Die DFB-Welt ist kaum zwei Monate nach der Europameisterschaft eine runderneuerte. Bundestrainer Julian Nagelsmann lieferte Fußball-Deutschland mit seinen Ankündigungen bei der Pressekonferenz vor zwei Tagen ordentlich Gesprächsstoff. Neue Diskussionsherde bilden dabei Personalentscheidungen und riesige Zielsetzungen.
Denn mit dem anvisierten Abschneiden bei der kommenden Weltmeisterschaft hat Nagelsmann viele überrascht. Nichts weniger als der WM-Titel soll es 2026 sein. Nach dem Abgang von vier Korsettstangen muss sich mit Joshua Kimmich zudem ein neuer Platzhirsch beweisen. Die Wahl fürs Kapitänsamt hat für teils kontroverse Reaktionen gesorgt.
Joshua Kimmich tritt beim DFB mit der Kapitänsbinde in große Fußstapfen. Ikonen wie Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus und Manuel Neuer führten die Nationalmannschaft bereits aufs Feld. Nun soll also der Münchener Profi in die vorderste Front treten.
Bereits das hat bei einigen Expert:innen Kopfschmerzen verursacht. Denn der vielseitig Begabte hat nicht nur eine durchmischte Saison mit dem FC Bayern hinter sich, sondern auch eine Zwangsversetzung, auf die er nicht gerade gehofft hatte.
Vom Mittelfeldzentrum ging es für ihn vor der EM im eigenen Land auf die Rechtsverteidigerposition. Dort sieht ihn Nagelsmann auch weiterhin. Mittelfeld-Legende Andreas Möller widerspricht dem Bundestrainer ausdrücklich.
In seiner "Kicker"-Kolumne forderte der Welt- und Europameister eine Rückkehr "auf die Sechser- oder Achterposition, wo er in der Vergangenheit bei zahlreichen Triumphen mit dem FC Bayern seine Klasse bewiesen hat".
Dabei räumte der einstige "Turbo" ein, dass Kimmichs Betätigungsfeld hauptsächlich im hinteren Bereich liegen sollte: "Er müsste sich im Zentrum stark in der Defensive und auch als Aufbauspieler einbringen." Seine Aufgabe sei es, talentierten Offensivspielern wie Jamal Musiala, Florian Wirtz und Kai Havertz den Rücken freizuhalten.
Unverständnis äußerte Möller auch in Bezug auf die hochgesteckten Ziele Nagelsmanns. Mit der Ankündigung, den WM-Titel in den USA, Mexiko und Kanada anzupeilen, habe er sich selbst und die Mannschaft "ziemlich unter Druck gesetzte und die Messlatte hoch gelegt".
Auf die DFB-Elf warte infolgedessen ein "harter Weg". Angesichts des Verlusts altgedienter Leistungsträger wie Manuel Neuer, Toni Kroos, Thomas Müller und İlkay Gündoğan stünden viele Experimente bevor.
Möller glaubt: "Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe für den Bundestrainer, eine Mannschaft mit vergleichbar großen Führungsspielern zu formen." Erster Gradmesser auf dem Weg zum WM-Titel sei demnach schon der Auftakt der Nations League am Samstag gegen Ungarn.