Beim FC Schalke 04 ging es in den vergangenen Monaten drunter und drüber. Die sportliche Talfahrt schien kein Ende zu nehmen, die Unruhe im Klub wuchs. Und offenbar war es sogar knapper als gedacht, dass der Trainerstuhl erneut neu besetzt werden musste.
Denn Kees van Wonderen, der im November die Knappen übernahm, stand laut übereinstimmenden Medienberichten kurz vor dem Rücktritt.
Der Niederländer hatte von Beginn an einen schweren Stand auf Schalke. Noch bevor er sein erstes Spiel an der Seitenlinie leitete, wurde seine vermeintlich defensive Spielweise kritisch beäugt. Die ersten Auftritte seiner Mannschaft halfen nicht, um Zweifel zu zerstreuen.
Nach einem müden 0:1 in Hannover folgte eine spektakuläre, aber bittere 3:4-Niederlage gegen Greuther Fürth. Auch das Pokal-Aus gegen den FC Augsburg und ein torloses Remis gegen Aufsteiger Ulm ließen die Stimmung unter den Fans nicht besser werden.
Ein Lichtblick schien der Heimsieg gegen Regensburg zu sein, gefolgt von einem Achtungserfolg beim Hamburger SV, wo Schalke nach 0:2-Rückstand noch einen Punkt holte. Doch die Ernüchterung kam schnell zurück: Ein 0:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern ließ die Kritik am Coach erneut anschwellen.
Offenbar wuchs der Druck derart, dass van Wonderen sich am 5. Dezember vor dem Spiel beim damaligen Tabellenführer SC Paderborn an die Vereinsführung wandte und seinen Rücktritt anbot.
Laut Sky und "Bild" soll der 56-Jährige nicht mehr daran geglaubt haben, die Mannschaft entscheidend weiterentwickeln zu können. Auch sein Trainerteam war über diesen Schritt informiert, und es scheint, als hätte auch die Mannschaft Wind davon bekommen.
Schalkes Bosse forderten jedoch Bedenkzeit und nahmen parallel Kontakt zu Friedhelm Funkel auf. Der erfahrene Coach sei sogar bereit gewesen, das Ruder zu übernehmen.
Doch dann kam alles anders: Van Wonderen ließ Schalke plötzlich offensiver auftreten, Kapitän Kenan Karaman hielt eine mitreißende Kabinenansprache – und plötzlich spielte das Team wie ausgewechselt. Beim damaligen Tabellenführer Paderborn gewannen die Knappen deutlich und setzten ihren Lauf gegen Fortuna Düsseldorf und Elversberg fort.
Die Folge: Ein Trainerwechsel war in der Winterpause kein Thema mehr.
Doch zu Beginn des neuen Jahres setzte erneut Ernüchterung ein. Schalke kam bei Eintracht Braunschweig nicht über ein 0:0 hinaus, nach einem Heimsieg gegen den 1. FC Nürnberg setzte es zwei deutliche Pleiten. Besonders die schwache Vorstellung gegen den 1. FC Magdeburg alarmierte die Verantwortlichen.
Dass die Mannschaft von der Spielweise des Gegners überrascht wurde, wurde auch dem Trainer angekreidet. Beim Auswärtsspiel in Köln präsentierte sich Schalke zudem unerwartet passiv. Interne Kritik an van Wonderens taktischen Entscheidungen wurde lauter – auch, weil die Kölner vier Tage zuvor noch 120 Minuten im DFB-Pokal gespielt hatten.
Auch seine personellen Entscheidungen stehen auf dem Prüfstand. So werden seine Aufstellungen und Auswechslungen innerhalb des Klubs nicht nur hinterfragt, sondern zunehmend als Schwachstelle gesehen. Dass der Coach bereits im Dezember seinen Rücktritt angeboten hatte, verstärkt intern die Zweifel an seiner langfristigen Zukunft auf Schalke.
Zwar brachte der 2:1-Sieg gegen den Karlsruher SC etwas Ruhe, doch es ist klar: Van Wonderen muss dringend weitere Erfolge liefern, um sich dauerhaft auf Schalke zu halten. Ansonsten dürften die Gerüchte um eine Anstellung von Funkel schnell wieder aufflammen.