In einem hart umkämpften Spiel konnte sich die deutsche Handball-Nationalmannschaft am Donnerstag im ersten Spiel der Hauptrunde gegen Island durchsetzen. 19.750 Zuschauer:innen bejubelten in der Kölner Lanxess-Arena den knappen Sieg mit 26:24 (11:10). Allen voran Torwart Andreas Wolff sicherte dem DHB-Team den Triumph und wurde mit seiner Leistung folgerichtig zum Spieler des Spiels ernannt.
"Andi ist ganz klar der beste Torhüter der Welt momentan", sagte Bundestrainer Alfred Gíslason im ZDF. "Es war eine Abwehrschlacht. Wir haben uns sehr schwergetan, weil die Isländer sehr, sehr gut gespielt haben. Aber ein Riesen-Kompliment an unsere Jungs, es war bis zur letzten Sekunde eigentlich alles offen."
Bis in buchstäblich letzter Sekunde – fünf an der Zahl waren noch zu spielen – Julian Köster nach vorne stürmte und den vorentscheidenden, letzten Treffer verwandelte. "Es war nicht nur die letzte Aktion, er war die gesamte letzte Viertelstunde sehr stark und hat viele Löcher für uns gerissen", sagte Gíslason.
Das war auch insofern nötig, als dass ausgerechnet Leistungsträger und Führungsspieler Juri Knorr gegen Island nicht seinen besten Tag erwischt hatte. Zwar war Knorr mit sechs Toren bester deutscher Werfer, von seinen Gegenspielern immerzu gedeckt, konnte der 23-Jährige allerdings nur selten das Spiel mit seiner Kreativität beleben.
"Das war heute einfach kein guter Tag für Juri, hat alles aus dem Stand gemacht, auf der Stelle getippelt", kritisierte der frühere Nationalspieler Pascal Hens im Dyn-Talk "Harzblut". "Juri kam gar nicht zur Entfaltung, die Isländer waren immer direkt dran an ihm, aber gerade dann musst du dich mehr bewegen, andere Positionen suchen. Das war alles viel zu statisch."
Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar pflichtete ihm polemisch bei: "Juri hat 60 Minuten gedacht, es wäre sieben gegen sechs." Stattdessen, forderte er von Bundestrainer Alfred Gíslason, sollte an solchen Tagen Philipp Weber den Vorzug erhalten. "Er wollte das heute besonders cool, besonders lässig, besonders gut machen", meinte Kretzschmar über Knorr weiter. "Wenn du das willst als Juri Knorr, der ein wenig Basketball-verwandt ist, dann verfällst du in diesen Stand-Handball."
Hens ergänzte, dass Knorrs Spielweise mitunter einem "Selbstmordkommando" gleiche. "Er schmeißt diesen einen Pass dahin bei 17:17 – und gleich noch mal. Das ist so Harakiri."
Bundestrainer Alfred Gíslason nahm seinen Schützling unterdessen in den Schutz. "Juri hat sehr gut gedeckt", sagte Gíslason gegenüber der "Bild". "Er hat nicht eines seiner besten Spiele gemacht – ohne Frage." Aber er wisse nicht, ob er die, die das gesagt haben, bewerten solle oder Juri Knorr selbst. "Ich habe natürlich auch schon viele Harakiri-Aktionen von Kretzsche erlebt als Trainer und er ist trotzdem auf dem Spielfeld geblieben."
Trotz deutlicher Kritik an Juri Knorr scheint Alfred Gíslason also weiterhin vollstes Vertrauen in seinen Spielmacher zu haben. Am Samstagabend (20.30 Uhr) hat dieser auch wieder die Möglichkeit, sein Können unter Beweis zu stellen. Dann spielt das DHB-Team gegen Österreich.