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S04: Ex-Schalker Unnerstall spricht Klartext über mögliche Bundesliga-Rückkehr

Lars Unnerstall wechselte im Sommer 2021 von PSV eindhoven zu Twente Enschede.
Lars Unnerstall wechselte im Sommer 2021 von PSV eindhoven zu Twente Enschede.Bild: www.imago-images.de / imago images
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Ex-Schalke-Torhüter Unnerstall über Nationalelf in den Niederlanden: "Van Gaal hat noch nicht angerufen"

30.04.2022, 12:1503.05.2022, 13:17
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Unter Schalke-Fans wird Lars Unnerstall wohl noch immer mit weißem Fischerhut auf dem Kopf und Megaphon in der Hand in Erinnerung bleiben. So feierte der heute 31-Jährige vor mittlerweile fast zehn Jahren einen Derby-Sieg von Schalke 04 gegen Borussia Dortmund.

Unnerstall war mit einer starken Leistung beim Schalker 2:1-Sieg im Oktober 2012 zum Held geworden, erntete deshalb Applaus von den Fans und erhielt aus der Kurve einen Fischerhut, den er noch heute aufbewahrt.

Mittlerweile ist die Schalker Zeit des Torhüters aber schon fast acht Jahre her. Über Düsseldorf landete Unnerstall in Holland. Erst bei Venlo, dann bei Eindhoven und schließlich wechselte er im vergangenen Sommer zu Twente Enschede. Dort zeigt er starke Leistungen. So starke, dass mehrere ehemalige niederländische Nationalspieler forderten, Unnerstall einzubürgern.

Lars Unnerstall feiert nach dem Derby-Sieg 2012 mit den Schalke-Fans.
Lars Unnerstall feiert nach dem Derby-Sieg 2012 mit den Schalke-Fans.null / imago images

"Wie macht man so jemanden zum Niederländer?", fragte beispielsweise der ehemalige holländische Nationalspieler Marcian Vink bei ESPN. Auch John van den Brom antwortete auf die Frage, wer in der niederländischen Nationalmannschaft im Tor stehen soll, eindeutig: "Unnerstall".

Wie tickt aber der 1,98 Meter große Torhüter? Was sind seine Ziele für die weitere Karriere? Und wie konkret steht es um eine Einbürgerung und den damit verbundenen Einsatz für die niederländische Nationalmannschaft?

"Louis van Gaal hat mich nocht nicht angerufen"
Lars Unnerstall über die Gerüchte, dass er eingebürgert werden soll, um in der niederländischen Nationalmannschaft zu spielen

Angesprochen auf die Gerüchte um eine Einbürgerung, lacht Unnerstall zunächst herzhaft. Dann fügt er im Gespräch mit watson hinzu: "Louis van Gaal hat mich noch nicht angerufen und gefragt, ob ich Zeit hätte." Der Torhüter ordnet aber auch ganz klar ein, dass er mit Twente aktuell in einer guten Phase stecke, in der nicht nur er in den Medien gut da stehe. Deshalb sei auch über die Einbürgerung gesprochen worden. "Meines Erachtens wurde das dann durch die Medien und Social Media ein bisschen größer gemacht, als es wirklich ist", ordnet der Ex-Schalker allerdings auch ein.

Dass Unnerstall sich überhaupt so entwickeln konnte, damit Experten ihn als holländischen Nationaltorhüter fordern, liegt auch an einem Mantra, nachdem Unnerstall hin und wieder handelt: Einen Schritt zurück, um zwei nach vorne zu gehen. Das sagte er schon im April 2018 im Interview mit "Goal" über seinen Wechsel von Düsseldorf zu Venlo.

Durch Enschede-Wechsel endlich wieder in der Heimat

Im Gespräch mit watson klärt Unnerstall, dass es ihm im vergangenen Sommer auch wichtig war, von PSV Eindhoven zu einem Klub zu wechseln, bei dem er die Chance hat, zu spielen. "Natürlich sagt dir das ein Trainer nicht vor einer Vertragsunterschrift", erklärt er. Trotzdem habe es geklappt.

Der Wechsel nach Enschede habe aber auch noch einen anderen Nebeneffekt. Nach 13 Jahren kann er nun wieder in seiner Heimatgemeinde Uffeln leben und nach Enschede pendeln. "Es ist einfach wunderschön, jetzt wieder in einem Umfeld zu leben, in dem meine Eltern nahe bei uns wohnen, die Eltern meiner Frau auch nahe sind und unser Sohn auch dort aufwachsen kann", erklärt Unnerstall.

Bevor er den Schritt zum Wechsel nach Enschede machte, erlebte er in Eindhoven allerdings eine Phase als Nummer zwei im Tor. Ein Zustand, den er nicht akzeptierte. Gegenüber watson sagte er: "Ich bin in einem Alter, in dem ich immer spielen will." Bei Eindhoven war das nicht der Fall. Zwischen Sommer 2019 und 2021 kam er wettbewerbsübergreifend auf 22 Einsätze. Zu wenig, um zufrieden zu sein.

