Über die Jahre hat sich die Fifa im Weltfußball keinen sonderlich guten Ruf erarbeitet. Jedes Mal, wenn man denkt, nun sei aber wirklich dir Grenze des guten Geschmacks überschritten, wartet der nächste Kalauer des Weltfußballverbands hinter der Ecke.
So lautete etwa der jüngste Vorstoß aus dem Hause Gianni Infantino: Die Weltmeisterschaft 2030 wird in sechs Ländern und auf drei Kontinenten stattfinden. Gegenüber watson bezeichnete das der Fanforscher Harald Lange als "interkontinentales Kuddelmuddel mit vielen Flugmeilen, unterschiedlichen Zeitzonen und verschieden großen Stücken vom begehrten WM-Kuchen". Dem würde sich wohl auch ein DFB-Star anschließen.
So hat die Nationalspielerin Almuth Schult im Gespräch mit dem Magazin "11 Freunde" deutliche Kritik an der Fifa geäußert. Das einzig positive an der WM sei, dass einhundert Jahre nach der ersten Weltmeisterschaft wieder in Uruguay gespielt wird, sagte Schult.
"Ansonsten diskutieren wir über Nachhaltigkeit, und dann fliegen die Teams zwischen den Kontinenten hin und her. Für die Spieler sind das zudem extreme Belastungen, wenn man erst in Montevideo und dann vier Tage später in Casablanca spielt."
Auch der Blick in die Zukunft sieht nicht rosig aus, wenn es um die Vergabe der Weltmeisterschaften geht. Voraussichtlich wird Saudi-Arabien den Zuschlag für die Austragung der WM 2034 bekommen. "Noch ist das Turnier nicht dahin vergeben worden", sagte Schult. "Es gibt andere Entscheider als damals in Katar, und auf die kann Einfluss genommen werden." Sie selbst hoffe, dass sich Australien noch bewirbt, die Frauen-WM dort habe "sehr viel Spaß gemacht".
Auch die kleine Schwester der Fifa, die Uefa, steht in keinem besseren Licht dar. DFB-Präsident Bernd Neuendorf ist dem Länderspiel der deutschen Frauen gegen Island ferngeblieben, weil parallel dazu eine Veranstaltung des europäischen Fußballverbands abgehalten wurde.
Ein Umstand, den Schult nicht nachvollziehen kann. "Warum setzt ihr wichtige Sitzungen an, wenn die Frauen spielen?", fragte Schult. "Oder passiert das beim nächsten Mal auch bei den Männern. Das wäre natürlich Gleichberechtigung", kommentiert sie süffisant.
Unterdessen hat auch der Deutsche Fußball-Bund selbst Probleme. So fehlte die etatmäßige Trainerin der Frauen-Nationalmannschaft, Martina Voss-Tecklenburg, bis zuletzt krankgeschrieben, nahm aber bereits Auftritte in der Öffentlichkeit wahr. Das sorgte für Kritik, auch von eigenen Spielerinnen.
Nationalspielerin Lena Oberdorf fand etwa deutlich Worte zu der aktuellen Situation: "Es gibt mir ein paar Fragezeichen, natürlich. Ich hätte mir da durchaus was anderes gewünscht. Dass man sagt: Okay, wir klären erstmal, was bei der WM passiert ist – und danach in den Erholungsurlaub. Nichtsdestotrotz ist es jetzt so passiert."
Dass Voss-Tecklenburg in ihrer Funktion als Bundestrainerin noch einmal zurückkommt, halten viele für unwahrscheinlich. Auch Almuth Schult: "Wenn ein jahrelanger Job vermeintlich ursächlich für eine Erkrankung ist, wird es sicherlich schwierig, innerhalb kürzester Zeit mit diesen Belastungen umzugehen", sagte die 32-Jährige.
"Alle weiteren Bemerkungen verbieten sich, das ist eine Sache des Respekts. Klären müssen das nun die Verantwortlichen, und ich bin stolz darauf, dass bei uns Frauen dazu keine Interna nach außen dringen."