der Stabilität.
Was Kritiker:innen von diesem vermeintlichen Aktionismus halten könnten, ist Vorstandssprecher Axel Hellmann egal. Ein ehrlich gemeintes "Scheiß drauf" richtete er kürzlich an diejenigen, "die uns vielleicht verunsichern sollen".
"Hier und da" herrscht Unruhe rund um den Klub, merkte Hellmann an. Es entstehe der Eindruck, als kämpfe man gegen den Abstieg. Das wolle er nicht zulassen, "weil es der Situation nicht entspricht". Doch selbst in den Tiefen der vereinseigenen Medienangebote wird das Narrativ der Hoffnung gesetzt.
In der taktischen Analyse vor dem Spiel gegen Freiburg sagte Alt-Frankfurter Ervin Skela Sätze, die klingen wie Durchhalteparolen: "Wir haben zwar die letzten Spiele Unentschieden gespielt, aber gegen Freiburg wird es ein ganz anderes Spiel. Die Freiburger müssen nämlich gewinnen." Ganz im Gegensatz zu der Eintracht.
Für die Qualifikation der Champions League reicht der SGE auch ein Unentschieden. Selbst eine Niederlage wäre zu verkraften – vorausgesetzt, der direkte Konkurrent aus Dortmund patzt parallel gegen Holstein Kiel.
Verlieren die Frankfurter mit einem Tor Unterschied, reicht es sogar dann, wenn Borussia Dortmund lediglich mit einem einzigen Treffer Vorsprung gewinnt.
Doch so weit wollen die Klubbosse die Rechenspiele gar nicht erst ausarten lassen. Vielmehr besinnt man sich indes auf die Kraft der guten Gedanken und versprüht etwas Optimismus: "Scheiß drauf", würde Hellmann erneut sagen.