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Formel-1-Ikone Günther Steiner spricht offen über Comeback als Teamchef

Formel 1 GP Bahrain. Sonntag 05.03.2023 Günther Steiner, Haas F1 Team Formel 1 GP Bahrain. Sonntag 05.03.2023 *** Formula 1 GP Bahrain Sunday 05 03 2023 Günther Steiner, Haas F1 Team Formula 1 GP Bahr ...
Ex-Teamchef Günther Steiner weiß, wie es in der Formel 1 läuft.Bild: imago images/Beautiful Sports/Erlhof
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Formel-1-Ikone Günther Steiner sieht für Deutschland-Rennen schwarz

Günther Steiner, jahrelang Teamchef von Haas, zählt zu den schillerndsten Persönlichkeiten der Formel 1. Im Interview mit watson spricht der Südtiroler über Lando Norris' mentale Schwächen, das schwierige Machtgefüge bei Red Bull und er verrät, welchen Fehler Nico Hülkenberg in seiner Karriere immer wieder gemacht hat.
16.05.2025, 19:3416.05.2025, 19:34
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watson: Im WM-Kampf hatte Oscar Piastri zuletzt klar die Oberhand über Lando Norris. Viele sagen, Norris fehle die mentale Stärke, um Weltmeister zu werden. Stimmst du zu?

Günther Steiner: Es ist immer schwer, die mentale Verfassung von jemandem zu beurteilen, man kann ja nicht in die Menschen hineinschauen. Lando hat aber schon im letzten Jahr gezeigt, dass er Schwächen hat, unter anderem beim Start. Vom Talent sind beide gleichauf, aber Lando hat schon im vergangenen Jahr ein WM-Duell verloren. Er hatte nicht die Coolness, um gegen Max Verstappen zu bestehen, der auf der Strecke einfach eiskalt ist. Und in Miami hat man gesehen, dass sich Oscar im Duell mit Max besser anstellt als Lando.

Wer wird also Weltmeister – Norris, Piastri oder doch Verstappen?

Ich tippe auf Oscar Piastri. McLaren hat das beste Auto und er macht einen super Job. Außerdem fährt Oscar klug und hat mit Mark Webber einen guten Coach, der ihm hilft, viele Fehler zu vermeiden.

McLaren lässt beide Fahrer frei gegeneinander fahren. Würdest du als Teamchef genauso handeln?

Ja, das würde ich. Sie haben aktuell das beste Auto und zwei gleichstarke Fahrer, die sich gegenseitig zu Höchstleistungen anstacheln. Wenn du jemanden zur Nummer Zwei degradierst, wird es schwer, ihn zu motivieren. Sollte es aber wieder einen engen Titelkampf gegen Max geben, wäre es clever, wenn sich das Team auf einen der beiden festlegt und alles dafür gibt, dass er gewinnt.

"Wer für Red Bull fährt, ist eben Zweiter hinter Max und muss das akzeptieren."

Bei Red Bull kann sich seit Jahren kein Fahrer neben Max Verstappen halten. Das soll auch daran liegen, dass das Auto auf seinen speziellen Fahrstil zugeschnitten ist. Ist das wirklich so?

Ich glaube nicht, dass die Konstruktion des Autos derart auf Max zugeschnitten ist, dass es für jeden anderen unfahrbar ist. Es ist einfach richtig schwer, an Max auf der Strecke heranzukommen, außerdem ist er schon lange bei Red Bull und hat das Team hinter sich. Niemand kann ihn teamintern schlagen, aber alle wollen genau das und das ist der Fehler. Sie sollten sich lieber darauf konzentrieren, so nah wie möglich an Max heranzukommen, also von Session zu Session zu lernen und dabei nicht an den eigenen Ansprüchen zu zerbrechen. Es ist wie damals, als Michael Schumacher für Ferrari fuhr: Da konnte kommen, wer wollte, Michael war immer besser.

Wie hilft man als Teamchef Fahrern, die in einer Krise stecken?

