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ELF: Football-Star Tim Hänni rechnet mit geplatztem NFL-Traum ab

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Tim Hännis Wechsel in die NFL scheiterte. Aktuell spielt er in der ELF und arbeitet in einer Tiefbau-Firma. Bild: imago images / kirby lee
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ELF: Football-Star Tim Hänni zwischen Baustelle und dem geplatzten NFL-Traum

20.01.2024, 12:31
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Am Ende machte Tim Hänni sein Alter ein Strich durch die Rechnung: mit 26 Jahren. Täglich heißt es für ihn nun Bauhelm statt Football-Helm. Ein klassischer 40-Stunden-Job in einem Tiefbau-Unternehmen, statt täglich Kraftraum, Videostudium, Training und am Wochenende Spiele vor über 50.000 Zuschauer:innen.

Dabei war Hänni auf dem besten Weg in die amerikanische Football-Liga NFL. Er galt als einer der besten Spieler in Europa, das blieb auch den Scouts in den USA nicht verborgen. Mit 43 anderen ausgewählten Talenten durfte er bei einem speziellen Show-Training in London sein Können zeigen.

"Meine Noten waren gut und die Trainer waren auch sehr zufrieden mit mir. Ich habe arroganterweise gedacht, dass sie mich definitiv nehmen", blickt Hänni im Gespräch mit watson auf den Oktober 2022 rund um die turbulenten Tage zurück. Mit der Absage aus den USA erhielt er auch eine Einladung zu einem Probetraining für die kanadische Football-Liga CFL. Er lehnte umgehend ab.

"Ich war mental angeschlagen, brauchte Zeit für mich und habe mir einen klaren Kopf gemacht, was ich in Zukunft eigentlich machen will", resümiert er.

Die Leidenschaft für American Football ist bei ihm aber weiterhin ungebrochen. Statt in die USA ging es für ihn zurück in die Schweiz zu den Helvetic Guards nach Zürich in die aufstrebende European League of Football (ELF). Dort gehört der Defensive Tackle zu den besten Spielern, obwohl der Spagat zwischen 40-Stunden-Job und dem Alltag in der paneuropäischen Liga eine große Herausforderung ist.

ELF will Begeisterung um American Football nutzen

Wie beliebt die NFL und der American Football in Deutschland und Europa aktuell sind, zeigte sich erst im November bei den NFL-Spielen in Frankfurt. Beide Partien waren innerhalb weniger Minuten ausverkauft. In diese Richtung möchte sich auch die ELF, die unter dem Vorsitz von RTL-Experte Patrick Esume, in ihre vierte Saison geht, entwickeln.

Oder wie es Liga-CEO Zeljko Karajica im watson-Interview erklärte: "Es geht einfach um Familie, Party und das Zusammensein mit unterschiedlichsten Leuten, selbst wenn sie Fan eines anderen Teams sind. Wir sind das exakte Gegenmodell zum Fußball. Ich glaube, dass Familien das Thema peu à peu entdecken werden." Die Anzahl der Teams erhöhte sich bisher kontinuierlich und wird in der Saison 2024 bei 17 liegen.

"Die Liga ist ein Sprungbrett in die NFL."
ELF-Spieler Tim Hänni

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass für viele Spieler in der Liga American Football nur noch ein Hobby und kein professioneller Beruf ist. Bis zu sechs Spieler, die nicht aus dem Land des Teams kommen und vier US-Spieler werden als sogenannte "Imports" als Profis voll bezahlt. Ein Team umfasst jedoch meist um die 50 Spieler. Die meisten studieren oder haben einen ganz normalen Job, wie auch Tim Hänni.

Er genoss als Schweizer diesen Profi-Status während seines Jahres bei den Hamburg Sea Devils 2022. Dann sollte der große Schritt in das Programm der NFL folgen. Über das Show-Training werden Spieler für das International Pathway Programm (IPP) ausgewählt und von den US-Teams in ihre Trainingsgruppen aufgenommen – mit der Perspektive, es in die aktiven Kader zu schaffen. Die NFL versucht so auch den Marketingwert von europäischen Spielern in ihren Heimatländern zu nutzen.