Nachdem sein Vertrag in Eindhoven 2021 geendet war, wechselte er deshalb zu Enschede und unterschrieb für vier Jahre. Sportlich und privat läuft es seither gut für Unnerstall. Mit seinem Klub kann sich der Torhüter in der aktuellen Saison noch für das internationale Geschäft qualifizieren. Die Europa League oder die Conference League sind noch realisitisch. "Es wäre für den Klub riesig, im internationalen Wettbewerb dabei zu sein. Für einen Fußballer gibt es nichts Cooleres, als sich mit anderen Mannschaften aus anderen Ländern zu messen."

Unnerstall freut sich trotz Provokationen über Fan-Rückkehr

Nicht nur der Klub und die Spieler würden sich über die Teilnahme an einem der beiden internationalen Wettbewerben freuen, auch die Fans. Und die dürfen in Holland – ähnlich wie in Deutschland – seit einigen Wochen wieder ins Stadion. Unnerstall habe sich darüber gefreut. Er habe die Emotionen im Stadion vermisst. Mit einem Schmunzeln fügt er an, dass er es auch gut findet, dass man "den Trainer nicht mehr hört".

"Du weißt, dass 80 Prozent der Zuschauer schon 35 Bier getrunken haben und gar nicht mehr wissen, was sie machen"
Lars Unnerstall über Provokationen von gegnerischen Fans

Auf die Frage, ob er nun als Torwart gerade vor dem Block von gegnerischen Fans aber auch wieder mehr Provokationen zu hören bekommt, winkt er ab. Blöde Sprüche und Feuerzeuge gehören dazu, meint er. "Das bin ich auch gewohnt von den Derbys zwischen Dortmund und Schale. Es gehört dazu und leichte Provokationen kann man auch ausblenden."

Er versucht sich Provokationen aber auch noch anders zu erklären: "Am Ende ist es Fußball und du weißt, dass 80 Prozent der Zuschauer schon 35 Bier getrunken haben und gar nicht mehr wissen, was sie machen. Deshalb nehme ich es mir nicht zu Herzen."

Aber: Als Stammtorhüter bekommt man die Emotionen der eigenen und der gegnerischen Fans wenigstens hautnah mit. Trifft es einen Schlussmann und er wird zur Nummer zwei degradiert, muss er im Normalfall mindestens eine Saison auf der Bank verbringen, ehe er in der nächsten Sommervorbereitung erneut eine Chance bekommt. Verletzungen oder krasse Schwächephasen des Konkurrenten bilden da nur die Ausnahme, um den Platz im Tor zurückzuerobern.

Rolle als Nummer 2 schwer zu akzeptieren

Diese Erfahrung musste Unnerstall auch schon machen. Bei Schalke verlor er seinen Stammplatz 2012 im Alter von 22 Jahren an Timo Hildebrand. In Eindhoven war er mit 29 Jahren die Nummer zwei. "Als junger Spieler ist man in so einer Situation natürlich viel enttäuschter. Da sucht man nicht die Probleme bei sich selbst, sondern da ist dann der Trainer oder der Torwarttrainer Schuld und bekommt den Frust ab."

Mittlerweile habe er allerdings verstanden, dass es nichts bringe, sich nach einer Degradierung hängen zu lassen. "Nach einer Woche akzeptiere ich, dass ich die Nummer zwei bin und da durch muss", erklärt er und ergänzt, dass er dann so gut es gehe trainiere, um bereit zu sein, wenn sein Team ihn brauche.

Rückkehr in die Bundesliga unwahrscheinlich

Als Nummer eins bei Twente ist er im Moment nicht in dieser Situation, sondern spielt regelmäßig. Also eigentlich eine zufriedenstellende Situation. Oder möchte Unnerstall noch einmal zurück nach Deutschland, um in der Bundesliga zu spielen? "Ich könnte mir schon noch einmal vorstellen, in der Bundesliga zu spielen. Es ist aber nicht mein sehnlichster Wunsch, unbedingt noch einmal dort zu spielen."

Vielmehr sehe er auch, dass er mit Twente viel höhere Chancen habe, um in der Europa oder Conference League zu spielen. Auch ein verrücktes Abenteuer in die USA, Australien oder Asien komme zumindest aktuell nicht in Frage. "Eigentlich passt gerade alles perfekt", erklärt Unnerstall mit Hinblick auf die Möglichkeit in der Heimat zu wohnen und nach Enschede zum Training und den Spielen zu pendeln.

Er fügt aber auch an: "Trotzdem kenne ich das Geschäft und will einfach nicht 'nie' sagen. Ich weiß nicht, wie es in zwei Jahren ist. Vielleicht will meine Frau noch einmal weg oder mich zieht es noch einmal in die USA oder nach Australien. Aber aktuell kann ich es mir nicht vorstellen, irgendwo anders hinzugehen."

Vielmehr ist Unnerstall langsam in der Findungsphase, was die Zeit nach seiner Fußball-Karriere angeht. Dabei hat er sich noch nicht festgelegt, ob er dann noch im Fußball-Geschäft tätig sein will oder in einem ganz anderen Feld arbeiten möchte. "Natürlich wäre das Naheliegendste zu sagen, dass ich Torwarttrainer werde. Vielleicht sage ich da auch nach zwei Wochen, dass es ein ätzender Job ist und mache was anderes."

Auch über ein Online-Studium mache er sich aktuell Gedanken. Allerdings steht wohl zunächst der Saisonendspurt mit Twente im Vordergrund, damit er in der kommenden Saison nicht nur in niederländischen Stadien im Tor steht, sondern sich auch auf der internationalen Bühne zeigen kann.

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