Am letzten Spieltag der Gruppe B rettete sich Italien mit einem knappen 1:1 gegen Kroatien ins EM-Achtelfinale. Kroatien hat mit lediglich zwei Punkten nur noch theoretische Chancen, als einer der besten Gruppendritten in die K.-o.-Runde einzuziehen.
1:0 Modrić (54. Minute)
1:1 Zaccagni (98. Minute)
"Mich hat es ein bisschen aus den Schuhen geschossen", leitete Taktikexperte Jan Henkel bei MagentaTV seine Analyse mit Blick auf die italienische Mannschaft ein. Nationaltrainer Luciano Spalletti wechselte auf drei Positionen und sogar das Spielsystem. Zuvor hatte er immer auf die gleiche Elf gesetzt.
"Die Mannschaft weiß selbst mittags nicht, was sie abends machen soll", führte Henkel, der in Italien lebt, weiter aus. "Wenn sie wirklich mit Fünferkette spielen wollen, finde ich es Wahnsinn." – und genau so spielte Italien.
Ex-Profi und MagentaTV-Experte Shkodran Mustafi hatte kein Verständnis dafür, dass mit Federico Chiesa der beste Offensivspieler der Mannschaft zunächst auf der Bank saß. "Ihn brauchst du, weil er vorn viel Wirbel macht, Abschlüsse hat und ins Dribbling gehen kann, um andere Mitspieler freizumachen."
Im Vorfeld war klar, dass Italien wohl ein Unentschieden zum Weiterkommen reicht, während Kroatien unbedingt einen Sieg brauchte.
Es war das 178. Länderspiel von Luka Modrić für Kroatien – und vielleicht sein letztes? 2006 gab er bei der WM in Deutschland sein Debüt für die Nationalmannschaft, nun könnte seine Zeit mit der Nationalmannschaft enden. Wie es für den 38-jährigen Mittelfeldspieler weitergeht, ist bisher noch nicht klar. Sein Vertrag bei Real Madrid läuft im Sommer aus.
"Er ist der größte kroatische Fußballspieler aller Zeiten", machte Nationaltrainer Zlatko Dalic schon vor dem Turnier deutlich. "Wir denken nicht daran, ob es Lukas letztes großes Turnier ist", betonte auch Mitspieler Mateo Kovacic.
Modrićs 178. Länderspiel hätte wohl nicht tragischer verlaufen können. Zunächst scheiterte er per Handelfmeter an Italiens Donnarumma. Doch die Kroaten starteten direkt ihren nächsten Angriff. Auch den Kopfball aus kurzer Distanz von Budimir konnte der italienische Torhüter abwehren, doch 31 Sekunden nach seinem verschossenen Elfmeter traf Modrić mit einem Schuss aus kurzer Distanz.
Mit 38 Jahren und 289 Tagen ist er nun der älteste Torschütze der EM-Geschichte.
Der Achtelfinal-Einzug schien bei seiner Auswechslung zehn Minuten vor dem Ende sicher. Dann kam die 98. Minute.
Nach einem Schuss von Hoffenheims Andrej Kramarić drehte sich Italiens Davide Frattesi, der erst fünf Minuten zuvor eingewechselt wurde, mit ausgestrecktem Arm zur Seite und bekam den Ball aus kurzer Distanz an die Hand.
Schiedsrichter Danny Makkelie schaute sich die Szene nochmal am Bildschirm an und entschied auf Elfmeter. Für ZDF-Schiedsrichterexperte Manuel Gräfe die absolut richtige Entscheidung. "Der Arm ist schon sehr weit draußen und fast über Schulterhöhe", begründete er die Entscheidung.
Eigentlich stand schon vor dem Spiel fest, dass das Spiel Unentschieden ausgehen muss. Die vergangenen drei Partien endeten immer Remis, mit jeweils einem Tor für jedes Team. Das letzte Mal, dass eine Mannschaft als Sieger vom Platz ging, ist mehr als 20 Jahre her. In der Gruppenphase der WM 2002 siegte Italien mit 2:1.
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Beim letzten Remis der beiden Teams im Juli 2015 traf Stürmer Mario Mandžukić bereits nach elf Minuten gegen Italiens Torhüterlegende Gianluigi Buffon.
Am Montagabend in Leipzig waren sie zum Aufwärmen der Mannschaften zwar auch am Spielfeldrand, jedoch nur noch in Funktionärsrolle.
Buffon ist mittlerweile italienischer Delegationschef bei dem Turnier, während der Angreifer Co-Trainer bei den Kroaten ist. Dort trainiert er unter anderem Marco Pjaca, der auch 2015 dabei war und ebenfalls auf dem Foto zu sehen ist. Mit aktuell 29 Jahren ist er jedoch vom Karriereende noch etwas entfernt. "Ein paar alte Freunde in Leipzig", schrieb Buffon zu dem Selfie vor der Partie.
Das Trio kennt sich noch gut aus gemeinsamen Zeiten bei Juventus Turin.
Für Kroatien geht es am Samstag um 18 Uhr in Berlin im Achtelfinale gegen die Schweiz. Italien muss auf die weiteren Ergebnisse der anderen Gruppen warten.