
Bremen war einmal: Frank Baumann ist heute Sportvorstand beim FC Schalke 04. Bild: IMAGO/RHR-Foto
Bundesliga
Werder Bremen ließ Nick Woltemade ablösefrei ziehen, ein Jahr später fließen 85 Millionen Euro nach England. Ein Versäumnis?
04.09.2025, 11:0004.09.2025, 11:00
Für die Fans eines Vereins ist der Verbleib eigener Talente mehr als eine Personalie. Gerade wer die Jugendmannschaften durchlaufen hat, gilt als Teil der Identität des Klubs. Doch im Profifußball stehen solche Bindungen oft hinter sportlichen Perspektiven und Marktlogik zurück.
Verlässt ein Spieler das eigene Nachwuchsprogramm, bleibt die Frage, ob der Verein alles unternommen hat, um ihn zu halten. So war es auch im Fall von Nick Woltemade, einem gebürtigen Bremer, der seit seinem zehnten Lebensjahr das Trikot von Werder trug.
Im Mai 2024 wurde sein ablösefreier Wechsel zum VfB Stuttgart bekanntgegeben – ein Schritt, der zunächst wie ein weiterer Abgang aus der Talentschmiede wirkte, später jedoch eine andere Dimension erhielt. Denn nur ein Jahr danach verkaufte Stuttgart denselben Spieler für 85 Millionen Euro an Newcastle United. Hinzu können weitere fünf Millionen Euro an Bonuszahlungen kommen.
Woltemade-Deal war "kein Versäumnis"
Dass die damalige sportliche Leitung in Bremen dabei versagt habe, weist Frank Baumann, seinerzeit Geschäftsführer Sport und heute in Diensten des FC Schalke 04, entschieden zurück. "Es kann nur ein Versäumnis sein, wenn man es versäumt hat, alles dafür zu tun, um ihn zu halten. Das war es definitiv nicht", sagte er der "Bild".
Baumann verwies darauf, dass Woltemade früh zu den Jüngsten zählte, die je für Bremen in der Bundesliga aufliefen, und dass man ihm damals einen außergewöhnlich guten Vertrag vorgelegt habe.
"Er war mit der jüngste Spieler, der in der Bundesliga für Bremen gespielt hat (Debüt 2020 mit 17 Jahren; Anm. d. Red.). Er hatte für Werder-Verhältnisse als Jugendspieler einen der besten Verträge aller Zeiten."
Baumann betonte, die Bremer hätten "über ein Jahr vorher versucht", zu "sehr guten Konditionen" zu verlängern. Woltemade aber entschied sich anders. "Er hat sich für einen anderen Weg entschieden. Die Überzeugung, dass er ein Topspieler werden kann, die gab es immer."
Beim VfB Stuttgart fand der Angreifer ab Herbst 2024 schließlich die Rolle, die er in Bremen verpasst hatte: Spätestens im Dezember war er Stammspieler.
Stuttgart bekommt 85 Millionen, Bremen nur Peanuts
Dass der späte Durchbruch seiner Qualitäten nicht mit einem direkten finanziellen Gewinn für Bremen verbunden ist, mildert immerhin eine Regelung des Systems: Von den 85 Millionen Euro Ablöse, die Stuttgart im Sommer 2025 von Newcastle United erhielt, fließen rund 4,25 Millionen als Ausbildungsentschädigung an die Weser.
Für einen Klub wie Werder, der traditionell auf Erlöse aus Spielerverkäufen angewiesen ist, bleibt das ein kleiner Trost.
Woltemade selbst begründete seinen Abschied aus Bremen damals nüchtern. Es sei "nicht irgendwie um Geld" gegangen, sagte er im Interview mit der "Deichstube" und erklärte den Wechsel als eine bewusste Entscheidung für einen neuen Verein und einen neuen Schritt.
Die Transfersaga dieses Sommers hat ein überraschendes Ende gefunden, Nick Woltemade ist in England gelandet. Dort wurde er gleich am ersten Tag Opfer eines Pranks.
Am Samstag bekam Nick Woltemade einen ersten Vorgeschmack darauf, wie es sich künftig anfühlen wird, zur Arbeit zu erscheinen. Also fast. Denn der bis zu 90 Millionen schwere Neuzugang von Newcastle United, dessen Verpflichtung erst am Mittag verkündet worden war, nahm abends auf der Tribüne Platz, als sein neuer Klub bei Leeds United antrat.