Der 1. FC Köln erlebte am Samstag eine Achterbahnfahrt der Gefühle, führte im Derby zweimal gegen Borussia Mönchengladbach, lag plötzlich zurück und entführte dann doch noch einen Zähler aus der ungeliebten Nachbarstadt.
Weil Mainz parallel mit 1:8 beim FC Bayern unterging, war es nicht nur ein Punktgewinn für die Moral, sondern auch ein nützlicher Zähler im Kampf um den Klassenerhalt. Mit Blick auf die Tabelle bleibt die Lage dennoch maximal angespannt.
Der 1. FC Köln steht bei 18 Zählern und somit weiterhin auf dem Relegationsplatz. Der Vorsprung auf die Mainzer beträgt zwei Punkte. Besonders bedenklich ist, dass die Domstädter das Siegen verlernt zu haben scheinen. Fünf Spiele in Folge haben sie keinen Dreier eingefahren, nur eine der jüngsten zwölf Partien gewonnen.
Das muss sich zeitnah ändern, denn immerzu auf Ausrutscher der strauchelnden Konkurrenz zu hoffen, hat bis dato die wenigsten Teams in der 1. Bundesliga gehalten. Am Freitag wird es nicht unbedingt einfacher, dann kommt RB Leipzig nach Köln. Gegen Augsburg und Bochum muss der Effzeh anschließend aber zwingend Zählbares einfahren.
Florian Kainz und Dejan Ljubičić werden dabei eine Schlüsselrolle einnehmen. Letzterer fehlte dem 1. FC Köln im Derby wegen einer Gelbsperre, ist ansonsten aber im Mittelfeld gesetzt. Anders als Vorgänger Steffen Baumgart bot Trainer Timo Schultz den Österreicher zuletzt vorwiegend auf dem Flügel auf.
Kainz wiederum ist auf der Zehn gesetzt, bereitete von dort zwei Treffer gegen Gladbach vor. Ebenso wie sein Landsmann Ljubičić muss er nun aber einen persönlichen Rückschlag hinnehmen. Denn Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick hat das Duo vom 1. FC Köln nicht für die anstehenden Länderspiele nominiert.
"Ich habe mit Dejan Ljubičić und Florian Kainz telefoniert", versicherte der ÖFB-Coach, im Austausch mit dem Bundesliga-Gespann zu stehen. "Jeder hat am Ende noch die Chance, sich zu empfehlen. Bis zum 7. Juni, wenn der endgültige Kader nominiert wird, steht für jeden die Tür offen."
Dass Kainz, erstmals seit 2022, und Ljubičić, wie bereits im vergangenen November, nicht den Sprung in Österreichs Kader geschafft haben, ist indes nicht die einzige Auffälligkeit der Auswahl. Denn Ralf Rangnick verzichtet auch auf Guido Burgstaller, Marco Grüll und Niklas Hedl.
Das Trio von Rapid Wien stand zuletzt im Zentrum eines Eklats, nach einem Derbysieg waren sie mit homophoben Gesängen in Richtung Austria Wien auffällig geworden. In der österreichischen Bundesliga hat dies bereits Sperren nach sich gezogen, im Nationalteam gibt es nun ebenfalls Konsequenzen.
"Klar haben wir die Spieler unter anderem deshalb nicht berücksichtigt", erklärte Ralf Rangnick auf einer Pressekonferenz: "Die Jungs haben sich bei mir telefonisch gemeldet und entschuldigt. Ich erwarte aber, dass sich die Jungs ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen und verstehen, was es für Menschen bedeutet, wenn sie auf eine solche Art und Weise öffentlich diskriminiert werden."
Gänzlich zu sei die Tür für das Trio nicht, Ralf Rangnick erwartet nun aber eine ehrliche Reaktion. "Das toleriere ich in meiner Mannschaft nicht. Wir stehen diametral am anderen Ende der Werteskala", schloss er die Thematik deutlich ab.
Sollte der Nationaltrainer mit der vorübergehenden Ausbootung aus Florian Kainz und Dejan Ljubičić ebenfalls eine (sportliche) Reaktion herauskitzeln, könnte letztlich auch der 1. FC Köln davon profitieren. Der wird seine beiden Österreicher im Kampf um den Klassenerhalt schließlich in Topform benötigen.