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FC Bayern: Uli Hoeneß kritisiert Thomas Müller, Max Eberl und Kompany

25.02.2025, Bayern, München: Herbert Hainer, Präsident vom FC Bayern München (l-r), Spieler Thomas Müller und Uli Hoeneß, Ehrenpräsident vom FC Bayern München, kommen zur Premiere der Prime-Video-Doku ...
War die Welt da wirklich noch in Ordnung?Bild: dpa / Felix Hörhager
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Friede, Freude, Pustekuchen! Uli Hoeneß zündelt gegen Thomas Müller

In den letzten Wochen gab es Aufregung rund um den FC Bayern und die Zukunft von Thomas Müller. Die erneuten Äußerungen von Uli Hoeneß im Bayerischen Rundfunk tragen nicht zur Ruhe bei.
14.04.2025, 14:32
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"Wer mich kennt, der weiß, dass ich kein Zigarre rauchender und Golf spielender Rentner werde. Sie werden schon noch von mir hören." - Uli Hoeneß bei seiner Abschiedspressekonferenz am 30. August 2019.

Schon damals hat er angekündigt, dass er seinen Mund nicht halten wird, obwohl er zu dieser Zeit verkündet hatte, nicht mehr als Bayern-Präsident zu kandidieren. Danach war er Aufsichtsratsmitglied und Ehrenpräsident. Positionen, die eigentlich im Hintergrund anzusiedeln sind.

Doch der Pate vom Tegernsee, wie er im Bayern-Kosmos auch genannt wird, interpretiert seine Rolle freilich ganz anders. Die Abteilung Attacke schläft nie. In den letzten Wochen aber besonders nicht, wenn es darum geht, intern zu zündeln.

FC Bayern: Uli Hoeneß äußert sich erneut zu Thomas Müller

Und damit hat er nun weitergemacht. Sonntagabend war er bei "Blickpunkt Sport" im Bayerischen Rundfunk zu Gast und setzte die peinliche Bayern-Kommunikation der vergangenen Tage fort. Denn nichts anderes war die öffentliche Posse rund um das Müller-Aus in München.

Beim Bayerischen Rundfunk versucht Hoeneß nun die Wogen zu glätten, scheitert aber vollends.

Im Januar war eine Verlängerung laut Sportvorstand Max Eberl noch ein Selbstläufer, Ende Februar legte Hoeneß der Münchner Legende das Karriereende nahe. Einen Monat später folgte das offizielle Bayern-Aus. Ein Drama in drei Akten, zu dem jetzt noch mindestens ein weiterer hinzukam.

Beim Bayerischen Rundfunk versuchte Hoeneß nun die Wogen zu glätten, scheiterte aber vollends. Es ist ein Sinnbild seiner mangelhaften Kommunikationsfähigkeit. Damit stellt er nicht nur Müller, sondern quasi alle Bayern-Verantwortlichen bloß. Beispiel gefällig?

Zur Entscheidung gegen Müller erklärt der 73-Jährige, dass der Trainer und die sportliche Leitung, also Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund, maßgeblich gewesen seien.

Uli Hoeneß offenbart wahren Bayern-Grund für Müller-Aus

"Weil sie der Meinung sind, dass es auf Dauer nicht der richtige Weg ist, dass ein so riesiger Spieler, so ein verdienter Spieler wie Thomas Müller, jedes Wochenende auf der Bank sitzt, um vielleicht ein paar Minuten eingesetzt zu werden." Dieser Dauerzustand sollte Müller erspart bleiben. Wie fürsorglich – Ironie off.

Aber, Moment mal? Ist Thomas Müller mit seinen 35 Jahren nicht eigentlich alt genug zu entscheiden, worauf er Lust hat und worauf nicht? Schon als Niko Kovač von 2018 bis 2019 Bayern-Trainer war, spielte Müller wenig, machte sich da aber folgerichtig Gedanken über einen Abgang. Wenn er davon jetzt auch wieder genervt gewesen wäre, hätte er die Konsequenzen gezogen.

Vielmehr wird in der darauffolgenden Hoeneß-Antwort der wahre Grund ersichtlich. Ein Grund, den auch der Ehrenpräsident und langjährige Manager schwer gewichten wird. Hoeneß wurde der enorme Einfluss vorgehalten, den Müller bei wichtigen Spielen noch immer bringe: Zuletzt gesehen beim Viertelfinalhinspiel der Champions League gegen Inter. Müller kam, das Stadion jubelte, Müller traf.

Kompany antwortet auf sensible Fragen, sagt aber quasi nichts. Eine Taktik, die sich Hoeneß für das Wohl des FC Bayern vielleicht abgucken sollte.

"Das wird er immer wieder machen, aber es reicht ja nicht für vier, fünf Spiele im Jahr für 15 Minuten. Ein Vertrag beim FC Bayern dauert 360 Tage und da muss man einfach dem Trainer das Recht geben zu entscheiden." Das sind dann wohl doch die ehrlicheren Worte von Hoeneß. Der Vertrag lohnt sich aus Sicht des FC Bayern nicht, weil Müller eben viel zu selten der Entscheider sei.

