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Formel 1: Sophia Flörsch mit Klartext über Schumacher und Hülkenberg

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Sophia Flörsch ist Teil der Nachwuchsakademie des Formel-1-Teams Alpine. Bild: www.imago-images.de / imago images
Interview

Formel 1: Sophia Flörsch über Förderung durch Alpine – "F1 als Ziel"

28.05.2023, 14:55
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Wenn man mit Sophia Flörsch spricht, merkt man, wie sehr die 22-Jährige für den Motorsport brennt. Formel 1, Formel 2, Formel 3, Formel E, DTM und Langstrecke: die Münchnerin hat alle Rennserien im Blick. Ihr Traum bleibt aber weiterhin die Formel 1.

Im Gespräch mit watson erklärt sie, wie das in den kommenden Jahren gelingen soll, was sie in Sachen Gleichberechtigung von den Formel-1-Teams erwartet und wie das Verhältnis zu den anderen deutschen Fahrern ist.

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Du fährst aktuell in der Formel 3. Die Formel 1 verkündete vor einigen Wochen stolz die F1-Academy, eine Rennserie für Frauen. Warum bist du nicht dort dabei?

Sportlich gesehen macht es für mich persönlich keinen Sinn. Es sind einfach andere Niveaus, daher war es für mich nie eine Option.

Inwiefern ein anderes Niveau?

Dort wird mit Formel-4-Fahrzeugen gefahren. Dass ich das letzte Mal in der Formel 4 gefahren bin, ist schon ein paar Jährchen her. Ich bin aktuell in der Formel 3, bin ein paar Mal beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans gefahren, habe mit der FIA WEC eine Weltmeisterschaft bestritten. Schade, dass man diese Leistungsunterschiede im Motorsport erklären muss. Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich gegen die besten in meinem Sport fahren möchte. Das sind einfach Männer. Männer sind noch die Messlatte, die es zu schlagen gilt.

Academy-Chefin Susie Wolff betonte, dass es keine Show-Serie ist und man junge, weibliche Talente an die Spitze bringen möchte.

Ich glaube, dass Susie Wolff mit diesem Projekt eine sehr große Aufgabe angeht. Sie wird ihr Bestes geben und wie sich die Serie dann entwickelt, wird man sehen.

Die FIA will damit Frauen auf dem Weg in die Formel 1 gezielt fördern. Fühlt sich das für dich ungerecht an, weil du dir deinen Weg in die Alpine-Nachwuchsakademie selbst erarbeiten musstest?

Es ist sicherlich ein Vorteil, dass sie eine Serie haben, wo sie im Vergleich zu den gemischten Serien nicht viel Geld mitbringen müssen. Auf der anderen Seite fahren sie mit Formel-4-Autos, die noch langsamer sind als die normalen Formel-4-Autos. Wenn sie dann irgendwann Formel 3, geschweige denn Formel 1 fahren, braucht es nochmal Jahre an Ausbildung. Das wird früher oder später genau so auf sie zukommen, wie es auf mich zugekommen ist.

Würdest du die generelle Entwicklung als positiv bezeichnen?

Ja. Ich glaube, dass der Sport in den vergangenen Jahren Frauen gegenüber viel offener geworden ist. Das wird sich in den kommenden Jahren sicherlich noch weiter ändern. Ich hoffe, dass das nicht mit reinen Frauen-Serien zu tun hat. Sondern mehr mit Erfolgen von Frauen bei bedeutenden Rennen und in renommierten Rennserien. Nicht künstlich marketinggesteuerte Erfolge oder PR-Testfahrerinnen. Das schadet dem Image von Frauen.

"Ich will gar nicht anders behandelt werden. Ich will einfach nur das Gleiche."

Formel-1-Boss Stefano Domenicali sagte im August 2022, dass ohne Meteoriten-Einschlag so bald keine Frau in der Formel 1 fahren wird.

Das war schon hart. Aber unter dem Strich motiviert es mich nur noch mehr. Ich habe noch nie aufgegeben und ich werde auch jetzt nicht aufgeben. Ich bin in der Formel 3, und habe seit ein paar Monaten mit Alpine einen Formel-1-Rennstall als Unterstützer. Ich werde den Proof of Concept abliefern und will zeigen, dass es schneller geht als viele glauben.

Bei Alpine bist du Teil der Nachwuchsakademie. Wie kann dir das helfen?

Gerade als junge Fahrerin ist es super hilfreich, wenn man einen Hersteller eines Formel-1-Teams hinter sich hat. Mega Kompetenz, jede Menge Expertise, ein Team, das den Erfolg sucht und investiert. Es sind alle Möglichkeiten besprochen, um die definierten Ziele zu realisieren. Darauf freue ich mich.

In welcher Hinsicht?

Sie unterstützen einen finanziell: es ist kein Geheimnis, dass dieser Sport im Nachwuchsbereich, also der Formel 3 und Formel 2 extrem teuer ist. Aber auch die Arbeit mit den Trainern und Ingenieuren im Hintergrund, die jahrelang Erfahrung im Sport und verschiedenen Serien haben, bringt mich enorm weiter. Natürlich ist es auch gut, die Formel-1-Luft zu schnuppern, um gewisse Zusammenhänge zu verstehen. Denn auch Motorsport ist sehr viel Politik. Das Paket ist einfach gut.

Alpine hat dafür auch das "Rac(h)er"-Programm für das ganze Team ins Leben gerufen, um weibliche Talente im gesamten Team zu fördern.

