"Die Situation Thomas Müller beim FC Bayern ist für Cheftrainer keine leichte", gibt Thomas Müller direkt zu Beginn zu. Egal, ob der Trainer Pep Guardiola, Carlo Ancelotti, Niko Kovač, Julian Nagelsmann oder Thomas Tuchel war: Sie alle hatten jede Menge Fragen zu beantworten, wenn der Ur-Bayer einmal nicht zum Einsatz gekommen war.
In der neuen Amazon-Prime-Doku "Thomas Müller – Einer wie keiner", die am 4. März erscheint, wird dieses Spannungsfeld gerade in der abgelaufenen Saison unter Thomas Tuchel besonders deutlich. Und genau diese Zeit gibt womöglich einen ersten Hinweis darauf, wie Thomas Müller seine aktuelle Zukunft beim FC Bayern bewertet. Denn sein Vertrag läuft in vier Monaten aus.
Eine Situation, die er aus dem Sommer 2023 kennt. Damals startet Thomas Tuchel in seine erste Vorbereitung als Bayern-Coach. "Er will die Mannschaft so vorbereiten, wie er denkt, dass es gut ist. Aber er sieht keine große Rolle für mich. Das ist für meine Teilnahme an der Heim-EM nicht optimal. Ich werde Probleme haben, ganz klar", reflektiert er im Sommer 2023.
Zwar gibt es öffentlich immer wieder lobende Worte für seinen Trainingseinsatz, aber Spielzeit bekommt Müller kaum. Eine Situation, mit der der Offensivspieler nicht umgehen kann. "Ich könnte besser damit umgehen, wenn er sagen würde: 'Der Thomas hat jede Woche die Chance, mich zu überzeugen, wer die beste Wahl ist.'" Stattdessen bekomme er zu hören, er sei "super, super, super, aber trotzdem nehme ich die anderen."
Im Vorfeld der ersten Vertragsgespräche zwischen dem FC Bayern und seinem Berater spricht Müller sogar in seine eigene kleine Digitalkamera, die er die vergangenen zwei Jahre dabeihatte, "weil das Frustlevel hoch ist". In dieser Zeit hinterfragt er sich selbst, ob er für die Rolle als Ersatzspieler überhaupt gut geeignet ist. "In meinem Alter geht es nicht mehr darum, auf Einsatzchancen zu lauern."
In Gesprächen mit seinen Beratern kommt dabei auch ein Abgang nach Saudi-Arabien zur Sprache, denn "finanzstark sind die schon", wie der Ur-Bayer im Sommer 2023 selbst feststellt. In Sorge um seine EM-Chancen verfolgt er den Gedanken aber nicht weiter. "Ich muss erstmal schauen, wie es mit dem Tuchel weitergeht."
Eine Saison als Ersatzspieler sei für ihn denkbar, aber "wenn du jeden Samstag weißt, dass du nur für zehn Minuten spielen darfst, dann …", sagt Müller und winkt ab.
Ausgerechnet diese Aussage könnte ein erster Hinweis darauf sein, dass er seinen auslaufenden Vertrag in München im Sommer nicht verlängert. Denn unter Vincent Kompany ist das aktuell genau seine Situation.
Im Dezember 2023 hatte er sich noch für eine Verlängerung entschieden. Etwas "Hickhack" und die Nicht-Einsätze hätten ihn gewurmt, seien jedoch kein Grund für einen Abgang gewesen. Nach einer schwierigen Anfangsphase unter Tuchel kam Müller am Ende der Saison 2023/24 häufiger und regelmäßiger zum Einsatz.
Das führte auch dazu, dass er im vergangenen Sommer von Bundestrainer Julian Nagelsmann in den EM-Kader berufen wurde.
Wenngleich nach der 0:2-Niederlage gegen Österreich im November 2023 wenig auf eine erfolgreiche EM hingedeutet hatte. "Es ist echt peinlich. Es fühlt sich wie eine Lachnummer an und es ist auch irgendwie so", spricht Müller in der Doku im Hotelzimmer in seine eigene Kamera.
"Ich habe schon von Anfang an gesagt, dass ich grundsätzlich Julian Nagelsmann von seinem Trainerprofil als nicht optimal geeignet halte für uns als Nationaltrainer", gibt er offen zu. In dieser Krisensituation brauche man eine einfache Herangehensweise, die Klarheit schaffe.
Doch mit dem Turnier im eigenen Land änderte sich seine Meinung. "Der Trainer hat uns nicht nur gut zusammen, sondern auch eingestellt. Die Rollen waren klar verteilt." Wenngleich er mit seiner Rolle als Einwechselspieler, wenn ein Tor gebraucht wird, kaum zum Einsatz kam.