Mittlerweile kann Alphonso Davies schon wieder lachen. Bei strahlendem Sonnenschein, mit Schiene am rechten Knie und auf Krücken beobachte er gemeinsam mit dem ebenfalls verletzten Jamal Musiala das Training seiner Kollegen am Freitagmittag.
Während Musialas Muskelbündelriss im Oberschenkel schnell von den Bayern-Ärzten versorgt wurde, löste Davies Kreuzbandriss beim kanadischen Nationalteam Ende März eine handfeste Krise zwischen dem FC Bayern und dem kanadischen Verband aus.
Kurz nach seiner Vertragsverlängerung und in Top-Form, fällt der 24-Jährige monatelang aus. Nun hat sich auch Kanadas Nationaltrainer Jesse Marsch noch einmal ausführlich zur ganzen Situation geäußert.
"Ich denke, dass einige Kommentare falsch interpretiert und überbewertet wurden", sagte er "The Athletic" über die Reaktion von Davies-Berater Nedal Huoseh. Er habe lediglich versucht, seinen Spieler zu schützen und zu unterstützen.
Huoseh hatte unter anderem die Entscheidung kritisiert, den Außenspieler trotz vorheriger Beschwerden einzusetzen. Und das gerade im unwichtigen Spiel um Platz drei der Concacaf-Nations-League. Er betonte, dass Davies selbst signalisiert habe, nicht spielen zu können, und dass ihm von einer Quelle innerhalb des Verbandes versichert worden sei, dass Davies nicht beginnen und höchstens ein paar Minuten spielen würde.
Stattdessen spielte er von Beginn an und riss sich nach zwölf Minuten das Kreuzband.
Die Bayern-Bosse drohten daher sogar mit rechtlichen Schritten. Vorstandschef Jan-Christian Dreesen bezeichnete es als "grob fahrlässig", einen offensichtlich verletzten Spieler ohne fundierte medizinische Abklärung auf einen zwölfstündigen Interkontinentalflug zu schicken und kündigte Gespräche an.
Diese gab es auch zwischen Marsch und Sportdirektor Christoph Freund, die sich noch aus gemeinsamen Tagen im Red-Bull-Kosmos kennen. Beide hätten über eine Stunde miteinander gesprochen.
"Wir haben ein paar Mal über die Situation gesprochen, um besser zu verstehen, wie es war, als Alphonso bei uns war, was passiert ist – und wie es ihm später beim FC Bayern ging", erzählte Marsch.
Was zudem überrascht: Marsch erklärte, dass man beim Verband wusste, dass Davies seit November beziehungsweise Dezember Probleme am hinteren Oberschenkel hatte. "Wir waren uns bewusst, dass es dabei Empfindlichkeiten gibt", sagte er.
Davies fiel bereits Mitte Januar einige Wochen aus, nachdem er sich einen Muskelfaserriss im hinteren Oberschenkel zugezogen hatte. Doch dem kanadischen Verband sollte dafür laut Marsch nicht auch die Schuld gegeben werden.
Nun liege der volle Fokus darauf, Davies bestmöglich bei seinem Comeback zu unterstützen.
Zudem richtete er auch ein Versprechen an die Bayern-Fans: "Er wird sich von dieser Verletzung besser erholen als jeder andere, den ich bisher trainiert habe, weil sein Körper wie eine Maschine ist und seine Mentalität, sein Bestes zu geben, so stark ist."