Der Frust war groß bei Portugal nach dem überraschenden Viertelfinal-Aus gegen Marokko. Die favorisierten Portugiesen fanden gegen die kompakten und leidenschaftlich kämpfenden Nordafrikaner keine Lösung und mussten sich der 0:1-Niederlage fügen.
Superstar Cristiano Ronaldo, der erst in der 51. Minute eingewechselt wurde, verschwand nach Schlusspfiff schnell in den Katakomben des Stadions – und konnte im Spielertunnel seine Tränen nicht zurückhalten. Andere verdiente Spieler ließen ihren Emotionen auf anderen Kanälen Lauf und gingen in die Offensive.
Neben Ronaldo sind Innenverteidiger Pepe und Mittelfeldmann Bruno Fernandes die Lautsprecher des Teams. Die beiden hielten nach Schlusspfiff mit ihrem Ärger über den Schiedsrichter nicht hinterm Berg.
Die störten sich daran, dass ausgerechnet Facundo Tello die Partie gegen Marokko gepfiffen hatte. "Es ist inakzeptabel, dass ein argentinischer Schiedsrichter uns pfeift", wütete Pepe vor TV-Kameras. "Vor allem, nachdem sich Messi beschwert hat. Der Schiri war nicht der richtige Mann für das Spiel."
Was Pepe wohl meint: Lionel Messi hatte nach dem Sieg Argentiniens im Viertelfinalspiel gegen die Niederlande die fehlende Konstanz von Schiedsrichter Mateu Lahoz kritisiert. "Ich bin ziemlich verärgert. Das war mal so und mal so", sagte er über die Spielleitung von Lahoz, der am Freitagabend 17 Gelbe Karten verteilt und damit einen neuen WM-Rekord aufgestellt hatte.
Auch Pepe kritisierte nach dem Spiel gegen Marokko die fehlende Konstanz des Schiris. "Acht Minuten Nachspielzeit sind viel zu wenig! Die haben die ganze Zeit nur auf Zeit gespielt. Und dann nur acht Minuten?"
Bruno Fernandes schloss sich der Kritik an. "Ich finde es sehr merkwürdig, dass bei uns ein Schiedsrichter pfeift, dessen Nation noch im Turnier ist." Pepe setzte sogar noch einen drauf: "Jetzt können sie den Titel gleich an Argentinien vergeben."
Regeltechnisch gibt es an der Ansetzung des argentinischen Referees allerdings nichts auszusetzen. Schiedsrichter-Legende Urs Meier erklärte den entsprechenden Paragrafen im Interview mit watson vor Turnierbeginn am Beispiel von Fifa-Schiedsrichter Daniel Siebert und Deutschland.
"In der Regel könnte Daniel Siebert ein Achtel- und ein Viertelfinale pfeifen, selbst wenn Deutschland noch dabei ist. Er würde dann bloß auf der anderen Seite des Turnierbaums eingesetzt werden. Erst ab dem Halbfinale ist es ein Ausschlusskriterium", sagte Meier.
Die Fifa hat sich bei der Ansetzung von Tello also nichts vorzuwerfen. Objektiv betrachtet leistete sich der Unparteiische auch keine größeren Fehler – in der subjektiven Wahrnehmung von Pepe und Fernandes scheint das aber anders auszusehen.