Als der brasilianische Stürmer Vinicius Junior bei einer Pressekonferenz zum Thema Rassismus befragt wurde, brach er in Tränen aus. Das Video ging viral, erschütterte die Menschen aus außerhalb großer Fanblocks. Das ist ein Jahr her. Viele warfen den Fußballverbänden darauf hin vor, nicht genug gegen Rassismus zu unternehmen.
Eigentlich bräuchte es harte Strafen vonseiten der Verantwortlichen, also zunächst. Doch offenbar vielen die nicht hart genug aus, Rassismus-Vorfälle bleiben. Jetzt will der Fußball-Weltverband härter durchgreifen.
Bei rassistischen Vorfällen kann der Fußball-Weltverband Fifa künftig deutlich höhere Geldstrafen verhängen als bisher. Möglich sind bis zu fünf Millionen Schweizer Franken (gut 5,3 Millionen Euro) statt bislang maximal einer Million. Eine entsprechende Änderung im Fifa-Disziplinarkodex hat das Council beschlossen.
"Wir haben jetzt den rechtlichen Rahmen, um stärker und entschlossener handeln zu können – auf Fifa-Ebene, aber auch in jedem einzelnen Land weltweit", betonte Fifa-Präsident Gianni Infantino mit Blick auf weitere Beschlüsse, die im Sommer in Kraft treten sollen. Zuschauerausschlüsse und Spielabbrüche sind auch bisher schon möglich.
Alle 211 Mitgliedsverbände müssen aber nun ihre eigenen Disziplinarbestimmungen an die Fifa-Richtlinien anpassen. Sollten nationale Verbände unangemessen auf Vorfälle reagieren, kann der Weltverband Beschwerde beim Internationalen Sportgerichtshof Cas einlegen. Spieler und Offizielle werden ausdrücklich ermutigt, bei der Identifizierung von Tätern zu helfen. Damit sollen Maßnahmen wie Stadionverweise ermöglicht werden.
Alle Mitgliedsverbände sind zudem verpflichtet, bei rassistischen Vergehen das Drei-Stufen-Verfahren anzuwenden. Dabei können zunächst Spieler oder Mannschaftsmitglieder mit einer offiziellen Geste rassistische Beleidigungen anzeigen.
In der zweiten Stufe gibt es eine temporäre Spielunterbrechung. Dabei können die Mannschaften den Platz verlassen, über die Situation sprechen und sie bewerten. Die letzte Stufe ist ein Spielabbruch, falls die Beleidigungen fortgesetzt werden oder die Situation sich nicht deeskalieren lässt.
Grundsätzlich ist das eine positive Entwicklung. Positionieren sich Verbände stärker, könnte das bis in die Fankurven hineinwirken. Fällt dann mal eine rassistische Beleidigung, könnten, so der optimistische Verdacht, Nebenstehende schneller durchgreifen, schlicht, weil sie sich bestärkt fühlen.
(mit Material von dpa)