Der Handel mit Übertragungsrechten für die Bundesliga ist ein überaus hartes Geschäft. Geld allein reicht nicht, um den begehrten Zuschlag zu bekommen. Die Bieter müssen sich auch dem Anspruch der DFL beugen, den Nachweis zu erbringen, dass sie das viele Geld tatsächlich auch termingerecht beschaffen können.
Klingt nachvollziehbar, denn es geht um gigantische Summen, die spätestens im Moment des erfolgten Zuschlags von den 36 Klubs der DFL verplant werden. Die Ökonomie des professionellen Fußballs baut zuallererst auf Pump, bei allen Beteiligten.
An der Stelle nimmt das Problem in der aktuellen Runde dieses Rechtehandels seinen Ursprung. Dazn hatte am 15. April dieses Jahres alle Mitbewerber mit einem gigantischen Gebot abgehängt und für das größte der zum Verkauf stehenden Medienpakete 400 Millionen Euro pro Jahr, also in Summe 1,6 Milliarden Euro geboten. Dafür hätte man das Recht bekommen, 196 Bundesliga-Spiele (samstags 15.30 Uhr, freitagabends sowie die Relegation) zu übertragen.
Die Verhandlungsführer der DFL verlangten daraufhin innerhalb von 24 Stunden eine Bankgarantie, die Dazn nicht beschaffen konnte. Folglich sah es so aus, als würde Sky den Zuschlag für dieses attraktive Paket erhalten. Doch Dazn zog vor Gericht.
Am Dienstag wurde bekannt, dass das angerufene Schiedsgericht eingegriffen und das Bieterverfahren erstmal gekippt hat. Die eingeforderte Bankgarantie war zu kurzfristig. Die vorgelegten Begründungen der DFL konnten das Gericht nicht überzeugen. Das Gerichtsverfahren hat allerdings auch keinen wirklichen Gewinner hervorgebracht, denn Dazn bekommt das begehrte Rechtepaket nicht – wie beantragt – zugesprochen.
Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass die DFL neu ausschreiben und Dazn die Chance geben muss, sich dieses dicke Medienpaket doch noch zu sichern. Blöd für Sky, das nach Angaben von Dazn mindestens 320 Millionen weniger auf den Tisch gelegt und sich bereits über den Deal gefreut hatte.
Die ausführliche Urteilsbegründung werden wir erst im November nachlesen können. Die DFL hat sich auch deshalb erstmal zum Schweigen entschlossen und verweist auf eine anstehende Präsidiumssitzung. Dort wird wohl darüber beraten, wie es mit dem Bieterverfahren und einer naheliegenden Neuausschreibung weitergehen soll.
Dazn zeigte sich demgegenüber nach dem Urteilsspruch hochzufrieden und vermeldete: "Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass Dazn der beste Partner für die DFL, für die Vereine und für die deutschen Fußballfans ist."
Die Glaubwürdigkeit dieser selbstbewussten Überzeugung wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Für Fans und Fernsehkunden können wir angesichts der im Raum stehenden Summen weitere Preissteigerungen für das Bundesliga-TV-Abo erwarten.
Wenn die DFL jetzt besonnen und mit ein klein wenig Demut aus dem Gerichtsverfahren heraus- und auf Dazn zugehen würde, könnte sie in einer kommenden Bieterrunde womöglich noch mehr Geld mit dem Verkauf der TV-Rechte erzielen.
Sky und mögliche weitere Konkurrenten sollten sich diesen Deal nochmal genau durchrechnen und die Finanzierung eines neuen Milliardenpakets vorbereiten.
Bis dahin genießen wir die Spannung, Dramatik und die unzähligen Geschichten, die uns der Bundesliga-Fußball in diesen Tagen liefert.
Ist das der Fußball, den wir wollen? Können wir uns damit identifizieren? Wollen wir uns auch weiterhin damit unterhalten lassen und auch am Fernseher samstagnachmittags live mitfiebern? Wer hierzu vorbehaltlos "ja" sagen kann, wird denn auch die zu erwartende Gebührenerhöhung gern hinnehmen.