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Baller-League-Boss spricht Klartext zu Kings League und Icon League

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Seit Januar 2024 gibt es die Baller League: Zuerst fand sie in Köln statt, seit diesem Frühjahr ist Berlin die Spielstätte. Bild: dpa / Soeren Stache
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Baller-League-Boss über Kings League: "Spieler wissen, was sie an uns haben"

Erst kam die Baller League, dann folgte die Icon League und nun die Kings League: Hallenfußball-Formate boomen in Deutschland. Baller-League-COO Daniel Donaldson spricht im Interview über die Konkurrenz, Amateurfußball und zu viel Entertainment.
14.04.2025, 19:5714.04.2025, 19:57
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watson: Daniel, hat wirklich niemand mehr Bock auf klassischen Fußball?

Daniel Donaldson: Doch klar. Wieso?

Mit der Baller League, der Icon League und nun der Kings League gibt es drei ähnliche Kleinfeld-Ligen in Deutschland. Zudem seid ihr mit der Baller League UK expandiert und plant eine Liga in den USA.

Klassischer Fußball wird geschaut und alle hier, in und um die Baller League lieben auch den klassischen Fußball. Es geht darum, dass die Art, wie hier Fußball gespielt wird, eine andere ist. Der klassische Fußball wird immer taktischer, ergebnisorientierter und wird langfristig immer mehr Probleme haben, das insbesondere junge Live-Publikum zu begeistern. Das ist bei der Baller League anders: Wir möchten eine Alternative bieten, mit kurzen Spielzeiten, unvorhersehbaren Aktionen und abwechslungsreichen Spielen. Und vielleicht können wir somit auch für bestimmte Leute das Eintrittstor zum Fußball sein.

Wie meinst du das?

Das kann jemand sein, der früher Fußball-Fan war und jetzt die entertainige Art besser findet oder jemand, der keinen Papa hatte, der mit ihm ins Stadion gegangen ist und sich über uns für Fußball interessiert. Oder einfach jemand, der alles parallel guckt und sich über die Abwechslung freut.

Traditionalisten können hingegen auch nach eineinhalb Jahren nicht viel mit der Baller League anfangen.

Unser Anspruch ist: Die Leute anders abzuholen als der klassische Fußball. Weil der Zugang über einen kostenlosen Stream bei Twitch oder Joyn oder im TV bei ProSieben Maxx auch einfacher ist. Wenn am Ende ein paar Leute deswegen anfangen, Fußball zu spielen, haben wir alles richtig gemacht. Ohne, dass wir den klassischen Fußball verteufeln oder denken, wir haben den Holy Grail entwickelt, wie Fußball weiterleben kann. Alle haben ihre Daseinsberechtigung, wir werden uns nie mit Traditionsklubs streiten.

Baller-League-COO Daniel Donaldson
Baller-League-COO Daniel Donaldsonbild: baller league

Sondern?

Im Gegenteil: Es ist unser Nährboden, dass der Fußball diese Stellung in den Ländern hat, in denen wir aktiv sind. Wir glauben an Fußball als Gemeinschaftsprojekt. Wir bauen keine Mauer zwischen Alt und Neu, sondern Brücken zwischen Tradition und Zukunft.

Nun gibt es mit der Kings League ein weiteres Kleinfeld-Format.

In der Hinsicht sind wir entspannt und nicht besorgt. Natürlich guckt man zum Start mal rein und alles, was in diese Richtung passiert, ist erstmal positiv. Aber für uns ist klar, dass wir unseren Weg weitergehen wollen – deswegen haben wir ja auch parallel die Baller League in UK gestartet. Wir sind zuversichtlich, dass dies erst der Anfang ist.

Gibt es denn überhaupt noch genug Regionalliga- und Oberliga-Spieler für drei Kleinfeld-Ligen?

Ich glaube, dass es in Deutschland genug Fußballer gibt. Die Frage ist, welche Spieler perfekt passen. Wir konnten über drei Seasons viele Spieler halten und das sportliche Niveau weiter steigern. Wir versuchen einfach, einen Rahmen zu schaffen, indem die Teams untereinander konkurrenzfähig sind und die Spieler am Erfolg partizipieren. Daher haben wir ihre Gehälter auch weiter erhöht. Die Spieler wissen, was sie an uns haben und das wird auch mit der anderen Liga, die an den Start geht, so bleiben.

"Wir wollen Entscheidungen treffen, die auch im Sinne der Spieler und Vereine sind."

Gerade zu Beginn gab es aber immer wieder Ärger mit den Amateurvereinen, die ihre Spieler teilweise aus den Vereinen warfen.

