Es war die Überraschung in der diesjährigen Staffel von "DSDS": Florian Silbereisen löste Xavier Naidoo in den Live-Shows als Juror ab. Der war kurz zuvor von RTL von seinen Aufgaben entbunden worden, nachdem ein Video aufgetaucht ist, in dem er kryptisch über rechte Verschwörungstheorien sprach. Die Begeisterung über Silbereisen als neuen Juror hielt sich unter RTL-Zuschauern zunächst in Grenzen. Das änderte sich allerdings schnell.
Denn zur Überraschung der Fans schlug sich Florian Silbereisen an der Seite von Dieter Bohlen, Pietro Lombardi und Oana Nechiti ziemlich gut. Er war nicht nur sympathisch, schlagfertig, locker und sogar lustig. Er war auch extrem offen und plauderte private Details aus – auch über seine Ex-Freundin Helene Fischer.
Das kam bei den Zuschauern extrem gut an. Nicht nur die "DSDS"-Quoten waren top, sondern auch das, was in den sozialen Medien über den Juror zu lesen war. Die zunächst kritischen "DSDS"-Fans überhäuften "den Flori" quasi mit Komplimenten:
Auch der Schlager-Star selbst hat von seiner Teilnahme an der Sendung profitiert. Denn er hat sich so von seinen eigenen Schlager-Shows lösen können. Das sieht auch der Hamburger Musikexperte, Musikgutachter und Musikberater Heiko Maus so. RTL habe seiner Meinung nach mit der Verpflichtung von Silbereisen als Ersatz-Jurymitglied ein glückliches Händchen bewiesen. "Florian Silbereisen ist beliebt und kommt sowohl bei der traditionsbewussten als auch bei der jüngeren Zielgruppe an", sagt Maus gegenüber watson.
Und Silbereisen hat der Jury-Job tatsächlich etwas gebracht. Statt wie zuvor nur 2012er-mäßig via Facebook mit seinen Fans zu kommunizieren, ist er nun auf Instagram aktiv. Dort postete er pünktlich zu seiner "DSDS"-Premiere erstmals ein Foto und hielt seine mittlerweile mehr als 95.000 Follower bis zum Finale fleißig mit Backstage-Aufnahmen aus dem TV-Studio auf dem Laufenden.
Der Ausflug zum Privatfernsehen hat ihm also zumindest noch ein paar neue Social-Media-Skills eingebracht. Silbereisen scheint begriffen zu haben, dass er die junge Zielgruppen auch digital erreichen muss, erklärt PR- und Medienprofi Ferris Bühler gegenüber watson und ist sich sicher: "Auch wenn er künftig seinen Job als 'DSDS'-Juror los sein würde, könnte er damit zumindest seine neue Karriere als Influencer weiterverfolgen."
Ob er seine Reichweite wirklich künftig weiter nutzt, wird sich zeigen. Ein weiterer Anlass für einen Post würde sich auf jeden Fall schon in wenigen Tagen bieten: Die neue Folge "Das Traumschiff", in der Silbereisen wieder als Kapitän zu sehen ist, läuft am Ostersonntag (12. April) im ZDF.
Aber nicht nur Silbereisen profitierte von dem Format. Auch umgekehrt war das der Fall. Da an der Show ohnehin einige Kandidaten teilnahmen, die sich an Schlagermusik versuchten, machte es absolut Sinn, mit Silbereisen einen echten Schlagerexperten in die Jury zu holen. Er konnte die Auftritte authentisch bewerten – ohne bei Kritik unter die Gürtellinie zu gehen, wie es Dieter Bohlen meist tut. Langweilig oder zurückhaltend waren seine Kommentare dennoch nicht. Er verpackte sie nur charmanter.
Der Sendung tat seine Anwesenheit auf jeden Fall gut. Vor allem mal jemanden dabei zu haben, der eben nicht zu den immer wiederkehrenden Gesichtern des Privatfernsehens gehört. Die Quoten waren für RTL ebenfalls erfreulich. Das Finale konnte die höchste Reichweite seit fünf Jahren erzielen – zumindest beim Gesamtpublikum. In der jungen Zielgruppe hingegen musste die Show Abstriche machen. Ob der Schlager-Star also vielleicht wirklich eine etwas andere Zuschauerschaft vor den Fernseher lockt? Möglich wäre das, wie auch Musikexperte Maus sagt:
Auch Medienexperte Ferris Bühler ist überzeugt, dass RTL durch Silbereisen eine neue Zielgruppe für die Sendung gewinnen konnte - nämlich das ARD-Schlagerpublikum. "RTL hat mit Silbereisen also die perfekte Karte gespielt", sagt er gegenüber watson.
Aber wie geht es nun mit Silbereisen weiter? Als "Traumschiff"-Kapitän wird er auch weiterhin vor der Kamera stehen – auch wenn die Dreharbeiten durch die Corona-Krise derzeit auf Eis liegen. Ob er allerdings in der neuen Staffel "Deutschland sucht den Superstar" 2021 wieder in der Jury sitzt, ist fraglich. Dieter Bohlen hatte auf genau diese Frage eines Fans bei Instagram mit einem "Nein" geantwortet. Flori würde sich wieder seiner eigenen Sendung widmen. Als ein anderer Follower jedoch noch einmal wissen wollte, ob die Jury im kommenden Jahr gleich bleibt, hielt sich Bohlen bedeckter und antwortete mit einem "weiß keiner".
Möglicherweise war sein vorgepreschtes "Nein" eine etwas vorschnelle Reaktion, denn seitens RTL wurde noch nichts über einen möglichen Verbleib von Florian Silbereisen in der Jury gesagt. Oder Bohlen wollte schon jetzt deutlich machen, dass er nicht bereit ist, sich das Rampenlicht noch einmal mit einem solch großen Star zu teilen. Die Gefahr ist immerhin groß, dass ihm Flori als erfahrener TV-Moderator und Musiker den Thron streitig macht. Denn laut Bühler habe Silbereisen nicht nur "mit seiner konstruktiven Kritik die Herzen der Kandidaten und Zuschauer" erobert, sondern wurde so "zum neuen 'DSDS'-Publikumsliebling". "Spätestens im Finale war klar, dass Silbereisen Bohlen die Show stahl", meint Bühler. Das dürfte Bohlen wohl nicht unbedingt gefallen.
Auf Anfrage von watson äußerte sich der Schlagersänger bislang übrigens nicht zu einer möglichen Teilnahme im kommenden Jahr. Auch RTL wollte die Personalie nicht weiter kommentieren und teilte watson lediglich mit:
Angesichts der Quoten und des positiven Feedbacks der Fans wäre RTL ein Wiedersehen mit Florian Silbereisen zu wünschen. Und auch andersherum würde dem Showmaster sicher ein erneuter Ausflug zum Privatsender nicht schaden.
(jei)