Max Meyer ist seit diesem Sommer Spieler des Londoner Premier-League-Clubs Crystal Palace. So ganz kann "MM7" aber noch nicht von seinem Ex-Arbeitgeber Schalke 04 lassen.
In einem Interview für die Palace-Homepage sagte der "Weltklassespieler" Meyer, Crystal Palace habe ein starkes Team, "verglichen mit Schalke genauso stark, vielleicht sogar stärker." Aber lässt sich diese Crowdpleaser-Aussage auch mit sportlichen Fakten unterfüttern?
Wir unterziehen Crystal Palace und Schalke einem Direktvergleich. Welche Startelf ist stärker? Das Palace-Team, das 0:2 gegen Liverpool unterlag? Oder Schalkes Formation, die im DFB-Pokal Regionalligisten Schweinfurt mit 2:0 aus dem Wettbewerb kegelte?
Der walisische Nationaltorhüter (76 Einsätze) kam in der vergangenen Saison in 27 der 38 Premier-League-Partien zum Einsatz, musste dabei 41-mal hinter sich fassen und blieb sieben Mal ohne Gegentor.
Schalkes Kapitän bestritt jedes Spiel der vergangenen Bundesliga-Partie, kassierte dabei 37 Tore und blieb in 13 Partien ohne Gegentor.
"Ralle" Fährmann ist seit Jahren Schalkes bombensicherer Rückhalt und zählt zu den Top-Torhütern der Bundesliga, deshalb: Punkt für Schalke: 1:0
Van Aanholt machte 2017/2018 28 Partien für die "Eagles", traf fünf Mal, bereitete einen Treffer vor, wurde sieben Mal verwarnt.
Baba ist von Chelsea ans Berger Feld verliehen. Der Ghanaer machte aufgrund einer komplizierten Verletzung in der vergangenen Saison nur einen Kurzeinsatz für S04.
Baba konnte seit seinem Wechsel zu Chelsea auch aufgrund vieler Verletzungen sein Können nicht mehr unter Beweis stellen, deshalb: Punkt für Crystal Palace: 1:1
Der Franzose kam in der vergangenen Saison auf 1.600 Minuten Einsatzzeit, verteilt auf 19 Partien. Netzte einmal selbst ein und bereitete zwei weitere Buden vor. Sakho wurde nur einmal verwarnt.
Der Serbe kam auf 1.989 Minuten in 24 Partien. In Schalkes Dreierkette blieb er ohne Torbeteiligung, kassierte fünf gelbe und eine gelb-rote Karte.
Sakho konnte nach seiner Dopingsperre nie wieder an sein Liverpooler Niveau anknüpfen. Nastasic dagegen scheint nach jedem Rückschlag noch stärker zurückzukommen, deshalb: Punkt für Schalke: 2:1
Der Engländer stand in 28 Ligapartien auf dem Platz, netzte dreimal ein und kassierte acht gelbe Karten.
Naldo verpasste keine Bundesliga-Sekunde, traf sieben Mal (unter anderem in beiden Derbys gegen den BVB), bereitete weitere zwei Buden vor und blieb mit 4 Karten ohne Gelbsperre.
Die "Goldene Glatze" Naldo wurde von "transfermarkt.de" und "11Freunde" zum Spieler der Saison gewählt, deshalb: Punkt für Schalke: 3:1
Der junge Engländer kam in der vergangenen Saison zu sieben Einsätzen. Gegen Liverpool kassierte die erste Rote Karte seiner Profikarriere.
Sanés Marktwert lag vergangenen Sommer noch bei 5 Mio. 32 Bundesliga-Partien und 5 Torbeteiligungen für Hannover 96 und eine überzeugende WM-Vorrunde mit Senegal später schwingt sich Sané zu Schalkes Hoffnungsträger auf.
Etablierter Abwehrrecke gegen Grünschnabel? Einfache Sache, deshalb: Punkt für Schalke: 4:1
Der Deutsch-Ghanaer kam in der vergangenen Saison zu 24 Einsätzen und konnte dabei einen Assist markieren.
