
Kapitän Uwe Hünemeier sieht seinen SC Paderborn vorm Saisonfinale psychologisch im Vorteil.Bild: imago/Jan Huebner/Taeger
Fußball
03.05.2019, 20:2903.05.2019, 20:29
Vom Fast-Viertligisten zu einem Bundesliga-Aufstiegsaspiranten. Der
SC Paderborn hat binnen zwei Jahren eine erstaunliche Entwicklung
genommen. Das Rückrunden-Primus geht als Tabellenzweiter mit guten
Chancen in den Saison-Schlussspurt.
In Ostwestfalen wächst der Glaube an ein zweites
Fußball-Wunder. Fünf Jahre nach dem überraschenden Aufstieg in die
Bundesliga steht der SC Paderborn vor einer Rückkehr in das Oberhaus.
Nach zuletzt 16 Punkten aus sechs Spielen rangiert das Team von
Trainer Steffen Baumgart erstmals in dieser Saison auf einem direkten
Aufstiegsplatz und könnte im Rennen der vermeintlichen Topfavoriten
1. FC Köln, Hamburger SV und 1. FC Union Berlin der lachende Vierte
sein.
"Anders als die Konkurrenz müssen wir keine Erwartungen mehr erfüllen."
Kapitän Uwe Hünemeier macht sich und seinem Team keinen Druck.
Vor dem Aufstiegs-Showdown mit noch drei Spielen sieht Uwe Hünemeier den Tabellenzweiten psychologisch im Vorteil. "Von außen lassen wir
uns nicht unter Druck setzen. Wir haben doch eine herausragende
Saison gespielt, das kann uns keiner mehr nehmen", sagte der
Abwehrspieler in einem Interview des Fachmagazins "Kicker", "anders
als die Konkurrenz müssen wir keine Erwartungen mehr erfüllen."
Der märchenhafte Höhenflug verblüfft die Fachwelt.
Schließlich zog der Club noch vor zwei Jahren mit viel Glück den Kopf aus der Regionalligaschlinge. Nur weil der TSV 1860 München keine
Lizenz erhielt, blieb Paderborn als damaliger Tabellen-18. in der 3.
Liga.

Trainer Steffen Baumgart: Immer unter Strom.Bild: imago sportfotodienst
Der im März 2017 eingestellte Sport Geschäftsführer Markus Krösche
erweckte den schwer angeschlagenen Problemfall im Zusammenspiel mit
dem rund einen Monat später verpflichteten Coach Steffen Baumgart zu
neuem Leben. "Das Besondere ist nicht, dass wir in der Tabelle im
Moment gut dastehen. Das Besondere ist die Art und Weise, wie wir
Fußball spielen und wie wir uns in diesen zwei Jahren entwickelt
haben. Das ist, was mich stolz macht", kommentierte Baumgart.
Mit seinem erfrischenden Offensivfußball und schon 71 erzielten Toren gilt der SC Paderborn als Attraktion der Liga.
Dass es dem Coach nach
der Winterpause zudem gelang, die anfänglich noch wackelige Defensive
zu stabilisieren, verhalf den Ostwestfalen auf Rang eins der
Rückrundentabelle. Bei einem Sieg am Freitag im Derby bei Arminia
Bielefeld (18.30 Uhr) könnte das Baumgart-Team im dann folgenden
Heimspiel gegen den derzeit einen Punkt schlechteren HSV im Idealfall
den Aufstieg perfekt machen.
Doch vor dem möglichen "Finale" gegen die Hamburger gilt das ganze
Augenmerk dem Duell mit dem Tabellenneunten. "Im Derby in Bielefeld
kommt es nicht auf die Tabellensituation an. Das haben wir beim Spiel
Dortmund gegen Schalke gesehen", warnte Angreifer Sven Michel mit
Verweis auf die 2:4-Schlappe des BVB gegen den königsblauen
Erzrivalen.

Im Hinspiel trennten sich Arminia Bielefeld und Paderborn 2:2. Andreas Voglsammer (l.) traf damals zum 1:0 für Arminia.Bild: imago/pmk
Eine Rückkehr in die Bundesliga, die der SC Paderborn 2015 als
Tabellenletzter nach nur einem Jahr wieder verlassen musste, könnte
zum weiteren Abbau der Schulden in Höhe von 7,6 Millionen Euro (zum
30. Dezember 2018) beitragen. Zudem würde er die Wahrscheinlichkeit
erhöhen, dass diverse von anderen Clubs umworbene Leistungsträger dem
SC erhalten bleiben. So wurden Christopher Antwi-Adjei, Bernard
Tekpetey, Sebastian Vasiliadis, Philipp Klement und Sebastian
Schonlau zuletzt als mögliche Wechselkandidaten gehandelt.
Besonders schwer wäre jedoch ein Verlust von Krösche zu verkraften.
Der Erfolgs-Architekt der vergangenen beiden Jahre ist besonders
begehrt. Den vom Abstieg bedrohten Erstligisten 1. FC Nürnberg und
Hannover 96 soll der ehemaliger Paderborner Profi bereits abgesagt
haben. Hartnäckig halten sich jedoch die Gerüchte, wonach der
vertraglich bis 2022 gebundene 38-Jährige vor einem Wechsel zum FC
Schalke steht.
(as/dpa)
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