Die Zeit von Torhüter Ralf Fährmann bei Schalke 04 geht zu Ende – nicht laut, nicht spektakulär, aber umso bewegender. Am Donnerstag brachte der 36-Jährige einen Kuchen zur Geschäftsstelle, um sich persönlich von den Mitarbeiter:innen zu verabschieden.
Am Sonntag folgt dann der offizielle Abschied – vor dem letzten Heimspiel der Saison gegen Elversberg, gemeinsam mit sechs weiteren Spielern, deren Verträge nicht verlängert werden.
Am Freitag veröffentlichte Fährmann dann ein Video auf Instagram, um den Abschied von Fans und Herzensverein perfekt zu machen. Nun hat auch der Verein selbst auf Youtube nachgelegt – mit einem Rückblick, der unter die Haut geht.
Es ist ein Moment aus dem Jahr 2011, der den Ton dieses Abschieds setzt. Damals, beim Supercup-Finale gegen Borussia Dortmund, stand Fährmann zum ersten Mal in einem Pflichtspiel für Schalke im Tor. Neuer war zu den Bayern gewechselt, Fährmann sollte die Lücke füllen. Und trat im Elfmeterschießen gegen Kevin Großkreutz an.
Der 36-Jährige schaut seiner 14 Jahre jüngeren Version dabei zu, wie er den Schuss hält. "Geil", kommentiert er die Parade heute. Damals wählte er seine Worte noch etwas diplomatischer: "Ich fühle mich nicht als Held. Aber das war ein Traumeinstand und gibt mir ordentlich Rückenwind."
Wenige Minuten später, als der Sieg perfekt war, stimmte er vor der Fankurve die Gesänge an – der Druck, der auf ihm gelastet hatte, fiel in Sekundenbruchteilen von ihm ab. Heute, sagt Fährmann in dem neuen Video, sei genau das der Moment gewesen, auf den er jahrelang hingearbeitet habe.
"Dieses Gefühl, wenn du vor der Kurve stehst, es gibt einfach nichts Besseres." Er schluckt, seine Stimme bricht. "Du wirst bejubelt, du wirst gefeiert. Dafür lebt man – das ist einfach wunderschön."
Er sei wahnsinnig dankbar, "bis in die letzte Faser seines Körpers". Und auch wenn er Schalke nun verlasse, werde dieser eine Moment für immer in seinem Herzen bleiben. Als er das sagt, klopft er sich auf die Brust. Eine Geste, die er vor allem den Schalker Fans widmet.
Fährmann ist nicht allein. Insgesamt sieben Spieler verlassen Schalke 04 zum Saisonende: Neben ihm sind auch Mehmet Aydin, Marcin Kaminski, Tobias Mohr, Michael Langer, Dominick Drexler und Aymen Barkok betroffen.
Einziger Trost: Drexler wird dem Klub erhalten bleiben, er wechselt in den Trainerstab der U17.
Doch Fährmanns Abschied sticht heraus. Weil es nicht nur der Abschied eines Spielers ist, sondern der eines Symbols. Kaum ein anderer verkörperte in den vergangenen Jahren so sehr die Ambivalenz dieses Vereins – zwischen Hoffnung und Absturz, Aufstieg und Tränen.