Der US-Boy kam in der Vizemeistersaison zu 22 Einsätzen, konnte sich jedoch nicht durch Torbeteiligungen auszeichnen.
McKennie gilt zwar als Schalkes aktuell talentiertestes Eigengewächs im Kader und wurde auf die "Golden Boy"-Longlist gesetzt, doch Schlupp ist mit Leicester schon englischer Meister geworden und weiß auf dem Platz einfach ganz genau, was zu tun ist. Deshalb: Punkt für Crystal Palace: 4:2
Der Eagles-Captain machte 36 Partien und dazu gleich 10 Buden. Ein weiterer Assist und acht gelbe Karten sammelte er in über 3.000 Einsatzminuten.
Der Algerier kam nur auf 16 Partien, dabei jedoch auf sieben Torbeteiligungen. Nach Suspendierung in der vergangenen Saison setzt Tedesco wieder fest auf ihn.
Milivojevic war Palaces Lebensversicherung in der vergangenen Saison. Ohne ihren Captain würden die "Eagles" diese Saison in der Championship antreten. Dass Bentaleb so unverzichtbar fürs Schalker Spiel ist, lässt sich (noch) nicht behaupten. Deshalb: Punkt für Crystal Palace: 4:3
Der Schotte absolvierte 33 Partien für Palace in 2017/2018. Erzielte dabei fünf Tore und bereitete eine weitere Bude vor.
Der Marokkaner war Schalkes Königstransfer der vergangenen Saison. War in 31 Partien an zehn Toren direkt beteiligt.
Bundesliga-"Rookie of the Year" gegen alternden Schotten? C'mon, ganz klare Kiste. Punkt für Schalke: 5:3
Der Ex-Spurs-Profi machte in der vergangenen Saison 36 Partien für Palace und war an 10 Toren direkt beteiligt. Sammelte in 3.129 Spielminuten nur drei gelbe Karten.
Von vielen belächelt, aber todeseffizient: 11 Assists, sechs eigene Buden – Caligiuri war Schalkes Schlüsselspieler auf dem Weg zur Vizemeisterschaft.
10 Torbeteiligungen sind gut, aber 17 sind einfach besser. Deshalb: Punkt für Schalke: 6:3
Der Belgier, der einst als eines der größten Mittelstürmertalente Europas galt, hat sich in der vergangenen Saison schwer getan: Nur drei Tore und sechs Assists gelangen ihm in 31 Partien für die "Eagles".
"Burgi" ballerte sich in seiner ersten kompletten Saison auf Schalke weiter in die Herzen der "Knappen"-Anhänger: 11 Tore, dazu fünf Assists, in 32 Einsätzen. Der Österreicher schraubte seinen Marktwert seit seinem Wechsel nach Gelsenkirchen im Januar 2017 von 2 auf 13 Millionen Euro – und hat sich innerhalb von eineinhalb Jahren vom Zweitliga-Kicker zum Champions-League-Startet gemausert.
Ein österreichischer Zweitligakicker, der ansatzlos den neuen Gegebenheiten der Bundesliga gerecht wird und mit seiner nonchalanten Art perfekt zum Umfeld des Clubs passt, ist uns einfach lieber als ein gescheitertes Talent. Deshalb: Punkt für Schalke: 7:3
30 Millionen Euro Marktwert – warum? Zaha traf in der vergangenen Saion in 29 Partien nur neun Mal, bereitete fünf weitere Treffer vor. Überhaupt kam der Offensivspieler noch nie in seiner Profikarriere auf mindestens zehn Treffer.
Mark Uth wird kontinuierlich stärker und konstanter. In der vergangenen Saison bewies der gebürtige Kölner, der lange Jahre in den Niederlanden spielte, dass in ihm ein Stürmer von internationaler Klasse schlummert: 14 Tore und acht Assists in 31 Partien sprechen deutlich für sich.
