Es hatte sich abgezeichnet: Schon im Qualifying fuhr der WM-Favorit, das Red-Bull-Team, die schnellsten Rundenzeiten, sicherte sich damit die beiden Startplätze in der ersten Reihe. Beim Rennen in Bahrain kamen folglich Weltmeister Max Verstappen und Sergio Pérez auch souverän auf den ersten und zweiten Platz.
Als Dritter fuhr überraschend Ex-Weltmeister Fernando Alonso über die Ziellinie. Nachdem Top-Herausforderer Charles Leclerc im Ferrari – zu dem Zeitpunkt aussichtsreich auf Platz drei – in Runde 39 aufgrund eines technischen Defekts rausflog, profitierte der Spanier, dessen Aston Martin beeindruckend gut lief.
Da auch sein Teamkollege Lance Stroll unter die ersten sechs schaffte, herrscht im Lager der Briten rege Euphorie. "Es ist einfach surreal, das zweitbeste Auto im ersten Rennen zu haben", freute sich Alonso nach dem Rennen.
Im Vorfeld des Saisonstarts habe er noch gedacht, es würde Jahre dauern, um zu Red Bull, Ferrari und Mercedes aufzuschließen, verriet der Spanier im TV. "Hier in Bahrain sieht es so aus, als hätten wir das in acht Monaten geschafft", lautete seine Kampfansage.
Tatsächlich hatten der 41-jährige Spanier und sein Auto einige Ex-Kollegen schwer beeindruckt. "Fernando fährt, als wenn er wieder 25 wäre", schwärmte Ex-Weltmeister Nico Rosberg. Gerade von den "geilen" Überholmanövern war der Ex-Mercedes-Pilot begeistert.
Alonso hatte im Laufe des Rennens nacheinander George Russell (Mercedes), Lewis Hamilton (Mercedes) und zum Schluss auch noch Carlos Saintz (Ferrari) überholt. "Fernando war voll am Limit" staunte Rosberg.
Beeindruckt war auch Sky-Experte Ralf Schumacher. Der hatte im Herbst noch gemutmaßt, dass der Wechsel für Alonso ein Rückschritt sei. "Alpine [Alonsos Ex-Rennstall] ist derzeit besser aufgestellt als Aston Martin", erklärte Schumacher damals noch zuversichtlich.
Nun vermutet Schumacher eher, dass Sebastian Vettel, Alonsos Vorgänger bei Aston-Martin, seinen Rücktritt bedauern könnte. "Ich denke schon. Es ist der Wunsch jedes Fahrers, so einen Saisonstart zu feiern", spekuliert er bei "Sky".
Sebastian Vettel hatte es in seinen letzten beiden Formel-1-Jahren im Aston Martin jeweils nur auf Platz zwölf im Gesamtklassement geschafft, um Podestplätze konnte er schon lange nicht mehr konkurrieren. Im Juli 2022 hatte er seinen Rückzug aus der Formel 1 angekündigt.
Allerdings auch, weil der 36-Jährige wohl mehr Zeit mit der Familie verbringen wollte, woran sich auch Ralf Schumacher noch erinnerte. "Auf der anderen Seite wird er froh sein, zu Hause zu sein, den Stress nicht zu haben", räumte der Ex-Rennfahrer ein.
Bei Mercedes herrscht nach der Alonso-Show dagegen extreme Enttäuschung. Sowohl vor als auch nach dem Qualifying hatte das Team schon erkannt, dass der neue W14 nicht so läuft wie erhofft.
So groß war die Ernüchterung, dass Rekord-Weltmeister Lewis Hamilton sogar schon über das Erreichen der letzten Qualifying-Runde erleichtert war. "Als ich heute Morgen aufgewacht bin, hatte ich mit noch mehr Rückstand gerechnet", hatte er noch am Samstag erklärt.
Auch Mercedes-Boss Toto Wolff befand das eigene Auto für hoffnungslos. "Ich glaube nicht, dass dieses Paket auf Dauer konkurrenzfähig sein wird", gestand er gegenüber "Sky". Daher ist Mercedes schon vor Saisonstart zu der Erkenntnis gelangt, das Auto grundlegend überholen zu müssen.