Das stimmt. Aber ich sehe aktuell eine positive Entwicklung. Ich glaube, vor allem für die Spieler ist es ein faires Konstrukt, wenn wir sagen: Montags spielst du Baller League und unter der Woche können die Teams hier in Berlin trainieren, aber ansonsten du bist bei deinem Verein. Wir haben weit über 120 Spieler und die meisten Klubs sind stolz, dass ihre Spieler dabei sind. Viele waren auch schon zu Gast und haben das Gespräch gesucht, wenn es Unklarheiten gab. Wir wollen Entscheidungen treffen, die auch im Sinne der Spieler und Vereine sind.

Wie sehen diese dann aus?

In den Überlegungen zum Final Four haben wir uns bewusst entschieden, an einem Montag zu bleiben. Denn im Mai wissen wir nicht, ob der ein oder andere mit seiner Mannschaft im Aufstiegs- oder Abstiegskampf steckt. Wir wollen nicht, dass die Spieler sich für einen Wettbewerb entscheiden müssen.

Experten sagen voraus, dass sich nicht alle drei Ligen halten werden. Warum wird es euch länger geben?

Im Endeffekt müssen das die Fans und Zuschauer beurteilen. Keiner der Experten kann voraussehen, was passiert. Wir sind von unserem Weg überzeugt. Und dass wir nach eineinhalb Jahren in Deutschland nach UK expandieren konnten, zeigt, dass wir mit dieser Meinung nicht allein sind.

Während ein normales Spiel 90 Minuten dauert, gehen eure Streams sechs bis sieben Stunden. Wie passt das mit der sinkenden Aufmerksamkeitsspanne der jüngeren Zielgruppe zusammen?

Der Vergleich hinkt komplett. Im Schnitt schauen uns die Leute über eine Stunde lang zu. Aber wie die Leute Fußball konsumieren und was in dieser Zeit passiert, ist wichtig. Klar, dass man sich ablenkt, wenn ein Team 1:0 führt und sich den Ball über 60 Minuten hin- und herschiebt. Wenn man hier dreimal wegguckt, sind zwei Tore gefallen.

Aber auch hier gibt es Spiele, die zäh sind und wo beiden Teams wenig gelingt.

Das stimmt, ist aber absolut die Ausnahme. Ebenso weiß man immer, dass in 15 Minuten das nächste Spiel ansteht. Es ist eine andere Art von Medienkonsum und wir sind stetig dabei, unseren Live-Feed weiterzuentwickeln. Ob 90 Minuten "klassicher" Fußball auch langfristig angebracht, müssen andere beurteilen. Wir schauen auf uns.

In der Bundesliga wird sich über den Sinn und Unsinn von Interviews nach der Busankunft gestritten oder Aufnahmen in der Kabine gefordert. Hier gehört es dazu, dass die Kameraleute direkt in der Kabine und an der Bank stehen oder den Spielern bei einem Penalty hinterherrennen. Hinzu kommen Vlogs der Creator:innen und die Twitch-Streams.

Wenn die Kamera ein bisschen enger dran ist als bei der ein oder anderen etablierten Liga und ich mehr abgeholt werde, weil die Emotionen besser rüberkommen, find ich das erstmal positiv. Wir sind in dieser Hinsicht aber auch hinterher, dass es keine Überhand nimmt. Am Ende steht auch bei uns der Sport im Vordergrund. Die Kunst ist es, das Entertainment so einzubauen, dass es die Fans begeistert und der Sport trotzdem nicht an Qualität und Ernsthaftigkeit verliert. Du kannst die Baller League aus verschiedenen Perspektiven konsumieren, aber wenn etwas nicht so gut läuft, sind wir die Ersten, die das wieder umwerfen.

Ist es unfair, die Baller League mit dem klassischen Fußball zu vergleichen?

Das liegt in der Natur der Sache, gerade weil es den Fußball betrifft. Das ist für uns okay und auch in Ordnung, wenn jemand sagt, dass er lieber auf die Bielefelder Alm geht. Wir probieren, eine Lücke zu schließen, weil es keine Sättigung des Marktes gab. Für uns ist es ein Marathon und kein Sprint. Vielleicht kann sich die Person in ein oder zwei Jahren für die Baller League begeistern.

Braucht die Baller League mit dem Motto "New Era of Football" überhaupt die normale TV-Übertragung auf ProSieben Maxx am Montagabend?

Auf jeden Fall. Im Vergleich zu den anderen Formaten auf dem Sender und zu dieser Uhrzeit ist die Quote wirklich gut. Wir haben Reichweiten im sechsstelligen Bereich auf einem linearen Channel. Und es wird auch zukünftig wichtig bleiben, um noch mehr Leute an die Baller League zu heranzuführen.

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