In der Nacht vom 7. auf den 8. September ist es so weit: Die NFL startet in eine neue Saison. In Deutschland beginnt damit ein neues Kapitel. Nach elf Jahren bei ran NFL sind die Übertragungsrechte nun von ProSiebenSat.1 zu RTL gewechselt – und mit dem Rechte-Wechsel ändern sich auch einige Gesichter im deutschen Football-Kosmos.
Mona Stevens ist eines davon. In der aktiven Football-Szene ist sie bekannt, weil sie nicht nur Quarterback bei den Saarland Ladycanes in der Bundesliga ist, sondern weil sie dieselbe Position auch in der deutschen Nationalmannschaft innehat.
Das ist für die 31-Jährige allerdings noch nicht genug. Sie spielt auch in der Flag-Football Nationalmannschaft und ist für diese Sportart NFL-Botschafterin im Deutschland, um Flag-Football zu fördern. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als selbstständige Physiotherapeutin. Ganz schön viele Tätigkeiten neben ihren jetzt aufkommenden Einsätzen bei RTL.
Gegenüber watson sagt Stevens: "Für mich ist in Zukunft Jonglieren angesagt: Mit meiner aktiven Laufbahn als Quarterback, dem Physio-Job sowie meiner neuen TV-Rolle für RTL kommt natürlich einiges auf mich zu. Neben meiner Arbeit in der Praxis, versuche ich so viel wie möglich aus dem NFL-Kosmos aufzuarbeiten und bin mir sicher, dass mir das mit der richtigen Vorbereitung gelingt." Dabei würden ihr "eine Menge Kolleginnen und Kollegen" aus der RTL-Redaktion zu Seite stehen und helfen.
Besonders hebt sie den ehemaligen NFL-Profi Markus Kuhn hervor. Er habe "von Anfang an seine Hilfe angeboten, Tipps gegeben, wie man mit der Fernseh-Szene klarkommt". Allerdings gebe es auch eine Whatsapp-Gruppe, in der sich das RTL-Team austausche.
Es gibt aber einen großen Unterschied zwischen den Auftritten von Stevens und denen von Experte Patrick Esume oder den Moderator:innen Florian Schmidt-Sommerfeld oder Jana Wosnitza. Stevens wird nicht in den Live-Übertragungen der Spiele am Wochenende zu sehen sein. Viel mehr erhält sie Einsätze in den Nachrichten-Formaten "Punkt 12" oder "Exclusive".
Für Stevens genau das, was sie sich vorgestellt hatte: "Ich hatte nicht vor, live zu kommentieren und der Sender hat dies auch gar nicht gefordert. Ich habe noch keine Spiele kommentiert, bin noch aktive Spielerin, deshalb ist das Kommentieren noch nicht mein Bereich."
Vielmehr will sie helfen, dass American Football in Deutschland noch größer wird. Ihre Einsätze in den RTL-Formaten findet sie genau deshalb passend: "Dort schalten nicht unbedingt Football-Fans ein. Ich möchte sie aber dann dazu machen und zeigen, wie cool dieser Sport sein kann." Es gehe ihr darum, den Zuschauer:innen zu zeigen, dass Football nicht kompliziert ist. Sie setzt darauf, authentisch die Faszination rüberbringen zu können.
Einen besonderen Vorteil beim American Football sieht sie beispielsweise in der Tatsache, dass es für jeden Menschen eine perfekte Position gebe. "Es gibt so viele Anforderungsprofile. Wir hatten eine Frau, die nicht eine Runde um den Platz joggen konnte. Jetzt spielt sie bei uns in der Offensive Line", erklärt Stevens und will damit jede:n ermutigen, der vielleicht etwas scheu oder schüchtern ist aufgrund körperlicher Gegebenheiten.
Kurios und mit einem Lachen schildert Stevens hingegen, wie die Zusammenarbeit mit RTL entstanden ist. Nachdem bekannt wurde, dass sich der Kölner TV-Sender die Übertragungsrechte für die NFL gesichert habe, hatte sie Kontakt mit Nadine Nurasyid, Head-Coach der Munich Cowboys. Gemeinsam fassten sie den Entschluss, proaktiv auf RTL zuzugehen. "Also haben wir kurzerhand ein Bewerbungs-Video aufgenommen, uns präsentiert und natürlich über Football gesprochen", erzählt Stevens gegenüber watson. Offenbar hinterließ das Video Eindruck.
Nach einem TV-Einsatz beim Draft, den sie gut meisterte, einigten sich Stevens und RTL auf eine Zusammenarbeit während der NFL-Saison, die im linearen TV zu sehen ist oder auf RTL+.
Neben ihrer RTL-Tätigkeit bleibt Stevens allerdings auch sportlich aktiv, wird weiterhin in der Bundesliga und der Nationalmannschaft auflaufen. Zeitlich passt das sogar gut mit der NFL zusammen: Die Football-Saison in Deutschland neigt sich bereits dem Ende, weshalb sie nicht allzu lang eine Doppelbelastung haben wird.
Sie stellt aber klar, dass Football in Deutschland besonders für Frauen noch ein Hobby ist. Die Spielerinnen kassieren keine Millionenbeträge, wie die Top-Stars der NFL. "Der Verband übernimmt viele Kosten für Camps oder die Flugreise. Oft ist das aber mit einem Eigenanteil verbunden", erklärt Stevens. Gleichzeitig müssen die Spielerinnen Urlaub nehmen oder, wenn sie selbstständig sind, wie Stevens, verdienen sie in dieser Zeit gar kein Geld.
Dazu kommen laut Stevens die Kosten für die Helme und zusätzliche Trainingslager mit der Nationalmannschaft. "Wir fahren zusätzlich noch zu Camps nach Hamburg, Stuttgart, Frankfurt oder Siegen. Dafür müssen Autos organisiert und Sprit bezahlt werden", zählt sie weitere Kostenpunkte auf.
Ihr Plan ist daher oft, im Winter mehr in ihrer Selbstständigkeit zu arbeiten, um sich während der Saison im Sommer auf Football konzentrieren zu können. Das macht eine Urlaubsplanung schwierig. Mit der sportlichen Karriere, der Selbstständigkeit und dem RTL-Engagement wird es immer komplizierter. Nun hat sich Stevens für Februar und März einen Zeitraum geblockt.
Nach dem Super Bowl will sie dann entspannen, um neue Energie für ihre eigene Saison zu tanken. Dann hat RTL bereits die erste NFL-Saison hinter sich und es wird sich gezeigt haben, ob der Einsatz von Stevens erfolgreich war und sie mehr Fans für American Football begeistern konnte.