Leverkusen Amine Adli und Schiedsrichter Tobias Stieler haben sich inzwischen wieder versöhnt.Bild: AP / Martin Meissner
Bundesliga
Eigentlich hatten die Ultras von Bayer Leverkusen den Glauben an den Videobeweis schon verloren. "Ihr macht euch zum Affen", echauffierten sie sich auf einem Banner beim Spitzenspiel gegen Bayern München in Richtung DFB-Schiedsrichter-Kommission. Darunter ihre klare Forderung: "Videobeweis abschaffen."
Die Leverkusener Forderung in Sachen VAR.Bild: AP / Martin Meissner
Diese Forderungen liest man in den deutschen Fankurven häufiger. Seit 2017 wird in der Bundesliga nun schon mit Video-Assistant Referee (VAR) gespielt, doch die oft fehlende klare Linie kratzt am Image des Video-Schiris.
Nach dem Sonntagsspiel gegen Bayern dürften die Leverkusener jedoch recht dankbar für den VAR gewesen sein: Im Zuge der zweiten Halbzeit hatte dieser zwei klare Fehlentscheidungen von Schiedsrichter Tobias Stieler einkassiert, weshalb Leverkusen noch zum verdienten 2:1-Sieg kam.
Schiri Stieler bedankte sich anschließend bei seinem "Lebensretter" in Köln und auch mit den ursprünglich benachteiligten Gastgebern hatte sich Stieler schnell wieder vertragen.
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"Mein Lebensretter": Schiri Stieler bedankt sich beim VAR
Nachdem Bayern durch einen abgefälschten Gewaltschuss von Joshua Kimmich mit einer schmeichelhaften 1:0-Führung in die Pause gegangen war, machte Leverkusen nach dem Seitenwechsel Druck, ehe zwei kuriose Szenen das Spiel zugunsten der Gastgeber entschieden.
Der Leverkusener Amine Adli war in der 55. Minute mit dem Ball in den Bayern-Strafraum eingedrungen und dort zu Fall gekommen – zum Ärger des Franzosen unterstellte Stieler ihm sogar böse Absicht und zeigte Gelb wegen Schwalbe. Der VAR meldete jedoch sofort seinen Protest an, in der Review Area erkannte auch Stieler, dass Benjamin Pavard dem Leverkusener in die Hacke getreten war und so das "atypische" Fallen verursacht hatte.
Stieler (r.) verwarnt Adli wegen einer vermeintlichen Schwalbe.Bild: imago / kolbert-press
Genau 15 Minuten später wiederholte sich die kuriose Szene: Wieder ging Adli im 16er zu Boden, wieder entschied Stieler auf Schwalbe, wieder wurde er vom Video-Schiri eines Besseren belehrt. Diesmal war es Dayot Upamecano, der den unkontrolliert durch den Strafraum schlitternd Adli abgeräumt hatte. In beiden Fallen hieß der Nutznießer Exequiel Palacios, welcher die fälligen Elfmeter sicher verwandelte.
Palacios freut sich über seinen 2:1-Führungstreffer gegen Bayern.Bild: dpa / Marius Becker
"Zweimal auf dem Feld danebengelegen, zweimal vielen Dank an den Kölner Keller für die tolle Unterstützung", kommentierte Stieler die Szenen nach dem Spiel. Das sei ein "Paradebeispiel für das Zusammenspiel mit dem Videoassistenten" gewesen, zeigte sich Stieler erleichtert. "Er war quasi mein Lebensretter, und auch für das Spiel."
Gräfe stichelt böse gegen Stieler
Auch mit Adli – der sich insbesondere über die erste (letztendlich zurückgenommene) Gelbe Karte enorm geärgert hatte – gab es wohl bereits eine Aussprache. "Wir haben uns schon während des Spiels geherzt und auch nach dem Spiel", verriet Stieler. "Jetzt hat er mir noch das Trikot versprochen, mal sehen, ob es ankommt."
Adli wirft wutentbrannt den Schuh weg, der sich durch Pavards Hackentritt gelöst hatte.Bild: imago / Moritz Müller
Einzig ein ehemaliger Schiedsrichter-Kollege echauffierte sich nach dem Spiel über die beiden klaren Fehlentscheidungen von Stieler. Unter dem Hashtag #B04FCB beschwerte sich Ex-Bundesliga-Referee Manuel Gräfe auf Twitter darüber, dass der DFB "Schiedsrichter bis zur höchsten Gruppe in der Uefa protegiere", was aber durch deren Leistung nicht gerechtfertigt sei.
Eine klare Stichelei gegen Stieler: Der 42-Jährige arbeitet neben seiner Tätigkeit in der Bundesliga nämlich auch als Elite-Schiedsrichter für Uefa und Fifa.
"Irgendwie träge": Nagelsmann enttäuscht, Brazzo tobt
Der gestürzte Tabellenführer aus München hadert derweil mit der eigenen Leistung. "Außer die letzten zehn Minuten waren wir die schlechtere Mannschaft", musste Bayern-Trainer Julian Nagelsmann im Nachhinein eingestehen.
Julian Nagelsmann sah in Leverkusen einen sportlichen Rückschritt seiner Mannschaft.Bild: IMAGO / nordphoto GmBH
Obwohl sein Team mehr Ballbesitz hatte, kamen die Münchner einfach nicht zu guten Chancen. Kimmichs Gewaltschuss zum 1:0 war lange Zeit Bayerns einziger Torschuss, ehe Leverkusen nach der Führung anfing, sehr tief zu verteidigen. "Insgesamt waren wir heute irgendwie träge", beklagte Nagelsmann im Anschluss das fehlende Tempo im eigenen Spiel.
Die Bayern-Bosse Kahn und Salihamidžić resigniert auf der Tribüne der BayArena.Bild: imago / RHR-Foto
Ähnlich sah es auch Sportvorstand Hasan Salihamidžić: "So wenig Antrieb, so wenig Mentalität, so wenig Zweikampfführung, so wenig Durchsetzungsvermögen habe ich selten erlebt", schimpfte er nach der Partie. "Das war das nicht das, was Bayern München bedeutet. Wir haben alles vermissen lassen. Haben uns von einer Mannschaft, die am Donnerstag noch gespielt hat, überrennen lassen", redete sich Brazzo in Rage.
Durch die Niederlage rutscht Bayern in der Tabelle auf Platz 2 ab. Der neue Tabellenführer Borussia Dortmund kommt aber direkt nach der Länderspielpause zum 26. Spieltag (1. April, 18.30 Uhr) in die Allianz-Arena, um seinen Platz an der Sonne zu behaupten. Leverkusen ist am selben Tag (15.30 Uhr) auf Schalke gefordert.
Borussia Dortmund war schon in der Zeit unter Edin Terzić für viele Außenstehende ein einziges Rätsel, so oft wechselten sich Topleistungen und desaströse Auftritte ab. Im Sommer trennten sich die Wege, unter Nuri Şahin sollte alles besser werden, der BVB endlich mehr Konstanz bekommen.