Ich habe mit vielen Leuten gesprochen, die immer meinten, dass sie Frauen im Motorsport unterstützen wollen. Aber Alpine ist mit dem Programm das erste Team, das das klare Ziel hat, Frauen in allen Bereichen in die Formel 1 zu bringen. Und das muss eben nicht immer etwas mit Rennfahren zu tun haben. Sie haben einen klaren Weg, wie sie es machen können und was sie machen müssen.

Sollte das für alle Teams verpflichtend sein?

Die Hersteller von Formel-1-Teams könnten definitiv noch mehr im Frauen-Nachwuchsbereich machen. Ich hoffe, dass irgendwann alle verstehen, dass sich das ändern muss. Es hat auch nichts damit zu tun, dass Frauen mehr unterstützt werden müssen. Ich will gar nicht anders behandelt werden. Ich will einfach nur das Gleiche. Ein faires Nachwuchsprogramm sollte sich nur so nennen dürfen, wenn Frauen genau so viel Zeit im Rennwagen sitzen wie Jungs. Genau so viel Material zur Verfügung haben. Beginnend in der F4 bis hin zur F2. Das ist nicht billig, das weiß ich. Eine ideale Welt ist nie billig. Aber sie ist den Preis wert!

Nervt es dich, ständig darüber reden zu müssen?

Ja, weil eigentlich alle wissen wie es wirklich gehen würde. Ich bräuchte einfach die 30 bis 50 Testtage der anderen F3/F2-Fahrer. Dann ein Topteam. So simpel. Mich nervt natürlich die Frage: "Wie ist es als Frau in dem Sport?" Aber diese Themen sind mir wichtig, weil ich hoffe, dass Leute von außerhalb verstehen, wo die Schwierigkeiten für Mädels in dem Sport sind.

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Sophia Flörsch in ihrem Formel-3-AutoBild: imago images / Thomas Fuessler

Du bist 22 Jahre alt, äußerst dich aber schon lange und häufig zu diesen Themen. War es am Anfang schwer, in diese Rolle zu finden?

Es gehört aktuell noch dazu. Eine Frau in diesem Sport ist immer noch etwas Besonderes. Wenn diese 08/15-Fragen kommen, frage ich mich aber auch immer, ob mal ein Verstappen gefragt wird, wie es als Mann in dem Sport ist. Ich versuche einfach mehr über meine Erfolge und sportliche Situation zu reden.

Deine sportliche Situation ist, dass du nach drei Jahren in anderen Rennserien jetzt wieder in der Formel 3 für das deutsche Team PHM Racing by Charouz fährst. In den ersten Rennen bist du auf den Rängen 22, 20, 16 und 18 gelandet.

Charouz, die von PHM aufgekauft wurden, waren vergangenes Jahr letzter in der Meisterschaft, daher ist allen klar, dass der Erfolg dieses Jahr sehr schwer wird. In der F1 wundert sich niemand, wenn eines der hinteren Teams es nicht aufs Podium oder in die Top-10 schafft. Die F1 hat nur 20 Starter. Wir sind 30, also einfache Mathematik: Wenn ich in der F3 dort P16 von 30 bin, wäre ich in der F1 dann zum Beispiel mit Williams auf P11 von 20. Das würde gefeiert werden. Dabei vergesst nicht: Ich hatte keinen einzigen Testtag außerhalb der Serie als Vorbereitung. ZERO!

Wie definiert ihr Erfolg?

Er ist anders definiert, als auf dem Podium zu landen. Eine Top-3-Platzierung wäre für uns wie eine Formel-1-Weltmeisterschaft. Wir haben kleinere Ziele, die wir erreichen wollen. Ziele, die Außenstehende nicht sehen können, weil nur wir sie in der Datenanalyse klar erkennen. Aber dessen sind wir uns als neues Team, ich als Fahrerin und Alpine bewusst.

Siehst du deine Zukunft in der Formel 3?

Mein Ziel war, dieses Jahr Formel 3 zu fahren und eigentlich schon für nächstes Jahr die Formel 2 anzupeilen. Generell will ich einfach nur optimal vorbereitet sein, das heißt: maximales Testprogramm vor dem Saisonstart, mit einem Topteam in die Meisterschaft gehen. Egal ob F3 oder F2.

"Jeder ist eigentlich ein Konkurrent. Man hat keinen Kontakt oder Austausch mit irgendeinem Rennfahrer aus der Formel 1."

Tauschst du dich darüber mit den anderen deutschen Fahrern wie Mick Schumacher oder Nico Hülkenberg aus?

Nein, überhaupt nicht. Jeder ist eigentlich ein Konkurrent. Man hat keinen Kontakt oder Austausch mit irgendeinem Rennfahrer aus der Formel 1.

Könnte sich das mit dem Einstieg von Audi in die Formel 1 ab 2026 ändern?

Das sollte hoffentlich einen Mega-Boom auslösen. Es ist nicht nur für die Formel 1, sondern auch für Deutschland als Motorsport-Standort schön. Ich hoffe, dass dadurch auch wieder mehr deutsche Fahrer schon im Kartsport unterwegs sind.

Es wäre doch ein Zeichen von Audi, ab 2026 auf Sophia Flörsch als Fahrerin zu setzen.

Sie hatten bereits gesagt, dass sie dann wohl mit deutschen Fahrern einsteigen wollen würden. Momentan bin ich mit Alpine zusammen und wir haben die Formel 1 als Ziel. Alpine glaubt und investiert in mich. Dafür bin ich sehr treu. Es ist eine Ehre, Mitglied der Alpine Family zu sein. Es wäre cool, wenn ich dann gegen Audi fahre. Aber grundsätzlich muss man als Fahrer immer für alles offen sein.

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