Als sich das DFB-Team am Sonntag im thüringischen Blankenhain versammelt hat, konnte Julian Nagelsmann nur 17 seiner ursprünglich 27 nominierten Spieler begrüßen. Gleich mehrere Profis hatten oder haben noch Verpflichtungen im Verein.
Dazu gehörten etwa die Leverkusener, die am zurückliegenden Samstag noch das Finale des DFB-Pokals gewonnen haben. Am Mittwochabend trafen die drei Double-Sieger Florian Wirtz, Robert Andrich und Jonathan Tah im Kreise der deutschen Nationalmannschaft ein.
Am Donnerstagvormittag stand für das Trio im Regen von Blankenhain die erste Trainingseinheit mit den DFB-Kollegen an, für Andrich und Tah ging es anschließend auf einer Pressekonferenz weiter.
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Dabei ging es zunächst gar nicht um die deutsche Nationalmannschaft, sondern um den BVB. Der trifft am Samstagabend im Finale der Champions League schließlich auf Real Madrid. Mit Nico Schlotterbeck, Niclas Füllkrug, Antonio Rüdiger sowie Toni Kroos sind insgesamt vier DFB-Profis dabei.
Entsprechend schwer sollte es Andrich und Tah doch fallen, sich mit dem Drücken der eigenen Daumen für eines der beiden Teams zu entscheiden. "Das ist eine fiese Frage. In beiden Teams sind zwei Spieler von uns, da kann man nicht so richtig auf eine Seite gehen", befand Andrich zunächst noch zurückhaltend.
"Man kann sagen, dass man als Deutscher für die deutsche Mannschaft ist", schob der Mittelfeldspieler dann aber vielsagend nach. Er erwarte "ein sehr enges Spiel". Nach einer kurzen Pause legte er sich überraschend fest: "Am Ende bin ich trotzdem für Real."
Mit der Aussage, im Finale dem BVB-Gegner die Daumen zu drücken, überraschte Andrich sichtlich alle Anwesenden. Mitspieler Tah musste ebenso lachen wie die anwesenden Medienschaffenden. "Kurz abgebogen", kommentierte der Verteidiger.
Er selbst äußerte sich etwas diplomatischer. "Beide haben es verdient, ins Finale zu kommen. Am Ende möge die bessere Mannschaft gewinnen", sagte Tah, drehte sich grinsend zu Nebenmann Andrich und ergänzte, dass es so "korrekt" eingeordnet werde.
Schmunzeln musste der 29-Jährige, der im Mittelfeldzentrum an der Seite von Toni Kroos gesetzt ist, aber nicht nur mit Blick auf den BVB und das CL-Finale. So wurde auch das Treffen mit einem Spezialeinsatzkommando, das Nagelsmann zuletzt angekündigt hatte und das für den Donnerstag geplant ist, zum Thema.
"Fühlen sie sich auch wie das Spezialeinsatzkommando für das Turnier?", wollte ein Journalist mit Blick auf die Abräumerrolle, die Andrich einnehmen soll, wissen. "Noch ein Spitzname", erwiderte der Leverkusener, zuletzt auch schon als Worker tituliert, amüsiert.
"Wenn man mich so betitelt – warum nicht? Ich selbst würde mich aber nicht so bezeichnen." Die Heim-EM wird zeigen, ob sich der neue Spitzname durchsetzen kann.