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Fußball-Kolumne

1. Bundesliga: Veränderung mit Kiel und Heidenheim würde Fußball guttun

30.03.2024, Fußball, GER, Herren, 2. Fußball-Bundesliga, 2. Bundesliga, 2. FBL, 27. Spieltag, KSV Holstein Kiel - FC Hansa Rostock Lewis Holtby KSV Holstein Kiel freut sich über seinen Treffer zum 2:0 ...
Lewis Holtby ist mit Holstein Kiel auf Aufstiegskurs in die 1. Bundesliga.Bild: Imago Images / Ostseephoto
Fußball-Kolumne

Heidenheim, Augsburg und bald auch Kiel? Weshalb die Verzwergung der Bundesliga gut ist

In seiner wöchentlichen Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
27.04.2024, 11:4127.04.2024, 11:41
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Dass so klangvolle Namen wie der FC Schalke 04 oder der Hamburger Sportverein (zweite Liga), aber auch 1860 München oder der MSV Duisburg (dritte Liga) nicht mehr in der Bundesliga spielen, mag manchen Traditions-Fan schmerzen.

Dafür füllen Heidenheim, Hoffenheim, Augsburg oder Leipzig die Plätze in der Bundesliga auf. Sportlich bzw. wirtschaftlich gesehen, scheint es ebenso klar wie korrekt, dass genau die Mannschaften im Oberhaus spielen, die sich dafür qualifiziert haben. Darüber hinaus schwingt in der Frage "wer gehört in die erste Bundesliga?" aber auch etwas irrationales, gefühlsbetontes mit.

Fanforscher Harald Lange.
Fan-Forscher Harald LangeBild: Uni Würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 55-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Wie soll sich die Bundesliga verändern und zusammensetzen? Und welche Konstellation würde dem Fußball und der Sport- bzw. Leistungsentwicklung guttun? Kann es in dieser Frage um mehr gehen, als um sportliche Qualifikation und eine solide wirtschaftliche Basis? Die Meisterschaft ist entschieden, aber der Abstiegskampf ist genau so offen wie der Kampf um den Aufstieg aus der zweiten Liga ins Oberhaus.

Deshalb wird sich das Gesicht der beiden Ligen weiter verändern. In den zurückliegenden Jahren wandelte sich das Bild dahingehend, dass sich immer mehr der großen Traditionsvereine in der zweiten Liga festsetzen (FC Schalke, Hamburger SV, 1. FC Nürnberg). Gleichzeitig wurde die erste Bundesliga von ganz neuen Namen geprägt, die hinzugekommen sind.

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Die Städte, aus denen die Bundesligaklubs kommen, werden kleiner (z.B. Heidenheim, Augsburg), die Geschichten der neuen Vereine spezieller (Union Berlin). Außerdem tritt der kommerzielle Hintergrund zuweilen deutlicher als früher üblich in den Vordergrund (z.B. Hoffenheim, Leipzig).

Derzeit stehen Köln und Darmstadt auf den direkten Abstiegsplätzen der Bundesliga, während Kiel, St. Pauli und Düsseldorf auf den ersten drei Plätzen der zweiten Liga versammelt sind. Es schaut also derzeit so aus, dass mit Kiel ein regional bedeutsamer Traditionsverein aus dem Norden in die Bundesliga aufsteigen wird, der im nationalen Vergleich noch vergleichsweise unbekannt ist.

2. Bundesliga: HSV und Schalke als starke Säulen

Damit würde sich das Bild der ersten Bundesliga weiter in die oben skizzierte Richtung verändern. Dem Profifußball tut diese Entwicklung zumindest in Hinblick auf die Zuschauerzahlen und die Fanbindung unter den Traditionalisten gut.

Der HSV und Schalke sind zwei starke Säulen für den Zuschauerschnitt der zweiten Liga, der an manchen Spieltagen bereits vor dem der ersten Liga lag. Auch im internationalen Vergleich mit den ganz großen (ersten) Ligen aus Spanien, Italien oder Frankreich kann die zweite Liga mithalten.

Das Spektrum der Mannschaften, die Chancen auf den Aufstieg in die erste Liga haben, wird ebenso groß wie das Spektrum derer, die jedes Jahr aufs neue in den Abstiegskampf verwickelt werden können. Das ist eine überaus belebende Tendenz in Hinblick auf die Spannung im jeweiligen Ligabetrieb.

Diese Entwicklung lässt sich ungebrochen auch in der dritten Liga erkennen. Dort spielen mit 1860 München, Dynamo Dresden, dem MSV Duisburg oder dem 1. FC Saarbrücken ebenfalls Vereine mit Tradition und einer breit aufgestellten Fanszene mit. Das Konkurrenzprinzip belebt auch hier das Geschäft und garantiert für hohe Zuschauerzahlen und Medieninteresse.

Mir gefällt die aktuelle Entwicklung, denn je breiter ein Sportsystem aufgestellt ist, desto günstiger fallen die Bedingungen für den sportlichen Wettbewerb aus. Kiel hatte die Bayern vor drei Jahren, nur wenige Tage nachdem die Münchner die Klub-WM gewonnen hatten, im Schneegestöber aus dem DFB-Pokal geschossen.

Ich bin gespannt, ob es den Norddeutschen in der kommenden Spielzeit ebenfalls gelingen wird, den großen der Liga ein Bein zu stellen. Ich halte aber auch allen anderen aus dem Spektrum der neuen Bundesligisten die Daumen und freue mich, wenn Außenseiter ihre Chance nutzen. Genau dieser Sport gefällt mir.

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