Thomas Müller: Was er an der Bundesliga vermisst – und an Kanada schätzt
Thomas Müller blüht gerade so richtig auf, vor allem optisch. Auf Social Media wird ihm deshalb ein regelrechter Glow-up attestiert. "Müller hat voll das Glow-Up bekommen, seitdem er in Kanada spielt", schreibt ein Nutzer auf X. "Dieser Müller Glow-Up muss studiert werden", ein anderer. Gemeint ist damit sein neuer Look – ein gepflegter Bart, dazu perfekt sitzende Chinos und Lederloafers.
Man könnte meinen, der Thomas Müller, der beim FC Bayern zur Ikone wurde, er ist jetzt ein anderer. Doch so ist es nicht. Er hat sich nur neu erfunden und ein neues Leben aufgebaut – eines mit mehr Gelassenheit, weniger Druck und überraschend viel Platz für sich selbst. Dort, zwischen Bergen, Wasser und Skyline, sagt er im Interview mit "Blickpunkt Sport": "Radio Müller sendet auch hier."
Müllers neuer Look ist aber nicht das einzige, was Fans auffällt. Denn: Sportlich läuft es für den neuen Müller hervorragend. Er spielt befreiter denn je. In der Major League Soccer (MLS) hat er in seinen ersten sieben Spielen acht Tore erzielt und vier vorbereitet – Zahlen, die zeigen, dass der Raumdeuter auch über dem Atlantik noch weiß, wo es langgeht.
Mehr Raum, weniger Druck: Thomas Müller blüht in Vancouver auf
Warum es funktioniert, hat für Müller einen einfachen Grund: "Ich komme hier in deutlich mehr Offensivsituationen als in der Bundesliga. In der Bundesliga wird enger, härter verteidigt. Hier gibt's etwas mehr Raum." Der Raum, das ist immer noch sein Element. Bei den Bayern hat Müller diesen gegen Ende seiner Vertragslaufzeit ein wenig aus den Augen verloren, in Kanada hat er ihn zurückgewonnen.
Auch wenn Müller wohl kaum vermisst, wie hart es in der Bundesliga zuging, ein kleines Restgefühl von Sehnsucht bleibt trotzdem. Und das bestreitet er auch nicht. "Es gibt weniger Druck hier. Ein bisschen vermisse ich den sogar", sagt Müller, "aber es ist auch schön, entspannter zu leben".
Der Satz klingt beiläufig, beschreibt aber ziemlich genau, woran es vielen Profis irgendwann fehlt: der Adrenalinschub, das Gewusel in der Mixed Zone, die wöchentlichen Schlagzeilen. Müller hat das jahrzehntelang mitgemacht – und offenbar erst jetzt bemerkt, was passiert, wenn es plötzlich stiller wird.
Müller fremdelt noch mit MLS-Spielweise
Doch anstatt diese Ruhe als Verlust zu sehen, hat er gelernt, sie zu genießen. "Ich bin nicht hierhergekommen, um der Superstar von Vancouver zu werden", sagt er, "aber ich verwehre mich auch nicht dagegen".
Und weiter: "Ich fühle mich da in der Verantwortung, dem Klub etwas zurückzugeben. Wir wollen, dass das Stadion voll ist und die Aufmerksamkeit für den Sport in der Stadt auf uns lenken."
Vor den anstehenden Play-offs mit seinen Vancouver Whitecaps gegen Dallas FC verriet der 36-Jährige zudem, dass er noch mit dem Modus fremdelt.
"Ich dachte, Play-offs sind wie beim Basketball oder Eishockey", sagte Müller. "Wenn ich es mir aussuchen könnte, hätte ich lieber ein Hin- und ein Rückspiel." In der MLS wird nur die erste Runde als Best-of-three-Serie ausgespielt, danach gilt in jeder Runde das K.o.-Prinzip wie im DFB-Pokal.
(Mit Material von SID)