Über die Lautsprecheranlage im Celtic Park in Glasgow ertönt am Mittwochabend "The Celtic Song". Mehr als 57.000 Menschen grölen die Hymne des schottischen Erstligisten, den Blick auf den grünen Rasen gerichtet.
"Das war etwas Besonderes für uns", sagte Bayern-Keeper Manuel Neuer nach Abpfiff. So eine Stimmung habe er selten erlebt.
Dabei ist die Atmosphäre im "Paradies" nicht das einzige, was nach dem 2:1-Sieg im Playoff-Hinspiel zwischen den Bayern und Celtic Glasgow in Erinnerung bleibt. Der erste Hingucker des Abends ereignete sich in der ersten Spielminute.
Glasgow eröffnete die Partie, voller Elan lief die Startelf von Brendan Rodgers Richtung Tor. Dann fasste sich Nicolas Kühn ein Herz und zog aus 20 Meter Entfernung ab. Nach nur 24 Sekunden landete der Ball im Tor der Bayern, Manuel Neuer scheiterte beim Versuch, den Torschuss zu parieren.
Der Treffer zählte aber nicht, Celtic-Mittelstürmer Adam Idah stand im Abseits. "Ich war mir sehr sicher", sagte Neuer im Interview und teilte den Reporter:innen seine Gedanken zum vermeintlichen Treffer mit. "Die Bewegung ging vom Stürmer aus. Deshalb war klar, wenn er im Abseits steht, dann gibt es kein Tor."
Der Blitzstart der Celtics rüttelte die Bayern wach. Bis zur Pause kam kein einziger Abschluss der Schotten auf das Tor. Insbesondere Dayot Upamecano stärkte Manuel Neuer den Rücken. Wegen seiner herausragenden Defensivarbeit wurde er zum Man of the Match gewählt.
Seine Vordermänner hätten "über weite Strecken einen klaren Kopf behalten und sehr überlegt gespielt", sagte Neuer. Vor allem Upamecano sei ein wichtiger Faktor gewesen. "Er spielt eine hervorragende Saison. Er gibt uns Stabilität und das ist ganz wichtig für unsere Mannschaft."
Apropos Stabilität: Hinter dem Rücken von Manuel Neuer lief nicht alles wie geplant. Eine Werbewand, die während der Interviews im Hintergrund platziert wird, waberte im Wind.
Als Manuel Neuer von seinem Teamkollegen schwärmte, seine Stabilität betonte, ging die Werbewand ironischerweise zu Boden. Sie konnte dem Wind im Celtic Park nicht mehr standhalten.
Manuel Neuer hatte den Vorfall nicht bemerkt. Nichtsahnend beantwortete er die Fragen der Reporter:innen, die sich von dem kuriosen Moment ebenso wenig irritieren ließen.
Statt Neuer auf den Zwischenfall anzusprechen, hatten die Journalist:innen den Blick auf das anstehende Topspiel in der Bundesliga gerichtet. Am Samstagabend (18.30 Uhr) kommt es nämlich zum Duell zwischen Bayern und Leverkusen.
Die Chancen sind indes klar verteilt: Mit acht Punkten Vorsprung führen die Bayern das Rennen um die Meisterschaft an. Auf dem Papier ist der FCB die bessere Mannschaft. Doch der letzte Sieg gegen Leverkusen liegt weit zurück. Am 8. Spieltag in der Saison 2022/23 holten die Bayern zuletzt drei Punkte gegen Leverkusen.
Es war die erste Saison ohne Robert Lewandowski – seit 2013. Neben Manuel Neuer hütete damals Yann Sommer, inzwischen Keeper von Inter Mailand, das Tor. Julian Nagelsmann, heute Bundestrainer, damals Bayern-Coach, musste seinen Posten für Thomas Tuchel räumen.
Manuel Neuer will von all dem vermutlich nichts wissen. "Ich glaube, dass es an der Zeit ist, sie (Leverkusen, Anm. d. Red.) wieder mal zu schlagen", sagte er. "Das wäre natürlich der größte Wunsch von uns."
Ob sich der Wunsch von Neuer erfüllt, bleibt abzuwarten. Einer Party steht allerdings nichts im Weg. Denn der Champagner "ist ja immer kalt gestellt", verrät Neuer.