Als am Samstagabend in Darmstadt die 77. Minute lief, dürften BVB-Trainer Edin Terzić kiloweise Steine vom Herzen gefallen sein. Marco Reus, angeblicher Rädelsführer gegen den Coach, traf nach Vorlage von Rückkehrer Jadon Sancho zum 2:0 gegen den Aufsteiger. Es war die Entscheidung in einer für Borussia Dortmund schwierigen Partie.
Am Ende stand zwar ein deutliches 3:0 auf der Anzeigetafel, der BVB hatte über weite Strecken aber keine Leichtigkeit im Spiel. Das wiederum überraschte aufgrund der Gesamtkonstellation nicht. Zu schwer wiegt die enttäuschende erste Saisonhälfte noch.
"Der Start war wie zu erwarten schwierig", befand Marco Reus nach dem Schlusspfiff am Mikrofon von Sky und zählte dabei ein paar der Rahmenbedingungen auf: "Auswärtsspiel, richtig kalt, schwieriger Gegner." Vor allem aber lag es am BVB selbst.
"Wir brauchen nicht um den heißen Brei herumzureden. Wir kommen nicht mit dem absoluten Selbstvertrauen an, das müssen wir uns hart erarbeiten. Wir müssen in die Zweikämpfe und von da ins Spielerische kommen. Das wird ein bisschen dauern", erklärte Reus.
Eine gewisse Anlaufzeit hatten Expert:innen indes auch bei Rückkehrer Sancho erwartet, schließlich hat der Engländer die vergangenen Monate in Manchester auf der Tribüne sitzend verbracht. Umso überraschender kam es, dass er bei seinem Comeback im BVB-Dress direkt einen Treffer vorbereiten konnte.
Man wolle ihn in den kommenden Wochen dennoch "behutsam aufbauen", wie Terzić auf der Pressekonferenz nach dem Schlusspfiff erklärte. Dazu gehörte eigentlich auch ein anderer Plan beim Darmstadt-Spiel, wie der Dortmunder Übungsleiter nach der Partie verriet.
"Jadon hatte signalisiert, dass er 45 Minuten im Tank hat. Unsere Idee war es, ihn ab der 60. Minute zu bringen", berichtete Terzic. Tatsächlich brachte er Sancho aber schon in der 55. Minute. Und das aus gutem Grund: "Es gab eine Situation mit Jamie Bynoe-Gittens, der schon Gelb hatte. Es gab eine Rudelbildung und wir wollten kein Risiko eingehen, daher haben wir den Wechsel ein paar Minuten vorgezogen."
Inklusive Nachspielzeit kam der England-Rückkehrer somit auf knapp 40 Minuten Einsatzzeit. In den kommenden Wochen dürfte sich diese Zahl sukzessive nach oben schrauben.
Neben Sancho feierten indes auch zwei andere Personen ihr BVB-Comeback: Nuri Şahin und Sven Bender kehrten nach Jahren auf die Dortmunder Bank zurück, nahmen diesmal aber als Co-Trainer Platz.
Die Ex-Profis haben das Trainerteam im Winter verstärkt, um für frischen Wind zu sorgen, ohne direkt Cheftrainer Terzić abzusägen. Und dennoch halten sich die Gerüchte hartnäckig, dass der 41-Jährige mit Şahin bereits seinen Nachfolger einarbeitet.
"Das ist überhaupt kein Thema bei mir", lächelte Terzić die Gerüchte im ZDF-"Sportstudio" weg. Mit einem fast schon an Arroganz grenzenden Selbstverständnis schob er eine Erklärung nach.
"Man braucht Unterstützung. Das zeigt die Persönlichkeit, die ich besitze. Jemand, der eine starke Persönlichkeit hat, wird Leute, die eine starke Persönlichkeit mitbringen, gerne neben sich haben, um gemeinsam zu wachsen."
Gemessen an diesen Aussagen wirkte es indes fast schon zurückhaltend, wie Terzić auf die kommenden Partien blickte. Das Wort Aufholjagd wollte der Coach des fünftplatzierten BVB nicht in den Mund nehmen: "Es funktioniert nicht, dass wir uns nach einem Spiel hier hinstellen und sagen, wir wollen das und das erreichen."
Stattdessen gelte es, "gute und fleißige Arbeit auf dem Platz" zu zeigen. "So werden wir versuchen, Sieg für Sieg einzufahren. Am Ende der Saison gucken wir, wofür es reicht."