Seitdem Thomas Tuchel Anfang September beim FC Chelsea entlassen wurde, wartet der Trainer des Jahres 2021 auf die nächste "richtige Gelegenheit". Jobangebote hatte er wohl einige, fast täglich gab es im Herbst Spekulationen über Topklubs und Nationalmannschaften, bei denen Tuchel anheuern könnte.
Da die großen europäischen Verbände nach der WM aber an ihren National-Trainern festgehalten haben, und auch Bayern-Trainer Julian Nagelsmann wieder halbwegs fest im Sattel sitzt, muss sich der 49-Jährige wohl noch etwas gedulden.
Stattdessen machen nun neue Enthüllungen über seinen Rausschmiss bei Chelsea Schlagzeilen: Wie die "Times" berichtet, hat auch die Transfer-Offensive des neuen Eigentümers Todd Boehly für Unstimmigkeiten gesorgt.
Demnach habe Boehly den Klub nach seiner Übernahme auf nahezu allen Positionen verstärken wollen. Gerade im zentralen Mittelfeld sah Tuchel aber offenbar keinen Bedarf, fand das Zentrum mit N'Golo Kante, Mateo Kovavic, Jorginho und Conor Gallager wohl gut aufgestellt.
Stattdessen wünschte sich der Deutsche Verstärkungen für die Abwehr, wo er unter anderem den zu Real Madrid abgewanderten Antonio Rüdiger ersetzen musste. Mit den Verpflichtungen von Kalidou Koulibaly und Wesley Fofana kam Boehly dieser Forderung nach.
Der Versuchung, trotzdem einen weiteren Mittelfeldspieler zu holen, konnte der milliardenschwere Amerikaner aber nicht widerstehen: Noch am Deadline-Day machte er die Leihe von Juve-Profi und Ex-Gladbach-Star Denis Zakaria fix.
Tuchel war bei der Verpflichtung offenbar in keinster Weise involviert. Als Zakaria erstmals beim Training aufschlug, wusste Tuchel der "Times" zufolge wohl nicht mal, wer er war.
Dass Tuchel in der Transfer-Politik des Vereins so wenig mitzureden hatte, war zwar seit der Übernahme im Sommer klar, dürfte dem erfahrenen Trainer aber gar nicht gefallen haben. Immerhin sind die "Manager" in England in der Regel Trainer und Sportdirektor in Personalunion. Dieses Missfallen soll er dem neuen Eigentümer auch klar kommuniziert haben.
Gleichzeitig empfand Boehly Tuchels Vorgehen bei Spieler-Verpflichtungen als "Albtraum", wie "The Athletic" schreibt. Demnach habe Tuchel ab einem gewissen Punkt an den Meetings auch gar nicht mehr teilgenommen, sondern nur noch seinen Manager geschickt.
Boehly-Vertrauter Simon Jordan – unter anderem Ex-Boss von Crystal Palace – hatte zuletzt sein Verständnis für den Rausschmiss erklärt. "Da gab es noch viel mehr hinter den Kulissen, was den meisten Menschen Tränen in die Augen treiben würde", hatte Jordan bei "Talksport" angedeutet. Details wollte er zwar nicht preisgeben. Laut eigener Aussage hätte er Tuchel nach dem Vorgefallenen aber auch entlassen.