Den Sommer haben sich die Verantwortlichen beim DFB wohl anders vorgestellt. Nachdem zunächst die drei Länderspiele der Herren-Nationalmannschaft für Ernüchterung sorgten und die U21 bereits in der Gruppe der Europameisterschaft als Tabellenletzter gescheitert war, lagen die Hoffnungen auf den DFB-Frauen bei der WM in Australien und Neuseeland.
Doch auch das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg schied in der Gruppenphase aus. Der Krisen-Sommer des DFB ist damit perfekt.
Nun muss sich der deutsche Fußball-Bund Kritik gefallen lassen und sich für eine sportlich erfolgreiche Zukunft aufstellen. Nach dem Debakel bei der WM in Katar hatte Rudi Völler den Sportdirektoren-Posten von Oliver Bierhoff übernommen. Der 63-Jährige wird diese Funktion bis zur Heim-EM im kommenden Sommer ausüben.
Wer danach folgt, ist noch offen. Allerdings gibt es immer wieder Gerüchte darüber, dass Ex-Nationalspieler Sami Khedira ein Nachfolge-Kandidat sein könnte. Der 36-Jährige sprach nun im Interview mit dem "Kicker" über die aktuellen Gespräche mit dem Verband.
"Ich habe von vornherein gesagt, dass der DFB für mich immer interessant ist. Allein schon deshalb, weil ich dem DFB viel zu verdanken und mit ihm sehr große Erfolge gefeiert habe", erklärt der ehemalige Profi von Real Madrid. Anschließend räumt er ein, "dass wir das eine oder andere Mal auch gesprochen haben". Gleichzeitig betonte er aber auch, dass es noch nicht "so richtig konkret und tief" in den Gesprächen wurde.
Daraus schließt Khedira: "Ich gehe auch davon aus, dass ich nicht der Einzige bin, mit dem sie reden." Tatsächlich wurden neben Khedira auch lange Per Mertesacker und Union-Boss Oliver Ruhnert genannt. Während Mertesacker bereits abgesagt haben soll, äußerte sich Ruhnert im Juli im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" zu den Gerüchten:
Neben den Job als DFB-Sportdirektor sprach Khedira im "Kicker"-Interview auch klar an, was aus seiner Sicht aktuell im deutschen Fußball falsch laufe. Der ehemalige Mittelfeldspieler stellte ein "ganz großes Führungsproblem" fest und bemängelte das Fehlen von Führungsstrukturen und klaren Hierarchien auf dem Platz.
Gleichzeitig kritisierte Khedira auch die fehlende sportliche Qualität im Sturm und auf den Außenpositionen. Eine kurzfristige Änderung sei allerdings nicht möglich. "Das ist ein Prozess, den wir jetzt in der Jugend anstoßen müssen", erklärt Khedira und bringt England und Frankreich als Beispiele. Beide Nationen hätten die Probleme ihrer Strukturen bereits vor zehn Jahren erkannt und gehandelt.
Außerdem stellt Khedira fest, dass das Leistungsprinzip in der Nationalelf nicht konsequent angewendet werde: "Wir haben vor vier, fünf Jahren mit der Philosophie angefangen, den jungen Spielern teilweise zu einfach die Möglichkeit zu geben, A-Nationalspieler zu werden." Khedira spricht anschließend an, dass erfahrene Spieler wie Jerome Boateng, Mats Hummels oder Thomas Müller "entsorgt" wurden, "weil junge Spieler angeblich Platz zur Entfaltung benötigten". Er sieht das als "fatales Zeichen".