Was Hoeneß hier aber ganz nebenbei auch noch macht: Er zieht Vincent Kompany in die ganze Sache mit rein. Der Belgier hatte sich über all die Wochen wie die Schweiz verhalten: neutral. Fragen zu Müller hatte er abgewiegelt und sich dazu nicht geäußert. Selbst, als das Aus der Klublegende verkündet war und Kompany auf der Pressekonferenz vor dem Inter-Spiel darauf angesprochen wurde, antwortete er, dass Unruhen bei der Zukunft von einer Vereinslegende normal seien:

"Aber meine Rolle ist, dass die Spieler für das nächste Spiel vorbereitet sind. Bei allem anderen bleibt es ein Verein, bei dem man sich immer ganz seriös über alles austauscht."

Die gleiche Leier wie immer. Kompany antwortet auf sensible Fragen, sagt aber quasi nichts. Eine Taktik, die sich Hoeneß für das Wohl des FC Bayern vielleicht abgucken sollte. Durch seine Aussagen hat er nun aber mindestens mal angedeutet, dass sich Kompany aktiv gegen Thomas Müller gestellt hat. Damit ist der Bayern-Trainer angreifbar und bietet eine Fläche für Kritik.

Uli Hoeneß kritisiert auch Bayern-Bosse

Es bleibt aber nicht dabei, dass Hoeneß Müller und Kompany entblößt. Vielmehr lässt er auch Max Eberl und Christoph Freund schlecht aussehen. Zunächst erklärt Hoeneß, dass er bereits auf der Premiere zur Thomas-Müller-Doku gewusst habe, dass der Vertrag nicht verlängert werde. Die offizielle Mitteilung folgte erst rund einen Monat später.

Das Kuriose dabei: Viele Medien hatten bereits berichtet, dass Müller im ersten Gespräch überrascht war, keinen neuen Vertrag zu erhalten. "Man muss sagen, da sind Fehler gemacht worden, dass man dem Thomas zu lange das Gefühl gegeben hat, dass man den Vertrag möglicherweise verlängert", erklärte Hoeneß und führte aus, dass er schon Ende Februar wusste, dass Müller keinen neuen Vertrag bekäme.

Dennoch fiel es ihm nicht ein, den Angreifer auf sein bevorstehendes Aus vorzubereiten: "Nein, das ist nicht meine Aufgabe. Dafür haben wir einen sportlichen Direktor oder einen Vorstand und die haben die Gespräche geführt und das ist eigentlich alles sauber abgelaufen." Eigentlich. Denn natürlich schwingt auch hier mit: "Hättet ihr den Thomas mal früher eingenordet, hätten wir jetzt nicht so einen öffentlichen Aufruhr."

Freund und Eberl stecken also mit drin. Und Hoeneß selbst? Ärgert sich nachträglich über seine Äußerung bei der Dokupremiere und räumt ein, dass es "schlecht kommuniziert wurde. Den Schuh müssen wir uns anziehen". Wenngleich er hier auch vage bleibt und zumindest sich selbst nur im "wir", das für den gesamten Verein steht, mit inkludiert.

Viel einfacher fällt es Hoeneß dann doch noch einmal gegen Thomas Müller nachzutreten. Freimütig und voller Unverständnis erklärt er, dass er ihm schon mehrfach gesagt habe: "'Thomas, wenn du Lust hast, dich mit mir zusammenzusetzen für die Zeit nach deiner Karriere, was du für dich, aber auch für den FC Bayern tun könntest, stehe ich jederzeit zur Verfügung'. Er hat dieses Gesprächsangebot bis heute nicht angenommen, weil er sich damit nicht beschäftigen wollte."

Klar, Müller kann eine gewisse Kurzsichtigkeit bei diesem Thema vorgeworfen und eine bessere Zukunftsplanung empfohlen werden. Es kann aber auch so interpretiert werden, dass sich Müller voll und ganz auf den Moment konzentrieren will. So, wie es sein Trainer mit dem Mantra "das nächste Spiel ist immer das schwerste Spiel" vorbetet.

Noch dazu hat für Müller die Zukunftsplanung offensichtlich nicht begonnen, weil er persönlich eigentlich noch weiterspielen wollte – am liebsten in München. Warum sollte er sich also mit einem Szenario beschäftigen, das nach seiner Auffassung noch nicht eintreten wird?

Klar ist, dass am Ende der Hoeneß-Auftritt bei "Blickpunkt Sport" eine Sache zeigt: Es ist noch keine Asche und auch kein loderndes Feuer, das er hinterlässt. Zumindest hat Hoeneß aber schon die Zündschnur für zukünftige Personalentscheidungen gelegt.

Bei weiteren Fehltritten hat er bereits Kritikpunkte für Kompany, Eberl und Freund zurechtgelegt, die dann addiert mit möglichem sportlichen Misserfolg zu Trennungen führen können. Der Pate hat damit seine Machtspielchen erneut eröffnet.

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