Es gab eine Zeit, da wollten die Fans des FC Bayern Manuel Neuer nicht in München haben. "Koan Neuer" hieß es im Frühjahr 2011, im Sommer kam der Schlussmann trotzdem vom FC Schalke. Es sollte sich als kluger Schachzug der Vereinsführung herausstellen, denn der Keeper hat seither eine Ära geprägt.
In München entwickelte er sich zum besten Torhüter der Welt, gewann zwei Mal die Champions League, elf Mal die deutsche Meisterschaft und fünf Mal den DFB-Pokal. Neuer war dabei stets Leistungsträger, in den vergangenen Jahren sogar Kapitän.
Entsprechend schmerzlich vermisst wurde der Torhüter über weite Strecken dieses Jahres. Der Unterschenkelbruch, den sich Neuer im Dezember 2022 zugezogen hatte, setzte ihn lange außer Gefecht. Erst Ende Oktober feierte er sein lange herbeigesehntes Comeback.
Reichlich Fragezeichen gab es dennoch rund um den Rio-Weltmeister, denn sein Arbeitspapier galt nur noch bis zum Sommer 2024. Berichte über eine Ausdehnung der Zusammenarbeit gab es zuletzt kaum – ganz offensichtlich hat es aber dennoch Gespräche gegeben. Denn am Dienstagnachmittag verkündete der FC Bayern die Vertragsverlängerung mit Neuer.
Der Schlussmann hängt ein weiteres Jahr dran. Selbiges gilt für Sven Ulreich, auch der Ersatzmann hat bis 2025 unterschrieben.
"Manuel Neuer und Sven Ulreich sind einfach ein 'Dreamteam'. Es macht Freude, ihnen bei der täglichen Arbeit zuzuschauen. Sie unterstützen und motivieren sich gegenseitig und leben die Werte vor, die den FC Bayern auszeichnen", schwärmt der FCB-Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen in der Pressemitteilung des Klubs.
Neuer habe seit seinem Comeback gezeigt, "dass er nichts von seinem Können eingebüßt hat". Ulreich wiederum habe sich als hervorragender Ersatzmann bewiesen: "Wir wissen, dass wir uns auf ihn verlassen können."
Sportdirektor Christoph Freund sieht die Münchener daher zwischen den Pfosten bestens aufgestellt. "Zusammen mit Daniel Peretz bilden sie ein Torwartteam, das seinesgleichen sucht." Wobei letzterer ob der beiden Vertragsverlängerungen wohl nicht gerade in Ekstase ausbrechen dürfte.
Allein durch die Statements zementieren die Bayern-Bosse die Hackordnung: Neuer ist die Nummer Eins, Ulreich sein Vertreter. Für Peretz bleibt folglich nur der Platz auf der Tribüne. Der 23-jährige Profi kann sich somit nur bedingt weiterentwickeln. Dessen sollen sich aber auch die FCB-Verantwortlichen bewusst sein.
So berichtet Sky-Reporter Florian Plettenberg, dass Peretz im Sommer verliehen werden soll. Der Israeli solle so zu mehr Einsatzzeit kommen. Im Winter sei nach aktuellem Stand aber nichts geplant.
Spätestens im Sommer dürfte dann auch eine Entscheidung bei Alexander Nübel fallen. Der frühere Schalker wurde einst als Neuer-Erbe geholt, scharrte in den vergangenen Jahren immer wieder mit den Hufen. Sowohl in Monaco als auch aktuell in Stuttgart beweist er seine Klasse. Dass er noch einmal zu den Bayern zurückkehrt, um dort die dritte Wahl zu sein, erscheint ausgeschlossen.
Neuers Verbleib dürfte folglich zum Verkauf Nübels im nächsten Sommer führen. Da der Vertrag des für diese Saison an Stuttgart verliehenen Schlussmanns bis 2025 gilt, darf sich der Rekordmeister noch eine nette Summe erhoffen.
Die frühzeitige Planungssicherheit bei den Personalien Neuer und Ulreich ermöglicht es Sportdirektor Freund indes nun auch, sich anderen Baustellen zu widmen. So vermeldet Plettenberg, dass es bei Thomas Müller und Alphonso Davies weitergehen solle.
Während der Routinier noch bis 2024 an den FCB gebunden ist, läuft der Kontrakt des Kanadiers noch ein Jahr länger. Anhaltende Gerüchte um ein Interesse Real Madrids erfordern aber eine Entscheidung im Sommer. Will Davies eine neue Herausforderung suchen, können die Bayern nächstes Jahr letztmals Geld mit ihm einnehmen.
Eine Frage des Geldes könnte es auch bei Müller werden. Der Offensivmann gehört zu den Topverdienern, spielt auch wegen Youngster Jamal Musiala aber nur noch eine untergeordnete Rolle. Gänzlich ausgeschlossen scheint ein Abgang nicht zu sein, denn Müller will wie Neuer bis 2025 spielen – mindestens.