Hey, Zaha: Cool, dass du 28 Minuten für Man United gespielt hast und dein Marktwert anscheinend noch immer davon lebt. Noch cooler: Seinen Marktwert mit 29 Erstligatoren innerhalb von drei Jahren von 2 auf 23 Millionen Euro erhöhen – so wie Mark Uth. Deshalb: Punkt für Schalke: 8:3
Ist es euch aufgefallen? Max Meyer, der laut seines Beraters Roger Wittmann "in jeder europäischen Spitzenmannschaft Stammspieler sein wird" ist – Stand jetzt – nicht einmal beim englischen Mittelklasseclub Crystal Palace Stammspieler. Hat er wenigstens das Zeug, das Niveau der "Eagles" anzuheben und tut sein Abgang Schalke wirklich weh?
In der vergangenen Saison schulte S04-Coach Domenico Tedesco Meyer zur klassischen Sechs um: Tempogegenstöße unterbrechen, Umschaltmomente kreieren, den Ball in den eigenen Reihen halten – "MM7" ging in seiner neuen Rolle voll auf.
Bei Palace sieht er sich jedoch nicht in diesem Profil. Im ersten Interview mit dem Club-TV erklärte Meyer, dass er sich als klassische, offensive 10 hinter einem Sturmduo sieht, die – sofern es der Trainer wünscht – auf die Außen ausweicht.
Meyers Argument ist seine Vielseitigkeit – die er jedoch zu großen Teilen erst Tedesco zu verdanken hat.
Serdar wird nicht die Lücke füllen, die Meyer durch seine Suspendierung und den ablösefreien Abgang in Schalkes letzte Mittelfeldreihe gerissen hat. Dafür haben die Königsblauen Omar Mascarell verpflichtet.
Serdar kann dennoch als direkter Ersatz für Meyer gesehen werden. Der deutsche U21-Nationalspieler ist flexibel einsetzbar, fühlt sich auf den Achter-Halbpositionen ebenso wohl wie im Mittelfeldzentrum. Dazu ist er für sein starkes Gegenpressing und vorletzte Bälle bekannt, die Torabschlusssituationen eröffnen.
Mit Serdar hat Schalke einen hochveranlagten, aber ebenso hoch abgehobenen 22-Jährigen mit einem nicht weniger begabten 21-Jährigen ersetzt. Das Argument pro Serdar ist jedoch: Er will seinen Vorschusslorbeeren aus Mainzer Zeiten noch gerecht werden und sich auf höchstem Niveau beweisen.
Punkt für – keinen der beiden Clubs:
Meyer ist eine klare Verstärkung für Palace dünn besetztes Mittelfeld, scheint aber noch keinen Anschluss an Roy Hodgsons Teams gefunden zu haben. Auf Schalker Seite sieht es nicht anders aus: Serdar stand im DFB-Pokal nicht im Kader und konnte noch nicht unter Beweis stellen, ob sein Talent auch im pragmatischen Tedesco-Fußball Früchte tragen kann.
Meyer hat zwar Recht, wenn er sagt, Palace habe einen starken Kader: Die Startelf der Südlondoner könnte in der Bundesliga sicher um die Europapokal-Plätze konkurrieren. Dass die Qualität des Kaders jedoch höher ist als die des Schalkers, ist ausgemachter Unsinn.
Meyer vergisst in seiner populistischen These komplett die Schnittstelle zwischen Einzelspielern und Spielsystem einzubeziehen. Natürlich ist ein Andros Townsend oberflächlich der bessere Spieler als ein Daniel Caligiuri: Höherer Marktwert, hochkarätigere Ex-Clubs, vielleicht sogar bessere Ballbehandlung. Doch Meyer lässt sich offenbar vom Geld blenden: Dass ein Wilfried Zaha beispielsweise mit 30 Millionen Euro bewertet wird, liegt nicht daran, dass er ein Ausnahmestürmer ist, sondern an der inflationären Blase namens Premier League, die selbst für Zweitligakicker wie James Maddison von Leicester City 25 Millionen Euro zahlt. Ein Guido Burgstaller müsste da auf der Insel doch glatt 50 Millionen bringen.