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Champions League: Reporterin spricht über schwierige Erfahrung mit Thomas Tuchel

Cayana Freeman ist in der Champions League für Prime Video im Einsatz.
Cayana Freeman ist in der Champions League für Prime Video im Einsatz. Bild: Amazon prime
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Champions League bei Prime Video: Cayana, was hat Fußball mit Popkultur zu tun?

17.09.2024, 12:42
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Während sich die Champions League umstrukturiert hat, haben sich auch die übertragenden Sender neu aufgestellt. Der Streamingdienst Prime Video, der in sein viertes Jahr der Übertragung geht, und das Topspiel am Dienstag zeigt, hat zur neuen Saison sein Team neu aufgestellt.

Als Field Reporterin wird Cayana Freeman die Interviews nach dem Spiel führen und auch beim Auftakt zwischen Real Madrid und dem VfB Stuttgart (21 Uhr) im Einsatz sein. Im Gespräch mit watson spricht die 25-Jährige darüber, wie die Schuhe von Martin Ødegaard als Icebreaker gedient haben, was Fußball mit Popkultur zu tun hat und warum bei einsilbigen Antworten manchmal einfach grinsen hilft.

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watson: Kannst du dich an das Champions-League-Finale 2022 erinnern, Cayana? Real Madrid hat 1:0 gegen den FC Liverpool gewonnen.

Cayana Freeman: Kann ich (lacht). Kommt jetzt schon die Prognosefrage?

Nicht ganz. Toni Kroos hat nach dem Spiel das Interview mit Nils Kaben nach "zwei Scheißfragen" öffentlichkeitswirksam abgebrochen. Was hättest du Kroos gefragt?

Oh mein Gott, bei solchen Fragen möchte ich mir das eigentlich überlegen. Ich hätte ihn gefragt … (lange Pause). Wie geht der Abend heute weiter?

Hat man seinen Job als Journalist:in nicht eigentlich gut gemacht, wenn Fußballer die Nerven verlieren? Noch heute wird über das Interview geredet.

Kommt drauf an, was das Ziel der Fragestellung ist. Wenn man einen viralen Clip möchte, kann man auch mal eine freche Frage stellen oder eine, die gerade vielleicht nicht so angebracht ist und da kriegt man eher eine Antwort raus. Für mich ist es immer wichtig, Empathie zu haben, wenn man eine Frage stellt. Fußballer sind auch nur Menschen, und da gehen die Emotionen mal mit einem durch.

Gibt es ein Geheimrezept für Einstiegsfragen?

Man muss zwischen den Zeilen und Emotionen lesen können. Je offener die Frage, desto sicherer bist du, aber da kriegt man vielleicht nicht die beste Antwort. Und je spezifischer, desto besser kann die Antwort werden, das kann aber auch kritisch enden. Das ist die Entscheidung, die man treffen muss.

Fußballer neigen zu Phrasen, da sind offene Fragen nicht unbedingt aufschlussreich.

Klar, Fußballer geben häufig recht allgemeine Antworten. Es ist wichtig, dass man weiß, wovon man spricht und sich eine Beziehung aufbaut. Wenn man erkannt wird, kriegt man häufiger freundlichere und auch spezifischere Antworten.

Wann ist ein Interview für dich gelungen?

Wenn ich etwas höre, das neu ist. Wenn man Informationen bekommt, die man davor noch nicht gehört hat. Und wenn man etwas herauskriegt, das man sich nicht selber hätte denken können. Gerade im Fußball, wo es so viele Experten und Superfans gibt, ist das die Kunst.

Kann man zwischen dem Testosteron und Adrenalin direkt nach dem Abpfiff überhaupt interessante Antworten bekommen?

Es ist ganz wichtig, dass man echt bleibt und dass man seine Persönlichkeit durchscheinen lässt. Dass der Spieler, der vor einem steht, merkt: Das ist eine Person, die will nicht nur einen bestimmten Satz von mir hören, sondern ist ernsthaft daran interessiert, was ich gerade fühle oder denke. Ich glaube, je echter man in so einer Situation ist, desto echter wird auch die Antwort, die man bekommt.

Und wie geht man mit einsilbigen Antworten und Phrasen um?

Mit Sympathie, man darf da nicht versteinern. Man muss hartnäckig bleiben, aber sympathisch. Dass man bei einer einsilbigen Antwort grinst und sagt: Okay, verstanden, nächste Frage. Man darf es nicht persönlich nehmen.

Gibt es ein Spiel, auf das du dich am meisten freust?

Das erste Spiel ist schon so ein Banger zum Einstieg, da konnte ich noch gar nicht weiterdenken. Ich war noch nie in Madrid, da freue ich mich so sehr drauf. Real Madrid gegen den VfB Stuttgart ist für mich der perfekte Einstieg.

Wie sieht deine Vorbereitung für dein erstes Champions League Spiel bei Prime Video aus?

Ich stehe in engem Austausch mit dem gesamten Prime Video Produktionsteam. Gemeinsam überlegen wir, welche Themen von Bedeutung sind, wie und wo wir filmen werden und was für die Zuschauer:innen besonders interessant sein könnte. Zusätzlich werde ich mir die Match-Highlights beider Teams vom Saisonstart noch einmal genau ansehen und überlegen, welche Interviewfragen spannende Antworten liefern könnten. Und natürlich werde ich wieder viel zu viel Zeit damit verbringen, meinen Koffer zu packen.

