Wechselt Fußballstar Leroy Sané zum FC Bayern München oder tut er's nicht? Seit Wochen spekuliert die Fußball-Welt über den möglichen Megatransfer dieses Sommers. Ausgang: nach wie vor unbekannt. Nun folgte die nächste dramatische Wendung im Transfer-Theater: Leroy Sané verletzte sich bei einem Spiel seines (Noch?-)Klubs Manchester City am Sonntag unglücklich. Diagnose: schwerer Kreuzbandanriss am rechten Knie.
Sané wird in der kommenden Woche operiert. Klar ist: Er wird mehrere Monate ausfallen. Manchester-City-Coach Pep Guardiola rechnet erst im kommenden Frühjahr mit einer Rückkehr des Stürmers. Ob und welche Konsequenzen die Verletzung Sanés nun für die Personalpolitik des FC Bayern München hat – dazu hat sich der deutsche Rekordmeister bislang nicht geäußert.
Fest steht jedoch: Bei der Sané-Verletzung geht es nicht nur um ein menschliches Drama und sich daraus ergebende Personalprobleme in München. Wenn ein millionenteurer Fußballer ausfällt, geht es auch schnell um eine ganze Menge Geld.
Christian Schmeckmann ist der Mann fürs Fußballer-Geld. Als Leiter des Versorgungswerks vom DFB und der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV) berät er Profi-Fußballer in Sachen Geldanlage, Ruhestandsplanung – und Versicherung bei Verletzung.
Was passiert also, wenn ein Fußballer verletzungsbedingt mehrere Monate ausfällt? "Ein Profi-Kicker ist ein ganz normaler Angestellter bei seinem Fußballverein, so wie der Zeugwart auch", sagt Schmeckmann zu watson. In Deutschland gilt folgende Regel:
Lohnt es sich für den FC Bayern, Sané samt teurem Gehalt zu holen, auch wenn er noch monatelang ausfällt? "Nach sechs Wochen ist der Verein theoretisch aus dem Schneider und muss [den Lohn] nicht mehr zahlen", sagt Schmeckmann. Theoretisch. Denn diese gesetzliche Regelung kann durch Verträge ergänzt werden. "Wenn der Spieler oder Berater gut mit dem Verein verhandelt hat, muss der Verein bei Verletzung des Fußballers den Lohn länger zahlen, ein viertel oder halbes Jahr zum Beispiel", sagt Schmeckmann. Sprich: alles Verhandlungssache.
In England gelten andere Regeln bei der Lohnfortzahlung als in Deutschland. Die Premier League kappt nicht grundsätzlich nach sechs Wochen die Lohnzahlungen, weshalb Sané es mit seiner Verletzung bei ManCity leichter hätte.
Laut "Football Leaks" erhalten Spieler der Premier League 18 Monate lang ihr Grundgehalt, danach die Hälfte bis zur Genesung. Bei den Bayern wäre diese monatelange Lohnfortzahlung hingegen Verhandlungssache.
Baranowsky sagt: "Dies ist ein klarer Wettbewerbsvorteil der Premier League gegenüber der Bundesliga. Aus diesem Grund fordern wir als VDV ähnliche Bedingungen in Deutschland."
Wenn der Verein nach dem (meist sechswöchigen, gesetzlichen) Zeitraum nicht mehr den Lohn zahlt, greift hierzulande das Krankentagegeld. Hier gibt es zwei Möglichkeiten:
"Alle Top-Spieler, die vernünftige Berater haben, haben solche Versicherungen", sagt Schmeckmann. Schließlich sei eine Verletzung für einen Spieler sonst ein riesiges Risiko. Der Experte ist sicher: "Bei so einem Juwel wie Sané werden die Berater sicher darauf geachtet haben, dass er weiter Geld bekommt."
Aber: Maximal 1800 Euro Krankengeld am Tag sind zwar eine stolze Summe. Ein Top-Spieler dürfte jedoch trotz dieses guten Krankentagegelds deutliche finanzielle Einbußen haben, rechnet der Experte vor. Sprich: Wenn Sané sein reguläres Gehalt während seiner Verletzungspause weitergezahlt bekommt, wäre das finanziell besser für ihn, als dieses Versicherungsgeld in Anspruch zu nehmen.
Denn hochgerechnet – mögliche Versicherungen im Ausland ausgenommen – beliefe sich das maximale Krankengeld hierzulande auf ca. 650.000 Euro im Jahr. Zum Vergleich: Laut "Football Leaks" bekommt Sané bei ManCity 28 Millionen als Festgehalt für drei Jahre.
Und so dürften sich sowohl der FC Bayern als auch Leroy Sané gerade ganz genau überlegen, ob sich der Transfer für sie jeweils lohnt.