Es dauert drei Spiele bis Bundestrainer Hansi Flick so etwas wie Euphorie und Aufbruchsstimmung um die deutsche Fußball-Nationalmannschaft erzeugen konnte.
Dieser Höhenflug soll nun mit den Länderspielen am Freitag gegen Rumänien (20.45 Uhr) und Montag in Nordmazedonien (20.45 Uhr), gegen die es im Hinspiel eine peinliche 1:2-Pleite gab, fortgesetzt werden.
Damit das gelingt, nimmt Flick nun aber Vereine und Verband in die Pflicht und kritisierte in einem Interview mit dem "kicker" das bisherige, eigentlich nicht vorhandene Zusammenspiel.
"Ich möchte, dass wir miteinander agieren und füreinander da sind, der Verband für die Vereine und umgekehrt. Mir wird hier noch zu oft aufeinander gedeutet. Diese Denkweise, hier der Verein und da der Verband, wollen wir gemeinsam aufbrechen." Und vergleicht den deutschen Fußball mit einem normalen Familienleben. "Wie überall im Leben, zum Beispiel auch in der Familie: Kommunikation, Wertschätzung und Loyalität sind wichtig. Man muss miteinander reden".
Flick selbst ist dazu regelmäßig mit seinen Assistenten in den Stadien der Bundesliga unterwegs und spricht mit den Trainern der 18 Klubs. Dabei ist es auch völlig egal, ob das Team einen Nationalspieler stellt oder nicht. So erklärt Bielefeld-Coach Frank Kramer im "kicker", dass Flick ihn dazu ermunterte, sich mit Anregungen einzubringen.
Zudem besuchte er bereits Thomas Tuchel und die DFB-Stars Antonio Rüdiger und Timo Werner bei Chelsea und tauschte sich mit den internationalen Star-Trainern Pep Guardiola (Manchester City) und Mauricio Pochettino (Paris Saint-Germain) aus.
Dabei macht Flick deutlich, dass es für Verband und Vereine darum gehen müsse, das Beste für den gesamten deutschen Fußball herauszuholen. Gleichzeitig macht er aber auch deutlich: "Dieser Prozess fordert uns alle, und zwar täglich."
Dennoch lobt Flick zeitgleich auch den Umgang mit den Trainerkollegen. Ihm komme als Bundestrainer vor allem seine Arbeit als Vereinstrainer beim FC Bayern zugute. Er "weiß um die Anforderungen und den Druck der Vereinstrainer".
Ihm sei es besonders wichtig gewesen, dass die Spiele nach den drei Siegen mit einem positiven Gefühl in die Vereine zurückkehren. "Von Erfolgen und guten Leistungen in der Nationalmannschaft profitieren die Nationalspieler, und damit profitieren auch ihre Vereine. Und umgekehrt."
Ein Spieler, der davon besonders profitiert hat, ist Bayern-Star Leroy Sané. Noch unter Hansi Flick und zu Beginn der Amtszeit von Julian Nagelsmann war der Außenstürmer außer Form und wurde sogar von den eigenen Fans ausgepfiffen.
Doch seit der Länderspielpause im September und Sanés Positionswechsel auf die linke Seite, auf der er nun auch in München spielt, hat er sich zu einem echten Leistungsträger entwickelt.
"Ich glaube, dass es jetzt bei ihm klick gemacht hat. Diese Entwicklung war wichtig, und sie kam zum richtigen Zeitpunkt", sagte Flick im "kicker".
Teil dieser Entwicklung ist, dass Sané nun auch engagiert in der Defensive und nach Ballverlusten nach hinten arbeitet. Auch das soll laut Flick ein Teil der neuen Identität der Nationalmannschaft sein, damit sich die Fans wieder mit dem Team identifizieren.
"Das geht nicht nur über sportlichen Erfolg, sondern auch über die richtige Mentalität, die Intensität, das Engagement, die Gier. Das will der Fan von einer Mannschaft sehen, und diese Eigenschaften fordern auch wir ein." Und er fügt hinzu: "Uns geht es um Begeisterung, um Überzeugung und um Hingabe."
(lgr)