Cayana Freeman ist seit diesem Jahr Champions-League-Reporterin bei Prime Video.
Cayana Freeman ist seit diesem Jahr Champions-League-Reporterin bei Prime Video. Bild: Amazon Prime

Im Zuge der neuen Rechtevergabe in der Bundesliga gab es auch Vorstöße, die Interviews auf die Kabinen oder die Halbzeitpause auszuweiten. Ist das im Sinne der Berichterstattung sinnvoll?

Das würde die ganze Dynamik ändern, wenn sich die Spieler daran gewöhnen müssten, dass auch in den Momenten vor und nach dem Spiel eingegriffen wird. Ich habe auch in anderen Sportarten gearbeitet, in denen man krassen Zugang hat, das ist für Reporter megacool. Natürlich wäre es toll, noch mehr Zugang zu kriegen. Andererseits muss man sich fragen, wie realistisch und hilfreich es wirklich wäre oder ob es einfach ein Übergriff in die Privatsphäre ist und als Ergebnis nicht so gut endet.

Viele Spieler sind jetzt schon genervt.

Und sie sind auch an gewisse Konditionen gewöhnt. Spieler, die seit zehn Jahren dabei sind, kennen ihre Abläufe, wissen, wann sie Privatsphäre haben, und wann sie Interviews geben. Wenn man das komplett über den Haufen werfen würde, wäre die Dynamik auch gestört. Ich weiß nicht, wie smooth das ablaufen würde.

Mit 25 Jahren bist du deutlich näher am Alter einiger Spieler dran. Hilft das?

Ich merke immer wieder, dass man im Sport gut connecten kann. Und wenn jemand Anfang 20 ist, dann hat er auch andere Interessen außer Fußball. Mit Martin Ødegaard habe ich beispielsweise kurz über Schuhe geredet, weil wir die gleichen anhatten. Das war nicht nur ein Icebreaker, sondern auch angenehm zu merken, dass man auf einer Wellenlänge ist. Ich mache es mir auf jeden Fall zum Vorteil, auch wenn man dann vielleicht ein bisschen kritischer betrachtet wird.

Du hast andersherum nicht das Gefühl, dass du aufgrund deines Alters weniger ernst genommen wirst?

Ich glaube, dafür sorge ich (lacht). Das hat auch mit Auftreten zu tun. Ich werde in der Industrie sicherlich auch skeptisch gesehen, aber solange ich gute Arbeit leiste, werde ich auch respektiert. Und das ist ja etwas, das ich ganz gut kontrollieren kann.

Noch vor Sport hast du bei deinen Interessen Popkultur aufgelistet. Ist das auch eine Facette, die du in deinen Job als Reporterin mitnimmst?

Letztendlich geht es um Sport. Aber Musik spielt so eine große Rolle, da bin ich sofort dabei, mit Spielern darüber zu reden. Auch Mode ist ein Riesending. Ich liebe eben auch den Lifestyle-Aspekt vom Fußball: Behind the scenes, wie gestalten sie ihr Leben, Autos, Tattoos. Ich glaube, wenn man eine Beziehung aufbaut oder ein längeres Interview hat, kann das auf jeden Fall hilfreich sein.

Es gibt auch eine riesige Schnittstelle, siehe David Beckham Ende der 90er.

Total, auch mit Social Media. Wenn du auf Tiktok mal in ein Fußballloch fällst, und die ganzen Details findest mit Spielerfrauen, Mode, Fashionshows. Da steckt eine ganze Welt hinter.

Hattest du Vorbilder für den Job als Presenter?

Kate Abdo finde ich super, durch Maya Jama bin ich zur Moderation gekommen, oder auch AJ Odudu. Ich versuche zu beobachten, aber mir nicht zu viele Vorbilder zu nehmen, weil man schnell in Schemata verfällt, in denen man versucht zu kopieren. Ich entwickle noch meinen eigenen Stil, meinen Charakter und meine Arbeitsweise. Da möchte ich mich nicht zu sehr beeinflussen lassen.

Gibt es einen Spieler, den du schon immer mal interviewen wolltest?

Jude Bellingham. Das ist ein unglaublich cooler Interviewpartner, der spricht gut und ist mega sympathisch. Und Harry Kane. Mit ihm würde ich gerne mal darüber schnacken, wie es ihm in Deutschland geht. Das finde ich super interessant, und er ist natürlich auch eine krasse Persönlichkeit, und ein toller Spieler.

Wen würdest du lieber interviewen: einen gut gelaunten Deniz Undav oder einen schlecht gelaunten Thomas Müller?

(lacht) Einen schlecht gelaunten Thomas Müller.

Wer war als Interviewpartner bislang am schwierigsten zu knacken?

Ich habe mal nach einem Spiel mit Thomas Tuchel gesprochen und nicht die Antworten bekommen, die ich haben wollte. Aber das war zu Chelsea-Zeiten und keine gute Phase, ich halte ihm das nicht vor. Abgesehen davon hatte ich bis jetzt sehr angenehme Erfahrungen.

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