Was für ein Krimi, was für ein Kampf: Die DFB-Frauen haben am Samstagabend sämtliche Widerstände überwunden und sich gegen Frankreich das Ticket fürs EM-Halbfinale gesichert.
Er sei "fix und fertig", gestand Bundestrainer Christian Wück nach dem Schlusspfiff im Gespräch mit dem ZDF. Seine Mannschaft habe "eine unfassbare Leistung" gezeigt. "Wenn man so einen Nackenschlag bekommt, dann so durchhält – ich bin unheimlich stolz."
Er dachte dabei vor allem an den frühen Platzverweis für Kathy Hendrich, die ihre Gegenspielerin am Zopf gepackt und dafür in der 14. Minute des Feldes verwiesen wurde. Obendrein gab es einen Strafstoß für die Französinnen, den diese zur 1:0-Führung verwandelten.
Die DFB-Frauen aber kamen in Unterzahl zurück, Sjoeke Nüsken glich aus. Der deutsche Kraftakt ging erst über 90, dann über 120 Minuten – und wurde letztlich mit dem Sieg im Elfmeterschießen belohnt.
Auf dem Weg dahin war der Platzverweis für Hendrich nicht der einzige Nackenschlag. Schon vor ihrer Hinausstellung mussten die DFB-Frauen mehrere Minuten in Unterzahl agieren. Sarai Linder, für gewöhnlich als Linksverteidigerin gesetzt, gegen Frankreich aber auf rechts gestartet, bekam nach fünf Minuten einen Treffer am linken Fuß ab.
Infolgedessen musste sie minutenlang behandelt werden. Der Außenverteidigerin wurde dabei ein dicker Verband um den lädierten Fuß geschnürt. Sie biss auf die Zähne, kehrte für rund zehn Minuten aufs Feld zurück. Dann aber ging es nicht mehr, Sophia Kleinherne übernahm.
Und die Zeichen scheinen auch nicht auf eine Blitzheilung zu stehen. Denn als der Einzug ins Halbfinale endlich eingetütet war und die Spielerinnen vor Freude auf den Platz stürmten, fingen die Kameras auch die knapp zwei Stunden zuvor ausgewechselte Linder wieder ein. Sie war freudestrahlend unterwegs – aber auf Krücken.
Das nahm auch der Bundestrainer mit sorgenvoller Miene wahr: "Wir brauchen jetzt drei Tage Eistonne und Erholung. Dann schauen wir, ob wir noch elf Spielerinnen gegen Spanien aufstellen können."
Eine etwas längere Pause käme der Mannschaft nun gewiss gelegen, eine EM ist aber kein Wunschkonzert. Schon am Mittwochabend kommt es in Zürich ab 21 Uhr zum Duell mit Weltmeister Spanien. "Wir müssen aus dem, was wir haben, das Beste machen", sagte der Bundestrainer.
Immerhin: In Carlotta Wamser steht dann nach abgesessener Rotsperre wieder eine andere Rechtsverteidigerin zur Verfügung.
Und auch unabhängig vom konkreten Personal, das er am Mittwoch aufbieten kann, machte Wück eine Ansage: "Ich kann versprechen, dass wir den Spanierinnen einen heißen Tanz liefern werden."