Vom NFL-Radar zurück auf die Baustelle

Hänni hätte der erste Schweizer in der besten Football-Liga der Welt werden können. Der sogenannte Combine fand 2022 eine Woche nach Ende der ELF-Saison Anfang Oktober statt. Da er mit den Sea Devils bis ins Liga-Endspiel einzog, war die Spielzeit für ihn kräftezehrend und die Vorbereitungszeit kurz. Zudem zerrte er sich im Finale das Innenband im Knie. Die Voraussetzungen hätten besser sein können, doch nach dem positiven Feedback vor Ort hatte er ein gutes Gefühl.

Dann kam die Absage.

Hänni lernte die gnadenlose Business-Seite der NFL kennen. Im Nachhinein hat er jedoch Verständnis für die Entscheidung der Teams. Sein Weg ist nun ein anderer.

Als bekannt gegeben wurde, dass die Guards in Zürich Teil der ELF werden, war für ihn klar, dass er das Schweizer Footballprogramm mit seiner Anwesenheit pushen wollte. In der Baubranche absolvierte er bereits vor seinem Wechsel nach Hamburg eine Ausbildung und fasste nun dort Fuß. Sein Traumberuf bleibt jedoch bei der Polizei.

Eigentlich wollte er bereits 2021 zur Polizeischule, doch dann kam das Profi-Angebot aus Deutschland. Und auch nach seiner Rückkehr in die Schweiz ging er zurück in die Baubranche. Der Schichtdienst bei der Polizei und gleichzeitig aktiv Football spielen ist nicht vereinbar.

Doch die Kombination aus teilweise körperlich schwerer Arbeit auf der Baustelle und Football ist für den heute 27-Jährigen auch nicht immer leicht. Für der Schweizer ist das am Ende jedoch alles eine Sache der Mentalität. "Ich habe immer noch Freude am Sport: egal, ob Fitness oder Football. Es ist für mich ein Ventil, zum Frust ablassen von Job-Themen oder im Privaten. Da kann ich ein bisschen die Zeit vergessen."

Tim Hänni zeigt Tanzeinlagen nach gelungenen Aktionen

Auf dem Football-Feld bekam er von seinen Kollegen den Spitznamen "Hännimal" verpasst. "Ehrlich gesagt: Ich habe ihn am Anfang gehasst." Mittlerweile hat sich Hänni daran gewöhnt und "es ist ein Markenzeichen geworden und da stehe ich komplett hinter."

Trotz seiner Größe von 1,96 Metern und seinem Gewicht von 128 Kilogramm ist der Schweizer enorm dynamisch. Gerade auf seiner Position, auf der es darum geht, an den großen Quarterback-Beschützern vorbeizukommen, ein riesiger Vorteil.

Diese Beweglichkeit stellt er mit Tanzeinlagen unter Beweis, wenn er beispielsweise den gegnerischen Quarterback zu Fall bringt. "Ich habe einfach eine riesige Lebensfreude in mir und wenn du eine super Aktion hast, kommt das einfach raus."

Tim Hänni lobt ELF als Sprungbrett in die NFL

Wie lange der Defensiv-Spieler diesen Spagat aber noch leisten kann und will, ist fraglich. Er selbst will sich aktuell nur auf die anstehende Saison konzentrieren.

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Und in dieser geht es nicht nur für Hänni und die Guards, sondern die ganze Liga darum, sich im vierten Jahr weiter zu professionalisieren. "Ziel ist es natürlich, dass in fünf bis zehn Jahren jeder Spieler vom Sport leben kann und nicht mehr arbeiten muss", sagt Hänni.

Gleichzeitig stellt er die schon jetzt besondere Bedeutung der Liga für Spieler heraus, um den Weg in die NFL zu gehen. "Die Liga ist ein Sprungbrett in die NFL. Die IPP-Scouts halten die Augen sehr offen und junge Spieler können sich beweisen." Wenn sie das richtige Alter haben.

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