In erster Linie müssen die Fahrer sich selbst helfen. Wer für Red Bull fährt, ist eben Zweiter hinter Max und muss das akzeptieren. Bei Liam Lawson war es richtig, ihn von dem Druck zu erlösen und wieder für Racing Bulls fahren zu lassen. Das hätte man eigentlich von vorneherein machen und Yuki Tsunoda ins A-Team befördern sollen, der wesentlich mehr Erfahrung hat.

Nico Hülkenberg sitzt seit dieser Saison im Sauber, fährt aber erneut nur hinterher. Du kennst ihn aus Haas-Zeiten gut: Hat sich Hülkenberg mit dem Wechsel verzockt?

Wenn man auf Nicos Karriere schaut, sieht man, dass er häufig im falschen Auto saß. Wenn er da ein glücklicheres Händchen gehabt hätte, wären für ihn sicher Podestplätze und Siege drin gewesen. Das Talent hat er ohne Frage und auch für seine Arbeit mit dem Team habe ich ihn immer sehr geschätzt. Aber in dieser Saison fährt er wieder in einem unterlegenen Auto und ich hoffe für ihn, dass es mit den neuen Regeln im nächsten Jahr besser wird. Vorher wird es schwierig, weil Sauber sicher bald die Entwicklung am 25er-Auto einstellen und voll auf 2026 gehen wird.

Nach dem Rennen in Miami hat Alpine den glücklosen Jack Doohan durch Franco Colapinto ausgetauscht. Ist der Fahrerwechsel verständlich?

Ich kann ihn teilweise nachvollziehen. Jack war von vorneherein nicht unumstritten bei Alpine, das ist einerseits natürlich unnötiger Druck für einen Fahrer, andererseits muss man mit so etwas umgehen können in der Formel 1. Am besten gibt man die Antwort auf der Strecke und das ist ihm zu selten gelungen. In den Trainingsessions war er oft gut, Japan mal ausgenommen, in den Rennen konnte er aber keine Punkte holen. Und Flavio Briatore hat Franco Colapinto frühzeitig in Stellung gebracht. Jetzt müssen wir sehen, was der mit dem Auto machen kann.

Auch Alpine-Teamchef Oliver Oakes musste gehen, für ihn übernimmt vorübergehend Flavio Briatore. Was ist von Briatore zu erwarten?

Ich glaube, Flavio war schon vorher der Mann, der im Hintergrund die Fäden gezogen hat und Oliver Oakes gesagt hat, was zu tun ist. Er war selbst lange Teamchef, kennt also das Geschäft und hat Mitarbeiter und Assistenten, die ihm helfen werden. Er kommt bestimmt zurecht.

"Nur zurückkommen, um einen Job in der Formel 1 zu haben, das möchte ich nicht. Es muss passen."

Miami bleibt bis 2041 im Rennkalender, Traditionsstrecken wie Spa fallen raus. Verstehst du den Ärger?

Ja kann ich, wir alle lieben den Motorsport und die alten, traditionsreichen Strecken. Aber was bei Rennen wie in Miami geboten wird – da kommen wenige andere Grand Prix ran. Rundherum gibt es so viel Entertainment, was vor allem jungen Menschen wichtig. Du siehst nicht nur ein Autorennen, du kannst hier drei Tage hingehen und dir ist keine Minute langweilig.

Wie realistisch ist ein Formel-1-Comeback in Deutschland?

Ich hoffe immer auf neue Rennen in Deutschland. Es enttäuscht mich daher, dass sich die deutsche Industrie nicht zusammentut, um die Kosten gemeinsam zu stemmen. Für die großen Konzerne wäre das bestimmt machbar und die Einnahmen würden sie bestimmt entschädigen. Die Fanbasis wäre da, die Strecken sowieso und große Hersteller wie Mercedes und Audi mischen auch mit, aber trotzdem will niemand ins Risiko gehen.

Du hast kürzlich gesagt, du wärst jung genug für ein Comeback als Teamchef. Was müsste dafür passieren?

Es muss ein Projekt sein, was mich überzeugt, mit Menschen, die die gleiche Vision haben wie ich. Nur zurückkommen, um einen Job in der Formel 1 zu haben, das möchte ich nicht. Es muss passen.

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