Der 1. FC Köln steht unter Druck. Sechs Spiele vor Schluss ist der direkte Wiederaufstieg in greifbarer Nähe – aber noch nicht gesichert. In der engen Spitzengruppe der zweiten Liga zählt jeder Punkt. Doch ausgerechnet im Heimspiel gegen Hertha BSC setzte es einen schmerzhaften Rückschlag. Mit 0:1 musste sich der Kölner Traditionsklub geschlagen geben – ein Ergebnis, das nicht nur sportlich wehtut, sondern auch emotional.
Denn einer der entscheidenden Männer auf dem Platz war ausgerechnet ein ehemaliger Kölner: Toni Leistner. Der heute 34-Jährige war 2020 ein halbes Jahr von den Queens Park Rangers ausgeliehen, absolvierte 13 Spiele für den FC und hielt mit dem Team am Ende die Klasse. Nun kehrte er mit Hertha ins Rhein-Energie-Stadion zurück – und überzeugte auf ganzer Linie.
Nach dem Abpfiff war die Erleichterung dem Innenverteidiger deutlich anzusehen. In den Katakomben des Stadions lobte er die Leistung seines Teams: Man habe gut verteidigt und sich mehr Chancen als der FC erspielt. Deshalb sei es "extrem erfreulich", dass man die Partie mit 1:0 über die Bühne gebracht habe, zitiert der "Express" den Abwehrspieler.
Für Leistner war es der erste Sieg gegen seinen Ex-Klub – zuvor hatte er dreimal gegen Köln verloren.
Mit einem breiten Grinsen sprach der Abwehrspieler anschließend auch über seine eigene Zukunft. Sein Plan sei es, nach der Saison noch ein weiteres Jahr dranzuhängen – ob bei Hertha oder anderswo, ließ er offen. "Irgendjemand wird mich schon nehmen", sagte er trotz seines auslaufenden Vertrags selbstbewusst.
Ein Satz, der besonders hängen blieb, war seine scherzhafte Bemerkung über eine mögliche Rückkehr nach Köln. "Wenn ich den Trainer nach dem Pokalspiel gehört habe, dann komme ich vielleicht nochmal zurück", sagte Leistner lachend – ein Seitenhieb mit Augenzwinkern.
Denn Köln-Trainer Gerhard Struber hatte ihn nach dem DFB-Pokal-Duell im Dezember öffentlich gelobt. Damals gewann der FC mit 2:1 nach Verlängerung – aber Struber zeigte sich beeindruckt von Leistners Spiel: robust, klar im Aufbau, stark in der letzten Linie. "In mehrerlei Hinsicht war das ein Leistner, den wir in Zukunft so nicht mehr sehen wollen gegen uns – er war zu gut", hatte Struber damals betont.
Leistner nahm sich diese Worte offenbar zu Herzen – und zeigte erneut eine Topleistung. Beim 1:0-Sieg am Samstag war er statistisch überragend: 100 Prozent gewonnene Zweikämpfe, ebenso alle Kopfballduelle für sich entschieden, dazu eine Passquote von 94 Prozent. Als Hertha-Kapitän hielt er den Laden dicht.
Trotz der Niederlage seines Ex-Klubs fand Leistner auch warme Worte. "Um ehrlich zu sein, braucht der FC noch zwei, drei Siege aus den letzten sechs Spielen. Deswegen denke ich schon, dass sie mit dem Hamburger SV hochgehen werden", machte er allen Kölnern Hoffnungen. "Für mich ist das Aufstiegsrennen schon entschieden."
Neben dem sportlichen Aspekt blieb für ihn auch der emotionale Teil nicht aus. Er habe die Spiele in Köln immer gemocht und auch diesmal wieder Freude gehabt – auch wenn sich seine Freunde im Stadion "wahrscheinlich ein bisschen geärgert haben". Das aber nehme er mit Humor: "Freunde zu ärgern und ein bisschen zu frotzeln hinterher – das macht natürlich auch Spaß."