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Diversität in "Faking Hitler": So hebt sich die Serie von anderen Verfilmungen ab

Elisabeth Stöckel (Sinje Irslinger) ist wütend auf ihren Vater Hans Stöckel (Ulrich Tukur).

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Sinje Irslinger als Elisabeth Stöckel und Ulrich Tukur als ihr Vater Hans Stöckel.Bild: RTL / Wolfgang Ennenbach
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Diversität in "Faking Hitler": So hebt sich die Serie von anderen Verfilmungen ab

30.11.2021, 14:06
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Am 30. November ging die neue RTL+-Serie "Faking Hitler" an den Start: Moritz Bleibtreu spielt den Künstler und Kunstfälscher Konrad Kujau, Lars Eidinger verkörpert den "Stern"-Journalisten Gerd Heidemann, dem Kujau gefälschte "Hitler-Tagebücher" verkauft hat. Heidemann hielt auch dann noch an der Echtheit der Tagebücher fest, als es widersprüchliche Gutachten dazu gegeben hat. In den angeblich persönlichen Aufzeichnungen Hitlers wird er als beinahe schon menschlich und nahbar durch Kujaus Feder dargestellt.

Bei dem Skandal um die gefälschten Tagebücher geht es um eine wahre Geschichte, die durch den Drehbuchautoren Tommy Wosch nach dem Film "Schtonk!" neu als sechsteilige Serie inszeniert wurde. Als Regisseure zeichneten Wolfgang Groos und Tobi Baumann verantwortlich.

Hinzugedichtet wurde der Story allerdings ein bedeutender Nebenhandlungsstrang innerhalb der Serie, nämlich den der jungen "Stern"-Journalistin Elisabeth Stöckel, die es nur durch ihre Hartnäckigkeit ins Ressort "Hintergrund" schafft und dort die SS-Vergangenheit von Horst Tappert aufdecken möchte.

Dabei entdeckt Elisabeth jedoch, dass ihr eigener Vater Hans Stöckel bei der SS und an einem Massaker in Frankreich beteiligt gewesen ist. Beim "Stern" vernichtet sie Beweise, die seine Vergangenheit belegen und wird dabei von ihrem Kollegen beobachtet und fotografiert, der die Veröffentlichung der "Hitler-Tagebücher" verhindern will und sie mit den Fotos erpresst. Was diese fiktive Rolle für die Verfilmung bedeutet, dazu haben sich unter anderem die Regisseure geäußert.

Faking Hitler

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Auch auf dem Plakat zur Serie prominent in Szene gesetzt: Die Rolle von Elisabeth Stöckel.Bild: RTL

Elisabeth Stöckel in "Faking Hitler" zeigt besondere Haltung der Macher

Im Interview mit RTL gab zunächst Wolfgang Groos zu verstehen, dass die Haltung der Macherinnen und Macher von "Faking Hitler" deutlich werden sollte. So sei die Veröffentlichung von Tagebüchern, in denen der Massenmörder Hitler als "sympathischer Opa beschrieben wird, moralisch verwerflich." Um diese Haltung rüberzubringen, entschied man sich für die Figur der Elisabeth, wie Groos fortfährt. Denn sie zeigt, wie man sich verhält, wenn man persönlich von diesem Thema betroffen ist:

"Das heißt für Elisabeth: wenn der Vater in der NS-Zeit an einem Kriegsverbrechen beteiligt war. Ich finde besonders diesen Aspekt sehr aktuell, denn bei allen Krisen, die wir erleben, wird unsere Betrachtung und Haltung davon beeinflusst, wie sehr wir persönlich beeinträchtigt sind. Und genau in diesen Situationen zeigt sich, wie man sich moralisch wirklich verhält."

Auch für Baumann sei die vielschichtige Involviertheit der Elisabeth wichtig für die Darstellung des Skandals in "Faking Hitler". Er erklärt im RTL-Interview, dass sie sich sowohl in der privaten Auseinandersetzung mit ihrem Vater als auch innerhalb des "Sterns" in ihrer Journalistinnenrolle moralische Fragen stellt, die sich auch das Publikum stelle. "Mit ihr gewinnen wir auch die Perspektive der Nach-Täter-Generation hinzu. Mir gefiel von Anfang an sehr, wie Tommy uns die Serie vorgestellt hat: als eine Geschichte über Verführung", fügt Baumann an.

Elisabeth Stöckel (Sinje Irslinger) stellt ihren Vater im Hörsaal zur Rede.

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Sinje Irslinger als Elisabeth Stöckel in "Faking Hitler".Bild: RTL / Wolfgang Ennenbach

Schließlich deutete auch Moritz Bleibtreu im Interview mit watson schon die Unterschiede zwischen den Verfilmungen an und stellte klar: "Ich finde, 'Schtonk!' und 'Faking Hitler' kann man gar nicht vergleichen, denn sie gehen den Skandal um die Hitler-Tagebücher mit zwei verschiedenen Ansätzen an und erzählen jeweils eine völlig andere Geschichte." Im Fall von "Faking Hitler" eben zusätzlich mit der besonderen, aber fiktiven Frauenrolle.

Frauenrolle ist kritisch überladen

Der diverse Ansatz in "Faking Hitler", einer jungen Frau eine so tragende Rolle zu geben, auch wenn sie hinzugedichtet ist, ist per se erst einmal als positiv zu deuten. Immerhin zeigt sich in ihrer Person nicht nur die moralische Auseinandersetzung mit der persönlichen Familiengeschichte, sondern es erschien ebenfalls wichtig zu zeigen, wie sie sich als Jungredakteurin durch die männerdominierte (wiederum nicht fiktive) Welt des "Stern" in den 1980ern kämpft und sich beweist.

ARCHIV - 17.11.2021, Berlin: Die Schauspieler Moritz Bleibtreu (l-r), Sinja Irslinger und Lars Eidinger kommen zur Premiere der RTL+-Serie "Faking Hitler" in den Delphi-Filmpalast. (zu dpa V ...
Moritz Bleibtreu, Sinje Irslinger und Lars Eidinger bei der Premiere von "Faking Hitler".Bild: dpa / Jörg Carstensen

Dennoch könnte man kritisieren, dass sich viele Handlungspunkte auf einer einzigen Person versammeln, etwa der Sexismus im Arbeitsleben, die SS-Geschichte ihres Vaters, mit der sie sich privat und beruflich auseinandersetzen muss, später aber auch die Erpressung und das versuchte Verhindern der Tagebuch-Veröffentlichung. Dass diese plakativen Motive alle auf einer einzigen Person "abgeladen" werden, macht den diversen Ansatz der Serie beinahe zunichte.

Vielleicht wäre es da besser gewesen, die angebrochene Diversität noch auszubauen und Elisabeth eine zweite Frau an die Seite zu stellen.

(cfl)

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